Neuling Straubing verdient sich ersten Respekt

Die Straubing Tigers sind in der DEL angekommen. Mit ihrem 2:1-Sieg am
Freitag gegen Ingolstadt deuteten die Aufsteiger aus Ostbayern,
getragen von einer tollen Kulisse und einer Euphoriewelle, an, dass sie
weder gewillt sind, Einstandsgeschenke zu verteilen, noch sich als
Kanonenfutter herzugeben.
Das in den letzten Tagen von erheblichem öffentlichen Interesse
begleitete DEL-Trainerdebüt von der Stürmerlegende Erich Kühnhackl
verlief damit erfolgreich. Die Anspannung des Coachs löste sich nach
spannenden sechzig Spielminuten in Erleichterung und Wohlgefallen auf,
als er sagte: „Wir haben es ja nicht dem Zufall überlassen, sondern uns
schon vorbereitet.“
Für den Ingolstädter Trainer Ron Kennedy kam der couragierte Auftritt
des letztjährigen Zweitligameisters nicht überraschend. „Die ersten
ein, zwei Monate sind immer die stärksten eines neuen Vereins in der
Liga“, meinte er und deutete damit an, dass Straubing noch eine lange
und harte Saison bevorsteht.
Trotzdem stellte das, was die 5.403 Zuschauer im Eisstadion am
Pulverturm sahen, nicht nur zufrieden, sondern überraschte sogar aus
verschiedenen Blickwinkeln. Straubing trat über sechzig Minuten
konzentriert auf, leistete sich nur wenig Fehler in der Defensive,
suchte schwungvoll den Weg zum gegnerischen Tor und verdiente sich so
zum Punktspielauftakt ersten Respekt.
Einerseits bestätigte sich in dem bayerischen Derby, dass Ingolstadt
nach einer durchwachsenen Vorbereitung verwundbar war, andererseits
zeigte Straubing, dass man sich dem hohen Tempo in der Liga nicht
aussichtslos gegenüber sieht. Man hatte den Eindruck, dass die Tigers
nach einer wenig aussagekräftigen Vorbereitung mit dem Startschuss in
die Punkterunde in vielen Bereichen dem „Tag X“ angemessen noch
entscheidend zulegen konnten.
Das galt von der mit den agilen Per Eklund und Cam Severson besetzten
ersten Reihe bis hin zur vierten Sturmlinie mit den jüngeren Spielern
Christian Retzer, Thomas Wilhelm und Peter Abstreiter, die sich auf dem
Eis sogar gestandenen DEL-Stars wie Doug Ast und Cameron Mann
gegenübersahen und so ein großes Vertrauen von Erich Kühnhackl
ausgesprochen bekamen.
Straubings Trainer unterstrich seinen Willen, aufstrebenden deutschen
Spielern ihre Spielpraxis geben zu wollen: „Man muss den jungen
Spielern diese Chance einräumen. Wenn sie so weitermachen, werden sie
Stammspieler. Ausschlaggebend für den Erfolg einer Mannschaft sind vor
allem die deutschen Spieler.“
Die erste Auswärtsreise führt die Tigers nun nach Hamburg, wo sie am
Sonntagnachmittag in der Color Line Arena einer neuen Herausforderung
gegenüberstehen. An der Elbe, wo alles eine Nummer größer, das Publikum
ungemein begeisterungsfähig ist und man vom Titel träumt, sehen sich
die Neulinge aus der 45.000-Einwohner-Stadt Straubing einer neuen
Aufgabe mit anderen Vorzeichen als in der überschaubaren Heimstätte
gegenüber, auch wenn sie dort erneut klarer Außenseiter sind.
Mit den ersten drei Punkten haben die Straubing Tigers an ihrem ersten
DEL-Wochenende mit zwei starken Gegnern bereits mehr erreicht, als
ihnen viele zugetraut hatten. Zu verlieren haben sie in Hamburg also
nicht viel.