"Nicht ständig Knüppel zwischen die Beine werfen!"
Jetzt nehmen die Kassel Huskies zum "Offenen Brief" der DEL-Klubs Stellung.
Diesen Sommer werden wohl die Eishockey-Fans nicht so schnell vergessen. Nach dem Frühling, welcher mit einem fantasischen vierten Platz der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei der Heim-Weltmeisterschaft endete, holte sie der Alltag schnell wieder ein. Nach dem Lizenz-Gerangel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) um den EHC München, sowie der Insolvenz und verwehrten Spielgenehmigung der Frankfurt Lions ist es vor Allem der "Fall Kassel Huskies", welcher in der Meinungsbildung zwar die meisten Eishockey-Fans im Sinne vereint, aber trotzdem für geteilte Ansichten sorgt. Es wird auch immer schwieriger, aufgrund der Informationsflut sich ein Urteil bilden zu können.
Gestern versendeten die Klubs der DEL einen "Offenen Brief", in dem sie sich klar positionierten und sich gegen einen Verbleib der Kassel Huskies aussprachen. Gespickt war diese Stellungnahme mit Fakten, welche die Klubs zu diesem Urteil hat kommen lassen. (Lesen Sie hier!)
Natürlich haben sich nun auch die Kassel Huskies zu diesem Brief geäussert. Ihr Geschäftsführer, der Rechtsanwalt Dr. Fritz Westhelle, verteidigt dabei den von seinem Klub eingeschlagenen Weg, und widerlegt dabei einige Fakten. Ferner wirft er den anderen DEL-Klubs vor, dass diese den Huskies ständig "Knüppel zwischen die Beine werfen." Sei es, dass sie den Weg der Huskies zur Entschuldung missachten, oder eben durch jene Kommunikation, dass die Nordhessen keine Lizenz erhalten, versuchen die Kasseler Spieler abzuwerben.
Die Stellungnahme des Geschäftsführers der Kassel Huskies zum Offenen Brief der DEL-Clubs veröffentlichen wir im nachfolgenden vollständig:
Sehr geehrte Vertreter der DEL-Clubs, sehr geehrte Medienvertreter, liebe Partner, Sponsoren und Fans der Kassel Huskies,
den heutigen offenen Brief habe ich mit großem Interesse gelesen. Dazu würde ich gern folgende Anmerkungen machen:
1. Die DEL räumt erstmals ein, dass nach ihrer Satzung die Eröffnung
eines Insolvenzverfahrens den Ausschluss des betroffenen Clubs aus der
DEL zur Folge haben KANN. Dies wurde in der Vergangenheit fälschlich
immer als ein Muss gesehen und auch so kommuniziert.
2. Im Falle der Kassel Huskies ist ein wirksamer Ausschluss auf der
Basis der genannten Kann-Bestimmung bislang nicht erfolgt und wird
angesichts der bereits erfolgten Sanierungsschritte im Rahmen des kurz
vor dem Abschluss stehenden Insolvenzplanverfahrens auch nicht mehr
erfolgen. In dem offenen Brief wird in diesem Zusammenhang insbesondere
vergessen zu erwähnen, dass bereits am 19.05. die Gläubigerversammlung
über den Insolvenzplan, den ich dem Insolvenzgericht vorgelegt hatte,
abgestimmt und dieser einstimmig angenommen wurde. Damit waren die
Kassel Huskies entschuldet. Angesichts dessen waren die DEL (deren
finanzielle Forderungen im Übrigen vollständig beglichen worden sind)
und ihre Gesellschafter nicht dazu berechtigt, den Ausschluss der
Kassel Huskies weiter zu betreiben und den formalen Abschluss des
Insolvenzplanverfahrens künstlich hinauszuzögern. Indem sie dies
dennoch tun, verstoßen sie gegen die in der Satzung der DEL
ausdrücklich verankerte gesellschaftsrechtliche Treuepflicht, die es
ihnen gebietet, die Sanierung eines Mitgliedsclubs zu fördern und nicht
zu hintertreiben. Ich habe mich daher mit den mir zur Verfügung
stehenden Mitteln gegen das rechtswidrige Verhalten der DEL erfolgreich
zur Wehr gesetzt und werde dies auch weiterhin tun.
