Neuer Versuch: Drachenjagd der Panther im Jahr des BüffelsDEL-Saisonvorschau 2021/2022: ERC Ingolstadt

Mit dem dreimaligen Meister aus München haben die Ingolstädter in den Play-offs der vergangenen Spielzeit „einen großen Drachen“ (ERC-Coach Doug Shedden) erlegt. Das kam durchaus überraschend, denn die Mannschaft wurde mit zahlreichen Zu- und Abgängen ordentlich durcheinandergewirbelt. Insofern kam es dem Meister von 2014 womöglich zugute, dass sich die Mannschaft in der eher klinischen Atmosphäre leerer Hallen besser finden konnte. Im Halbfinale mussten sie sich dann aber den bissigen Eisbären, die bekanntermaßen Meister in der „Corona-Saison“ wurden, geschlagen geben.
Nun sind also wieder Zuschauer zugelassen, wenn auch in begrenzter Kapazität. Da trifft es sich gut, dass der Kern der Mannschaft um Mirko Höfflin, Wayne Simpson oder auch Ben Marshall und Mat Brodie zusammengeblieben ist. Bemerkenswert: Höfflin und Simpson sind die beiden dienstältesten Stürmer im Kader des ERC Ingolstadt. Sie gehen in ihre dritte Saison auf der Schanz. Dennoch musste Sportdirektor Larry Mitchell ein paar wichtige Akteure ersetzen. Das Torhüter-Duo wurde mit Karri Ramö und Kevin Reich neu aufgestellt, zudem schmerzte in der Abwehr der Abgang von Morgan Ellis zum Meister in die Hauptstadt.
Wohlgemuth geht nach Mannheim, Elsner nach Straubing, aber mit Bourque und Flaake kommen zwei Routiniers
Im Sturm wiegt vor allem der Wechsel von Tim Wohlgemuth nach Mannheim schwer. Er hatte das Zeug, zum Gesicht der Panther und zu einem wichtigen Eckpfeiler im Panther-Gebilde zu werden. Das hätte vielleicht auch David Elsner haben können, doch das Verhältnis zu Trainer Doug Shedden war wohl ein spezielles. „Herr Shedden, was sagen Sie zu dem sensationellen Siegtor von David Elsner?“ wurde der Panther-Trainer nach einem Spielt gefragt. Seine Antwort: „Er hat sicher nicht sein bestes Spiel gemacht, aber er hatte eine gute Aktion, als wir es gebraucht haben.“ Hoppala! So grüßt nun wieder das jährliche Wechsel-Murmeltier aus Straubing, wo Elsner als einer der vielen Ex-Panther im Kader der Tigers im kommenden Jahr auf Torejagd gehen wird.
Allerdings wurden mit Chris Bourque aus München und Jerome Flaake aus Düsseldorf zwei sehr erfahrene Kräfte hinzugeholt. Damit bleibt die Offensive in allen vier Reihen ausgewogen und ausgesprochen gefährlich. In der Abwehr könnte der nur 174 Zentimeter große AHL-Neuzugang David Warsofsky zu einer echten Überraschung werden, zudem dürfte Kapitän und Führungskraft Fabio Wagner, der seinen Vertrag erst dieser Tage vorzeitig und langfristig verlängert hat, nach seiner ersten WM-Teilnahme einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben.
Karri Ramö, der Mann für gewisse Spiele
Hinter dem Torhüter-Duo steht sicher ein Fragezeichen, aber die 166 NHL-Spiele des zuletzt immer wieder von Verletzungen geplagten Finnen mit deutschem Pass Karri Ramö sprechen für seine Fähigkeiten. Und seine große Stärke könnte noch besonders wichtig werden für die Panther: Denn er hat in seiner Zeit in der KHL und den skandinavischen Top-Ligen gezeigt, dass er genau dann besonders stark aufspielt, wenn es um alles oder nichts geht.
Dass die Panther diese Spiele auch in diesem Jahr wieder erreichen, scheint trotz der Abgänge angesichts der Ausgeglichenheit des Kaders sehr wahrscheinlich. Ein Platz unter den Top Vier nach der Hauptrunde ist durchaus realistisch. Und dann könnte es vielleicht doch klappen, nicht nur den einen Drachen zu erlegen, sondern alle Hindernisse auf dem Weg zum großen Triumph aus dem Weg zu räumen – und das im chinesischen Jahr des Büffels