Nürnberg Ice Tigers und Adler Mannheim gleichen Halbfinal-Serien ausRed Bull München und Eisbären Berlin verlieren Eis-Krimis

Die Fans in Nürnberg erlebten eine echte Play-off-Schlacht. In Mannheim war der brutale Ellenbogencheck Check von Münchens Eishockeyrambo Steven Pinizzotto gegen den Kopf von Matthias Plachta natürlich immer noch heiß diskutiertes Thema. Der Deutsch-Kanadier wurde für fünf Spiele gesperrt, Plachta fehlte verletzt (Hockeyweb berichtete). Für Brisanz in der Kurpfalz war also gesorgt.
Nürnberg Ice Tigers – Eisbären Berlin 3:2 n.V. (1:1, 1:1, 0:0, 1:0)
Play-off-Stand: 1:1
Die Nürnberg Ice Tigers haben das zweite Halbfinale gegen den EHC Eisbären Berlin mit 3:2 nach Verlängerung gewonnen, in der Best-of-Seven-Serie zum 1:1 ausgeglichen. Was für eine Klasse. Was für eine Spannung. Was für eine Dramatik. Was für eine Schlacht. Ein Vorzeige-Play-off-Spiel, eine Blaupause für Partien der Meisterrunde. Es war ein echtes Torschuss-Spektakel (77:80).
John Mitchell war der Held der Tiger mit seinem Siegtreffer in der 77. Minute. 7672 Fans in der ausverkauften Nürnberger Arena flippten aus. Nach einer engen Partie. Wie eigentlich fast immer in dieser Spielzeit. Drei der vier Hauptrundenduelle dieser beiden Teams wurden erst jenseits der 60. Minute entscheiden. Dieses Spiel macht klar, wie eng der Wettstreit dieser beiden Teams schon in der gesamten Saison war. Nach mehreren Positionswechseln entschied am Ende ein einziger Zähler über Tabellenzweiter- und Dritter.
Olympia-Held Leo Pföderl brachte Nürnberg mit 1:0 in Führung. Praktisch aus dem Nichts glich Eisbär Nick Petersen aus (11.). Es ging hin und her. Hochgeschwindigkeits-Hockey pur. Jens Baxmann, der sein 800. DEL-Spiel für die Eisbären bestritt, meinte nach dem ersten Abschnitt: „Das ist eine ausgeglichene Partie. Mein Jubiläum interessiert mich nicht wirklich. In den Play-off steht nur die Mannschaft im Vordergrund.“ Weiter gings. Mit einem Traumtor von Louis-Marc Aubry. Das Play-off-Monster der Bären zimmerte das Spielgerät millimetergenau ins rechte Eck (35.). Nürnberg antwortete mit wütenden Angriffen. Und wurde belohnt. Mit der Schlusssirene traf erneut Pföderl nach Videobeweis zum 2:2 (40.). Dabei blieb es im dritten Drittel. Auch, weil die Torhüter Niklas Treutle (Nürnberg) und Petri Vehanen (Berlin) über sich hinauswuchsen. Beide zeigten Wahnsinns-Paraden. Verlängerung. Hier machte sich schließlich Mitchell mit seinem Siegtor zum umjubelten Helden (77.). „Es ist enttäuschend, bitter, wenn man in der Verlängerung verliert. Wir hatten die Chancen, um zu gewinnen. Aber wir haben schon am Montag die Möglichkeit, es besser zu machen. Wenn wir unser Spiel durchziehen, bin ich auch sicher, dass es klappt“, meinte Eisbär Daniel Fischbuch nach dem Spiel. Nürnbergs Marcus Weber ergänzte: „Wie haben heute die Kleinigkeiten richtig gemacht. Wenn wir so spielen, fällt auch mal einer rein. Wir müssen nur unsere Heimspiele gewinnen und einmal in Berlin.“
Tiger-Trainer Rob Wilson erklärte: „Zwei gute Teams spielen gutes, hartes Eishockey. Es hätte so und so ausgehen können, wir hatten das Glück heute auf unserer Seite. Wir haben den Sieg heute gebraucht, um in der Serie anzukommen. Ein 0:2 in der Serie wäre sehr hart gewesen.“ Bären-Chefcoach Uwe Krupp machte seiner Mannschaft keine großen Vorwürfe: „Mir gefällt, wie meine Mannschaft spielt. Wir spielen gutes Eishockey und erarbeiten uns die Chancen. Es war sehr eng, Nürnberg hat seine Chance in der Overtime genutzt und wir nicht.“ Am Montag (15.00 Uhr) geht die Serie in der Mercedes-Benz-Arena in der Hauptstadt weiter.
Adler Mannheim – EHC RB München 4:2 (1:1; 0:0; 3:1)
Play-off-Stand: 1:1
Vor der Partie äußerte sich Münchens Michael Wolf nochmal zum Brutalo-Foul seines Teamkollegen Steven Pinizzotto: „Es ist jetzt passiert. Da kann man jetzt nichts mehr machen. Er hat die Strafe dafür bekommen. Ich denke, auch nicht zu wenig. Ich denke, dass beide Mannschaften heute versuchen, von der Strafbank wegzubleiben.“ Und Mannheim-Boss Daniel Hopp sagte mit bitterer Miene über den Spieler mit der „Nummer 14“ (den Namen sprach Hopp nicht aus): „Wir nehmen das jetzt so hin.“ Nebenbei droht Adler-Trainer Bill Stewart nach seiner Schiedsrichterkritik („Die Leistung war inakzeptabel“) Ärger von der DEL.
Zum Sport. Die Adler starteten vor 13600 Fans in der restlos ausverkauften SAP-Arena mit einer Blitzführung. Torwart Danny Aus den Birken ließ einen Schuss von Thomas Larkin durch die Schoner gleiten – 1:0. Gerade 39 Sekunden waren gespielt. Das ging ja gut los. München fing sich. Yannic Seidenberg schaffte mit seinem ersten Play-off-Treffer den Ausgleich – 1:1 (17.). München jetzt mit Oberwasser. Und der verdienten Führung. Jason Jaffray brachte die Bullen in Front (41.). Machte die Adler richtig sauer. Sie nahmen die Bullen auf die Hörner. Per Doppelschlag. Innerhalb von 52 Sekunden drehten Christoph Ullmann und Luke Adam die Partie (beide 53.). Die Kurpfalz stand Kopf. Angetrieben von den frenetischen Fans stemmten sich die Adler gegen alles, was ein Bullentrikot anhatte. Marcus Kink traf am Ende ins inzwischen verwaiste Tor des Meisters (60./Empty Net). Die Adler fliegen wieder. Mannheims Luke Adam strahlte: „Das war ein großer Sieg für uns. Auch für Matthias Plachta. Andere sind für ihn eingesprungen, haben einen guten Job gemacht. Jetzt wollen wir in München gewinnen, uns den Heimvorteil holen.“ Münchens Kapitän Wolf sagte zerknirscht: „Wir müssen uns vorwerfen, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben und das Spiel nicht frühzeitig entschieden haben. Auf der anderen Seite hat Mannheim dann seine wenigen Gelegenheiten eiskalt ausgenutzt.“
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