Nürnberg erobert TabellenspitzeVom Jäger zum Gejagten
Dass Ice-Tigers-Goalie Andreas Jenike nach dem Spiel einen äußerst gelösten Eindruck machte, lag wohl nicht ausschließlich an der Tabellenführung. Nicht nur für sein Team, sondern auch für ihn persönlich läuft es derzeit praktisch perfekt. Schon zum dritten Mal in Folge gab Trainer Rob Wilson ihm und nicht seinem Konkurrenten auf der Torhüterposition, Jochen Reimer, den Vorzug. Was das im Hinblick auf den Rest der Saison bedeutet, dazu ließ sich Jenike, trotz blendender Laune, nicht viel entlocken: „Ich versuche, darüber gar nicht nachzudenken. Die Saison läuft gut für mich und ich spiele konstant, das gefällt mir. Den Rest muss der Trainer entscheiden.“ Die Entscheidung, Jenike erneut starten zu lassen, ist dennoch bemerkenswert, lässt die sportliche Leitung in Nürnberg im Tor doch sonst regelmäßig rotieren.
Im Tor der Gäste aus Düsseldorf übrigens stand Youngster Felix Bick, die etatmäßige Nummer 1 Mathias Niederberger musste sich mit der Position des Back-up-Goalies begnügen. Bick stand gleich zu Beginn des Spiels im Mittelpunkt als er eine 3-auf-1-Situation der Gastgeber sehenswert entschärfte (3.). Auch als Nürnbergs Verteidiger Jesse Blacker sich von der Grundlinie in den Slot bewegte und einen Rückhandschuss ansetzte, war Bick auf dem Posten (10.). Der Torerfolg für die Ice Tigers ließ jedoch trotzdem nicht lange auf sich warten: Düsseldorfs Daschner saß auf der Strafbank, als Bick einen Schuss von Leonhard Pföderl nur prallen lassen konnte und Yasin Ehliz keine Mühe hatte, den Rebound zum 1:0 zu verwandeln (11.). Doch die DEG, die dringend Punkte braucht, um sich zumindest eine einigermaßen realistische Chance auf die Pre-Play-offs zu erhalten, kam noch im 1. Drittel zum Ausgleich. Ebner traf per Handgelenksschuss aus halbrechter Position (18.).
In einer allenfalls mäßig intensiven Partie waren es jedoch die Franken, die Mitte zweiten Drittels erneut in Führung gingen. Wieder war es Yasin Ehliz, der eine 5:3-Überzahl nutzen konnte (27.). Nur knapp vier Minuten dauerte es, bis die DEG auch diese Führung egalisieren konnte. Rob Collins fischte einen Querschläger im Nürnberger Slot aus der Luft und schlenzte den Puck unhaltbar in den Winkel. Es spricht für Rob Collins, dass er mit 38 Jahren noch immer Topscorer im Team der Düsseldorfer EG ist. Es spricht gegen seine Teamkollegen, dass 26 Punkte in 38 Spielen dazu ausreichen.
Im Schlussabschnitt gelang es den Thomas Sabo Ice Tigers schließlich besser, ihre individuelle Klasse auszuspielen. Erst schon hob David Steckel einen Pass von Colten Teubert über die Schoner des Düsseldorfer Schlussmanns (42.), kurz darauf schloss Brandon Segal eine schöne Puckstafette in Überzahl zum 4:2 ab (45.). Der Rest war clevere Ergebnisverwaltung einer Spitzenmannschaft. Brandon Segal durfte das Ergebnis schließlich sogar noch auf 5:2 erhöhen (52.).
Die Tabellenführung will Goalie Andreas Jenike übrigens nicht überbewerten: „Es ist eine schöne Sache, München endlich überholt zu haben – gerade auch für die Fans. Aber am Ende geht es um die Playoffs und die Meisterschaft.“ Sollte dieser Traum wahr werden, würde das Stimmungsbarometer nicht nur bei Andy Jenike in ungeahnte Höhen klettern.
Dominik Mayer