3. Mir war von Anfang an klar, dass die DEL im
Lizenzbestätigungsverfahren versuchen würde, den Kassel Huskies diese
Bestätigung zu verweigern. Unser Antrag auf Lizenzbestätigung ist
deshalb extrem gründlich vorbereitet und mit allen erforderlichen
Unterlagen eingereicht worden. Innerhalb der von der DEL gesetzten
Fristen sind Nachfragen beantwortet und die von ihr noch für nötig
erachteten Unterlagen nachgereicht worden. Die komplette
Durchfinanzierung der Spielsaison 2010/11 ist in vollem Umfang
nachgewiesen worden, teilweise sind sogar mehr Nachweise erbracht
worden als angefordert. Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kassel
Huskies steht daher außer Frage. Wäre dem nicht so, hätte das
Landgericht Köln sicherlich nicht per (vierter !) einstweiliger
Verfügung die Kassel Huskies zum Spielbetrieb zugelassen. Ich bin mir
sehr sicher, dass die den offenen Brief unterzeichnenden Clubvertreter
dies nicht wissen, sondern wegen der (ebenfalls rechtswidrigen)
Verweigerung der Lizenzbestätigung durch die DEL schlicht davon
ausgehen, dass die Kassel Huskies versuchen, "ohne den Nachweis eines
abgesicherten Etats" in der kommenden Saison anzutreten. Wenn ich
veröffentlichen würde, mit welch an den Haaren herbeigezogenen Gründen
die DEL die Lizenzbestätigung verweigert hat, würden sicherlich Manchem
die Augen aufgehen. Dies gehört aber nicht in die Öffentlichkeit, und
ich werde mich nicht auf die Ebene der DEL begeben, welche die
vertraulichen Unterlagen der Kassel Huskies den anderen Clubs
zugänglich gemacht hat.
4. Mit der DEL werden derzeit Vergleichsgespräche geführt, und es ist
schlicht nicht wahr, dass die Kassel Huskies irgend einen
Vergleichsvorschlag rundweg abgelehnt hätten. Der Vorschlag eines
unabhängigen Schiedsgerichts kam von mir und ich freue mich, dass die
DEL dies offensichtlich akzeptieren will. Dort möchte man allerdings,
dass dieses Schiedsgericht bis zum 31.07.2010 eine Entscheidung treffen
soll, so dass erst dann endgültig feststehen würde, ob die Kassel
Huskies in der DEL spielen oder nicht. Dies ist für die Kassel Huskies
nicht akzeptabel, weil sofort nach der Schlagzeile "DEL entzieht Kassel
Huskies die Lizenz" die Mitbewerber-Clubs der DEL (unter Verstoß
zumindest gegen die Regeln des guten Anstands und gegen die bislang von
allen Beteiligten aus guten Gründen beachteten Transfergepflogenheiten)
versucht haben, die von uns verpflichteten Spieler abzuwerben und ihnen
seitdem laufend Angebote unterbreiten (nachzulesen im Internet). Wenn
die Spieler nicht wüssten, dass wir in der nächsten Saison in der DEL
spielen werden, wären sie längst weg. Das ist der Hintergrund des
Angebots der DEL, die genau weiß, dass wir bei Annahme eines solchen
Vorschlages ohne Spieler dastehen würden. Vor allem dies war der Grund,
durch die beim Landgericht Köln erwirkte Zulassung zum Spielbetrieb in
der Spielzeit 2010/2011 Planungssicherheit zu erlangen. Vor der
Anrufung des Landgerichts Köln haben wir der DEL angeboten, ein
unabhängiges Schiedsgericht entscheiden zu lassen. Ich habe mich sogar
verpflichtet, bei Unterliegen in der Saison 2011/12 in der 2. Liga zu
spielen. Voraussetzung war und ist allerdings, dass die Kassel Huskies
in der kommenden Saison in der DEL spielen können. Anders ist ein
Vergleich nicht möglich. Das kann sicherlich jeder verstehen.
5 . Der offene Brief ist auch von keinerlei rechtlichen und sachlichen
Kenntnissen getrübt was das einstweilige Verfügungsverfahren betrifft.
