„Nachricht wie ein Hammerschlag“Die Lage beim EHC München

Wie geht es weiter beim EHC? (Foto: Armin Rohnen - www.stock4press.de)Wie geht es weiter beim EHC? (Foto: Armin Rohnen - www.stock4press.de)
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Rechtlicher Hintergrund

Der „Umzug“ betrifft natürlich nur das DEL- (Deutsche Eishockey Liga-) Team, also die dafür verantwortliche EHC München Spielbetriebs GmbH. Hieran ist neben Geschäftsführer Jürgen Bochanski und den beiden Venture Capitalisten Waldemar Jantz sowie Michael Philipps auch der Verein, der EHC München e.V., zu 14 % beteiligt. Die gesamte Nachwuchsarbeit mit derzeit 200 bis 250 Kindern und Jugendlichen geschieht im Verein und wäre von einem solchen Umzug rechtlich nicht betroffen.

Wirtschaftlicher Hintergrund

Das Münchner Profi-Eishockey arbeitet seit Jahren defizitär; allein in der jüngst abgelaufenen Saison soll sich der Fehlbetrag auf drei Millionen Euro addiert haben. Die Unternehmer Bochanski, Jantz und Philipps mussten diese Verluste jährlich aus ihrer Privat-Schatulle begleichen. Nun will Jantz aussteigen und seine Kollegen wollen das zusätzliche Risiko nicht tragen. Sie suchen deshalb nach neuen Mitstreitern, wofür sich unter anderem Landshuts neuer Allein-Gesellschafter Rainer Beck lautstark ins Spiel brachte, dann aber eher kleinlaut den Rückzug antrat. Das angestrebte Sponsoring durch städtische Betriebe war der Versuch, einen Teil des nächstjährigen Etats zu decken und das Gesellschafter-Risiko zu senken. Dieser Versuch ließ sich aber nicht über’s Knie brechen und der EHC verzichtete klugerweise auf jedwede Schuldzuweisungen gegen Stadt und Politik.

Deutscher Eishockey-Bund (DEB) vom Hammer getroffen

„Das hat uns völlig überraschend getroffen und war wie ein Hammerschlag“, beschrieb DEB-Generalsekretär Franz Reindl, den die Nachricht bei der Weltmeisterschaft in Stockholm ereilte. „Wir kennen die Interna nicht und können zu den Gründen deshalb nichts sagen. Nach außen schien jedoch alles bestens zu sein. Immerhin hat man eine Reihe neuer Spielerverträge geschlossen und auch die Geschäftsstelle personell weiter aufgebaut“, sah Reindl keinerlei Anzeichen für diese Entwicklung. Welche Auswirkungen ein solches Profi-Aus für den Eishockey-Standort München haben wird, der sich „durch solide Arbeit über Jahre hoch gearbeitet und Ansehen gewonnen hat“, vermochte der DEB-„General“ noch nicht abzuschätzen. In jedem Fall habe dies „keinerlei Auswirkungen“ auf eine eventuell neue Olympiabewerbung der Stadt München. Jetzt freue er sich umso mehr auf den diesjährigen Deutschland-Cup, um dem Münchner Eishockey-Publikum wenigstens einmal im Jahr Spitzeneishockey präsentieren zu können.

DEL „nicht erfreut“, doch ohne Einfluss

Ähnlich überrascht wie der DEB wurde auch die Liga vom erklärten Rückzug der bayerischen Landeshauptstädter. „München war sicher nicht der erste Kandidat für eine solche Entwicklung“, sagte Matthias Schumann, neuer DEL-Kommunikationsdirektor. „Wir wünschen uns natürlich, dass es weitergeht an diesem Gala-Standort, haben aber keinerlei Einfluss“, offenbarte Schumann die Ambivalenz der Situation. Allerdings legte er sich auf die „Hallenproblematik als einen Grund für die Münchner Schwierigkeiten“ fest. „Jedenfalls kann mir niemand erklären, dass eine Stadt wie München kein Potential für drei Spitzenmannschaften, also Fußball, Basketball und Eishockey haben soll“, bezweifelte er zumindest strukturelle Probleme. Mit einem lachenden Auge sieht die DEL jedoch den bislang gehandelten Nachfolger für den frei werdenden Platz in der Liga: „Schwenningen ist ein gelernter Eishockey-Standort“. Sicher, darauf wies Schumann aber hin, könne man über den Ausgang des bisherigen Verfahrens erst am 24. Mai sein, wenn die Lizenzierungsunterlagen von allen Clubs bei der DEL eingereicht sein müssen: „Erst dann wird man sehen, wie welche Verhandlungen ausgegangen sind und wer letztendlich eine Lizenz für die neue Saison beantragt.“

