Nie mehr Dienstag?
Vom16. September bis spätestens 27.April wird die DEL Saison 2011/12 ausgetragen und das ohne Wochentagsspiele. Bis auf wenige Ausnahmen versucht die DEL damit dem Zuschauerschwund auf zu halten. Die Ausnahmen sind Feiertage unter der Woche, die Weihnachtsferien und der 14. Februar 2012.
Es stimmt. Fast alle Clubs müssen mit bedauern melden, das die Zuschauer in den Hallen weniger werden. Schon traditionell liegen die meisten Teams zur Zeit auch noch hinter den eigenen Kalkulationen zurück und alle hoffen, dass sich die Zahlen ab Weihnachten relativieren werden. Es stimmt auch, dass an Wochentagen rund 25% weniger Besucher zum Eishockey kommen. Bei genauer Betrachtung der Zahlen kommt man aber ins grübeln.
Hier ein paar Zahlenspiele am Beispiel eines eher großen und eines eher kleinen Clubs.
Die Düsseldorf Metro Stars haben diese Saison mit einem Schnitt von 5.700 Zuschauer pro Spiel geplant. Geht man von einem durchschnittlichen Eintrittspreis von 20€ aus, nimmt die DEG beim erreichen des Schnittes 114.000€ ein. Zieht man die 25% weniger Zuschauer ab, bleiben 85.500€ als Einnahme übrig. Übertragen wir die Zahlen auf die Straubing Tigers. Die Niederbayern kalkulierten mit 4.400 Fans pro Spiel. Erreicht man den Schnitt, nimmt der Club 88.000€ ein. Abzüglich des 25% Wochentags-Verlusts, verlieren die Straubinger pro Spiel 22.000€.
Wieviele Spieltage betrifft das eigentlich?
Unser Musterteam Düsseldorf spielt achtmal an Wochentagen, sechsmal zu Hause, zweimal Auswärts. Die Straubinger müssen neunmal ran. Fünfmal zu Hause, viermal in fremden Stadien.
Aber!! Die Hälfte dieser ungeliebten Wochentags-Spiele finden in der Zuschauer lockenden Weihnachtszeit statt. Man unterhält sich also über 3-4 Spiele pro Jahr. Bei vier Spielen macht das in Zahlen also ein Verlust von 114.000€ für die Metro Stars und 88.000€ für die Tigers pro Saison. Ein ähnliches Bild bietet sich bei allen Teams. Hier muss die Frage erlaubt sein ob die Mitglieder der DEL tatsächlich so eng gestrickt haben, das sie auf "die paar Kröten" angewiesen sind?
Es gibt eine große Ausnahme. Die Grizzly Adams Wolfsburg. Zwar müssen sie auch neunmal unter der Woche um Punkte kämpfen, aber nur ein einziges mal zu Hause. Und das auch noch in den Weihnachtsferien. Eine ausgewogener Verteilung zwischen den Teams wäre vielleicht sinnvoller und sicher auch wünschenswerter.
Vor einem Jahr kamen aber noch Signale aus der DEL-Gesellschafterversammlung, dass man den Dienstag als Eishockeytag etablieren will. Eines der Hauptargumente war, dass dann mehr Platz in den Medien vorhanden sein könnte. Da man an den Wochenenden doch sehr im Schatten des Fussballs stünde.
Schauen wir ins Ausland. Wie wird dort gespielt?
Die immer wieder als Vorbild zitierte Schweizer "National-Liga A" besteht aus 12 Clubs. Die Saison begann am 10.09. Und endet Ende April. Mit dem großen Unterschied das nahezu jeder Dienstag auch Spieltag ist.
Die aus 10 Teams bestehende österreichische "Erste Bank Eishockey Liga" startete auch am 10.09. und endet spätestens am 14.04. Ohne Wochentage kommen auch die Österreicher nicht über die Runden. Ähnlich wie in Deutschland sind diese Spiele unregelmässig in den Spielplan eingestreut.
Die schwedische "Elitserien" besteht aus 12 Mannschaften und spielt von 15.09. bis Ende April. Die Schweden kennen aber keine Gnade mit ihren Fans und Clubs. In der Regel ist alle zwei Tage ein, oft kompletter, Spieltag.
Krupp ist unzufrieden!
Alle Wortmeldungen aus der DEL zum neuen Spielplan waren bisher durchwegs positiv. Nur einer ist nicht ganz zufrieden. Bundestrainer Uwe Krupp. Sein Wunsch wurde leider nicht erfüllt. Er plädiert seit Beginn seiner Amtszeit für eine Verkürzung der DEL-Saison um mehr Vorbereitungszeit auf die jährliche Weltmeisterschaft zu haben. Krupp muss also auch jetzt wieder auf ein frühes Ausscheiden der Topclubs hoffen um seine Leistungsträger länger auf die WM vorbereiten zu können.
Clubs müssen Fans mehr einbinden!
Ja, die Zuschauer werden weniger. Aber die Wochentags-Spiele haben dabei , wie unsere Zahlen zeigen, wohl eher eine untergeordnete Rolle. Viel mehr müssen die Clubs ihre Fans wieder in den Verein einbinden, auch wenn die Vereine mittlerweile Gesellschaften sind. Die Fanclubs alleine können das nicht schaffen.
Irgendwelche Lichtshows vor den Spielen und ein spektakulärer Einlauf, Puckwerfen oder Autopräsentationen in den Drittelpausen reichen da nicht. Fantalks nach den Spielen sind ein guter Anfang, aber nichts für den Nachwuchs. Wenn man sich Nachts um 22:00Uhr, oder später, in den Fanhäusern mit ein paar Spieler und Verantwortlichen unterhalten kann ist die nächste Fangeneration längst im Bett. Autogrammstunden bei Autohäusern am Samstag Nachmittag sind auch zu wenig.
Die DEL muss Eishockey wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern als in den Pausen die Bambinis ein paar Achter drehen durften und mit leuchtenden Augen wieder vom Eis sind. Natürlich alles unter den Anfeuerungen der Fans. Für Viele waren das echte Erlebnisse und hat einige motiviert weiterzumachen, um eines Tages als Spieler der 1.Mannschaft diese Anfeuerungen erleben zu dürfen. Wenn man sich schon auf die Fahnen schreiben will, ein Erlebnis aus dem Stadionbesuch zu machen, wieso gibt es dann z.B. an Sonntagen kein Schülerspiel als Vorprogramm? Das muss man dann aber auch dementsprechend ankündigen und vermarkten.
Mehr Eishockey ins Fernsehen!
Es gab auch mal eine Zeit zu der wenigsten im „Dritten Programm“ Spielberichte zu sehen waren. Heutzutage berichten die öffentlich rechtlichen Sender nur noch über die Play-offs und das auch nur sehr sparsam. Der einzige Sender der sich ernsthaft mit der DEL beschäftigt ist ein Bezahlsender aus München. Die DEL muss wieder dauerhaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ob das Freitag, Sonntag oder Dienstag passiert, ist egal.
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