Nord-Derby bestätigt bisherige Eindrücke der runderneuerten Scorpions
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeDer erste Auftritt auf heimischer Eisfläche in der Vorbereitung zur
Saison 2004/2005 war für die Hannover Scorpions gleichzeitig die Generalprobe für das erste
Heimspiel am 17. 9. gegen Aufsteiger Wolfsburg. Mit den Hamburg Freezers gab ausgrechnet die Mannschaft, bei der die
Scorpions sich in diesem Sommer reichlich an Spielern bedient haben
(Köppchen, Künast, Lambert, Röthke, Abstreiter), ihre Visitenkarte in der TUI-Arena ab.
Die Scorpions fackelten aber nicht lange und machten vom Anfangsbully an
Druck und vollbrachten sogar das Kunststück, den ersten Treffer des
Spiels bei eigener Unterzahl (Abstreiter saß gerade in der Kühlbox) zu
verbuchen. Ausgangspunkt dieses genialen Breaks war Ex-Freezers-Torhüter
Künast, der den Puck zu Kapitän Len Soccio spielte. Dieser hatte das
Auge für den durchgestarteten Teljukin und bediente ihn mit einem
Zuckerpass, den dieser auch prompt zur 1:0 Führung (4.) verwandelte.
Doch nur drei Minuten später stand es dank Brandon Reid 1:1 für die
Freezers, welches auch der Endstand des ersten Drittels war.
Die Partie ging weiter munter hin und her, wobei die Scorpions über die
gesamte Spielzeit betrachtet mehr Chancen hatten als die Gäste, die nach
der ersten Drittelpause wohl noch nicht ganz aus der Kabine zurück
waren, denn nach nur 23 Sekunden schlug es im Freezers-Gehäuse wieder
ein. Fredrik Öberg sorgte für die erneute Führung. Beinahe ein Spiegelbild des ersten Drittels, dauerte es knapp drei
Minuten, bis die Freezers, diesmal ihrerseits in Unterzahl, wieder für
Gleichstand sorgten (24.).
In der 27. Minute sorgte Koshevnikov für die erneute Führung, die die
Hausherren im letzten Drittel sogar noch auf 4:2 (42.) durch Cipolla und
5:2 (49.) durch Patrik Augusta hochschraubten.
Eine 5 gegen 3 Überzahl-Situation sorgte für etwas Ergebnis-Kosmetik
seitens der Freezers, die durchaus ihre Chancen hatten und in der 51.
Minute durch Torjäger Brad Purdie gegen den inzwischen für Künast
eingewechselten Kauhanen das 5:3 erzielten. Das 5:4 durch Bobby House 63 Sekunden vor der Schlusssirene lässt das
Ergebnis enger aussehen, als der Spielverlauf zeigte, aber am
hochverdienten Sieg der Scorpions konnte das ebensowenig ändern, wie die
Tatsache, dass Dave King vier Sekunden vor Schluss noch den Torwart vom
Eis nahm.
Alles in allem präsentierten sich die Scorpions deutlich giftiger und
gefährlicher als noch im letzten Jahr, es gab zwar noch einige Fehler,
die man der jungen Truppe, die sich auf dem Eis erst noch finden muss,
zugestehen sollte, aber das sah schon ganz gut aus und lässt für die
Saison hoffen. Eine Play-Off-Prognose abzugeben, wäre vermessen, aber
wenn die Scorpions kontinuierlich auf dem Niveau spielen, werden sie
zumindest definitiv nichts mit den Playdowns zu tun haben.
Nur die Powerplay-Ausbeute ist wie jedes Jahr stark verbesserungswürdig,
aber das werden Jari Pasanen und Gunnar Leidborg sicher auch noch in den
Griff bekommen.
Einziger Wermutstropfen war der mit 1877 Zuschauern
extrem geringe Zuschauerzuspruch, der die Arena ziemlich leer wirken
ließ. Bleibt zu hoffen, dass sich dies zum ersten DEL-Spieltag drastisch ändert und
mehr Eishockey-Fans neugierig auf die neuen Scorpions werden. Die junge
und ambitionierte Truppe hätte es verdient.
(S. Palaser)