Schwenningen wurde von München schon vor Monaten kontaktiert

„Es gibt keine Deadline, wohl aber eine Zielgerade, auf der wir uns befinden“, wollte Stefan Wagner, Manager der Schwenninger Wild Wings, sich keinen aktuellen Verhandlungsstand entlocken lassen. Alle Abläufe orientierten sich letztlich am 24. Mai: „Davor braucht jeder Club noch ein paar Tage Zeit, um seine Unterlagen für die DEL geordnet abgeben zu können“, verwies er auf praktische Notwendigkeiten. Im übrigen könne er natürlich verstehen, „dass München bis zuletzt nach Möglichkeiten für den Erhalt des Standorts sucht“. Wert legte Wagner im übrigen auf die Feststellung, dass nicht er alle DEL-Wackelkandidaten für Übernahmeverhandlungen über deren DEL-Lizenzen kontaktiert habe, sondern vielmehr „diverse Clubs schon vor Monaten auf uns zugekommen sind, um ihre Lizenzen anzubieten, darunter auch der EHC München.“

Gelassenheit beim ‚Patienten’ selbst

Er habe sich „noch nicht mit einem Umzug nach Schwenningen beschäftigt“, versichert uns einer der vielen Geschäftsstellenmitarbeiter beim EHC selbst: „Solange die Lizenz nicht verkauft ist, bin ich optimistisch, dass wir sie auch behalten“, gibt er sich kämpferisch. Ist da noch was ‚im Busche’? Immerhin: Auch Geschäftsführer Bochanski ließ uns auf Montag für eine Stellungnahme vertrösten.

Fans planen Demonstration zum Erhalt des Eishockey-Standorts

Über Facebook haben sich bislang etwa 150 wackere EHC-Fans für den heutigen Samstag, um 14 Uhr, am Münchner Stachus zu einer Demonstration zum Erhalt des Eishockey-Standorts verabredet. Beim letzten Mal stellte sich Christian Winkler, der sportliche Leiter des EHC, in vorderste Front. Ob dies auch diesmal der Fall sein wird, kann nur vermutet werden – auch er war von uns am Freitag zu keiner Stellungnahme erreichbar.

Nachwuchsarbeit im Verein bei Lizenzverkauf finanziell gesichert

„Bei einem Lizenzverkauf, an dem wir ja zu 14% partizipieren, ist unsere Nachwuchsarbeit auch für das kommende Jahr gesichert“, verweist Sebastian Wührl, 2. Vorsitzender des Stammvereins, auf die Eigentumsverhältnisse der GmbH. „Nur bei Rückgabe der Lizenz an die DEL und gleichzeitiger Insolvenz der GmbH könnte es etwas schwieriger werden“, beleuchtet er eine Alternative. „Auch für diesen Fall gibt es bereits Signale, dass uns die drei Hauptgesellschafter nicht im Regen stehen lassen würden. Und für die Zukunft haben uns bereits einige derzeitige Sponsoren der GmbH erklärt, ihr Engagement gegebenenfalls im Verein weiterzuführen“, umschreibt der Unternehmer seine Zuversicht, dennoch die Nachwuchsarbeit finanziell absichern zu können.