Solche Eilentscheidungen der Gerichte ergehen in aller Regel ohne
mündliche Verhandlung und werden auch nicht begründet. Die
einschlägigen gesetzlichen Regelungen sehen dies ausdrücklich vor. Dem
Erlass einer einstweiligen Verfügung geht jedoch stets eine Prüfung
durch das Gericht voraus. Dies war auch hier der Fall. Im Übrigen
wurden die Clubs in der mündlichen Verhandlung am 24.06. vom
Landgericht Köln sehr wohl angehört. Sie haben ihre Anwälte auch
ausführlich schriftsätzlich vortragen lassen. Dass dies nicht den
Erfolg hatte, den sie sich gewünscht hätten, steht auf einem anderen
Blatt. Für mich ist angesichts dessen die von der DEL öffentlich geübte
Richterschelte nicht nachvollziehbar. Ob die Richter des Landgerichts
Köln "vom Sport keine Ahnung haben", wie in der Presse zu lesen war,
weiß ich nicht und kann ich nicht beurteilen. Von Recht und Gesetz
verstehen sie jedoch sehr viel und nur darauf kommt es an.
6. Zusammenfassend möchte ich noch zwei Dinge festhalten:
a )
Im März 2010 waren die Kassel Huskies zahlungsunfähig und überschuldet.
Aus diesem Grund habe ich unverzüglich nach meiner Berufung zum
Geschäftsführer einen Insolvenzantrag gestellt. Wäre das
Insolvenzverfahren normal durchgeführt worden, hätte sich niemand gegen
den Ausschluss aus der DEL gewandt. Das Eishockey in Kassel wäre
erledigt gewesen. Die Quote für die Gläubiger hätte bei allenfalls 8 %
gelegen. Dies hätte für die Verwaltungsberufsgenossenschaft ebenso
gegolten wie für alle anderen Gläubiger. Dadurch, dass ich einen
Insolvenzplan vorlegte, dem alle Gläubiger zugestimmt haben, ist zum
einen für die Gläubiger eine Quote von nunmehr über 20 % erzielbar. Zum
anderen haben sich die Kassel Huskies erfolgreich saniert und können
daher natürlich weiter in der DEL spielen. Für die Sünden aus der Zeit
vor März 2010 können weder der neue Gesellschafter noch der neue
Geschäftsführer etwas. Wir haben mit großer Kraftanstrengung aus einer
verkorksten Insolvenzsituation für alle Beteiligten etwas Gutes
gemacht. Auf diesem Weg bleiben wir auch künftig. Dabei sollte man uns
nicht ständig Knüppel zwischen die Beine werfen.
b)
Einer der Geschäftsführer der den offenen Brief unterzeichnenden Clubs
hat uns am vergangenen Freitag anlässlich der Gesellschafterversammlung
in Köln sinngemäß das Folgende erzählt:
Wenn sich vier Leute regelmäßig zum Skatspielen treffen und verabreden,
dass sie nicht nach den Altenburger Regeln spielen wollen, sondern auch
Bock und Ramsch, und dann einer dieser vier aus irgendwelchen Gründen
nicht mehr eingeladen wird, dann kann der sich nicht mit Hilfe eines
ordentlichen Gerichts wieder einklagen, um weiter mit den anderen drei
spielen zu können, das ist doch wohl absolut logisch.
In der Tat wäre das der von dem Einen oder Anderen offenbar so
gewünschte rechtsfreie Raum. Hier geht es aber um keinen Skatclub,
sondern um die DEL, die Millionen bewegt und sich natürlich an
rechtsstaatliche Grundsätze zu halten hat. Das ist eine
Selbstverständlichkeit und wird durch das Bosman-Urteil des EuGH, das
von der DEL selbst derzeit ständig in den Medien bemüht wird,
ausdrücklich bestätigt. Als Geschäftsführer muss ich verhindern, dass
die DEL durch ihr Vorgehen, das nicht nur gegen gesetzliche
Bestimmungen, sondern auch gegen die von ihr selbst aufgestellten
Regularien verstößt, den Kassel Huskies Existenz bedrohenden Schaden
zufügt. Das bin ich nicht nur den Fans, sondern auch unseren Spielern,
zahlreichen weiteren Mitarbeitern und ihren Familien schuldig.
Schließlich hängt auch deren wirtschaftliche Existenz vom Fortbestand
der Kassel Huskies ab.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Fritz Westhelle