Stammverein personell und inhaltlich im Umbruch

Völlig unabhängig von den Turbulenzen der GmbH befindet sich auch der Verein derzeit im Umbruch: Erin Jantz, seine 1. Vorsitzende und Noch-Ehefrau von GmbH-Gesellschafter Waldemar Jantz, lebt zwischenzeitlich nicht mehr in Deutschland und wird ihr Amt an einen Nachfolger im Rahmen der nächsten Jahreshauptversammlung, die für Juni geplant ist, übergeben. Gleiches gilt für den 3. Vorsitzenden, Christian Winkler, der seinen Rückzug aus dem Vereinsvorstand ebenfalls schon vor Monaten angekündigt hat. Doch nicht nur personell bedarf der Verein einer Neuausrichtung: „Die Mitglieder müssen sich, losgelöst von der GmbH-Problematik, sehr genau überlegen, ob sie nun erstmals eine Herrenmannschaft melden wollen und unter welcher Philosophie dies geschehen soll. Schließlich sind unsere ältesten Nachwuchsspieler jetzt in einem Alter, wo wir ihnen eine Möglichkeit schaffen müßten, ihren Sport weiterhin bei uns auszuüben“, erklärt Wührl den grundsätzlichen Entscheidungsbedarf.

Spannend: München nach DEL-Ausstieg zwischen Bezirks- und zweiter Liga

Sollten sich die Mitglieder also erstmals für die Meldung einer Herrenmannschaft entscheiden, könnte dies nur in der sechstklassigen bayerischen Bezirksliga Ost geschehen, wo mit den Münchner ‚Luchsen’ bereits lokale Konkurrenz wartet. „Es gibt jedoch eine sportlich stark interessierte Seite inner- und außerhalb des Clubs, die im Falle des DEL-Ausstiegs einen direkten Einstieg in die Oberliga präferiert“, wurden entsprechende Überlegungen eines höherklassigen Wiedereinstiegs bereits an Wührl herangetragen. Ligenleiter Oliver Seeliger sieht ein solches Szenario vor allem für die zweite Liga gegeben: „Sollte die GmbH nicht insolvent sein, wäre sie sportlich für die zweite Liga qualifiziert, nicht aber der Stammverein. Die GmbH könnte bis zum 31. Mai eine entsprechende Bewerbung bei der Eishockey-Spielbetriebs-GmbH (ESBG) einreichen. Dies ist bislang aber noch nicht aus München angedeutet worden“, erklärt Seeliger die Rechts- und Sachlage. „Eine Münchner Bewerbung für die Oberliga halte ich schon aus grundsätzlichen Überlegungen, sich die eigene Liga nicht frei aussuchen zu können, für fragwürdig. Es wäre allerdings zu prüfen, ob die Satzung des DEB diese Möglichkeit überhaupt zulässt“, wollte Seeliger hierzu kein endgültiges Statement abgeben. Klar ist: auch hierfür wäre die insolvenzfreie GmbH notwendig. Wührl selbst hält eine solche Überlegung nicht für sinnvoll: „Wir können als Freunde des Eishockeysports nicht für durchgängig geregelte Auf- und Abstiege in allen Ligen streiten und dann selbst einen Quereinstieg unternehmen.“ „Allerdings müssen wir nun sehr genau in unsere Mitgliederschaft hineinhören, was diese wirklich will und diesen Wunsch dann entsprechend umsetzen“, lässt Wührl vorerst alle Möglichkeiten offen.


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DEL PlayOffs

Sonntag 26.03.2023
Fischtown Pinguins Bremerhaven
1 : 2
EHC Red Bull München München
Kölner Haie Köln
2 : 3
Adler Mannheim Mannheim
Grizzlys Wolfsburg Wolfsburg
4 : 3
Straubing Tigers Straubing
Dienstag 28.03.2023
Straubing Tigers Straubing
- : -
Grizzlys Wolfsburg Wolfsburg
Freitag 31.03.2023
ERC Ingolstadt Ingolstadt
- : -
Adler Mannheim Mannheim
EHC Red Bull München München
- : -
nicht nominiert N.N.
Sonntag 02.04.2023
Adler Mannheim Mannheim
- : -
ERC Ingolstadt Ingolstadt
nicht nominiert N.N.
- : -
EHC Red Bull München München
Dienstag 04.04.2023
ERC Ingolstadt Ingolstadt
- : -
Adler Mannheim Mannheim
EHC Red Bull München München
- : -
nicht nominiert N.N.
Donnerstag 06.04.2023
Adler Mannheim Mannheim
- : -
ERC Ingolstadt Ingolstadt
nicht nominiert N.N.
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EHC Red Bull München München
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