„Murmeltiertag“ im deutschen EishockeyEin Kommentar zur aktuellen Situation der 2.Bundesliga

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In der Tat mutet die Lage schon bizarr an. Bereits 1998 äußerte sich der Präsident der IIHF Rene Fasel zu einem schwelenden Konflikt zwischen DEL und DEB folgendermaßen: „Es muss jetzt endlich ein Kompromiss gefunden werden. Aber in Deutschland geht es ja schon längst nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um Personen.“ Damals ging es darum, dass sich die DEL dem DEB unterordnet und im Gegenzug der Dachverband sicherstellte, dass ein geregelter Spielbetrieb aufrecht erhalten werden konnte. Schon seinerseits schwebte der Begriff der „Wilden Liga“ im Raum. Das nächst Mal konnten sich DEL und DEB 2005 nicht einigen. Hier sorgte der 2006 auslaufende Kooperationsvertrag für Diskrepanzen, einer der Streitpunkte war die Auf-und Abstiegsproblematik. Darum ging es auch 2011. Die Fronten waren zu diesem Zeitpunkt so weit verhärtet, dass das Mitglied des DEL-Aufsichtsrats, Jürgen Arnold, eine Umstrukturierung des DEB forderte. Im Gegenzug drohte daraufhin DEB-Präsident Uwe Harnos, die DEL zur „Wilden Liga“ zu erklären. Was folgte, war der Wegfall der Förderlizenzen zwischen DEL und 2. Bundesliga. Zu diesem Zeitpunkt sorgte übrigens gerade die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in der Slowakei für Aufsehen und stand im Viertelfinale. Es erstaunt nun allerdings wirklich, dass sich gerade in dem Moment, in dem sich endlich beide Profiligen auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben, eine Verzahnung nach oben und nach unten, sprich Auf-und Abstieg in Aussicht und vor allen Dingen auch die Förderung talentierter deutscher Nachwuchsspieler mittels Förderlizenz wieder im Vordergrund steht, nun der DEB auf seiner Vormachtstellung beharrt und alle Verhandlungen blockiert. „Ein Vorschlag über einen Kooperationsvertag liegt dem DEB schon über längere Zeit vor“, so Ernst Rupp, der Gründer der DEL 2 GmbH. „Für uns steht auch außer Frage, den DEB als Dachverband sowie alle internationale Statuten anzuerkennen.“ Zudem merkte er an, dass sich der vorliegende Vertrag auch in bestimmten Punkten durchaus verändern ließe, aber dazu müsste man eben zusammenfinden und gemeinsame Lösungen finden. Die DEL hat jedenfalls die Bereitschaft signalisiert, Gesellschafter in der DEL 2 GmbH zu werden. Ein entsprechendes Angebot wurde unterbreitet und wird laut Rupp von der DEL 2 auch angenommen werden.

Rene Rudorisch, Geschäftsführer der Eispiraten Crimmitschau, war einer der wenigen, die zum vorgelegten Konzept einer vom DEB geführten Liga Stellung nahmen: „Dieses Konzept ist zum einen zu kurz gedacht. 75 Prozent der Zweitligisten erfüllen die Voraussetzungen eines vom DEB geforderten Kooperationsvertrages mit dem Stammverein nicht und diese lassen sich infolge satzungstechnischen und vertraglichen Gründen auch nicht von heute auf morgen verändern.“ Was der Vorlage aber seiner Meinung nach komplett fehlt, ist die Nachhaltigkeit. Weder eine Anbindung nach oben in Richtung DEL, noch die tatsächliche Förderung von jungen Spielern und vor allem konzeptionelle Stärkung der Nationalmannschaft als wichtigstes Gut der Sportart seien gar nicht enthalten. „Auf der anderen Seite wurde mit Akribie und Nachhaltigkeit ein Konzept aus dem Bereich der DEL mit der 2. Bundesliga entwickelt, was nicht nur den Profisport an sich stärkt und auf tragfähigere Füße stellt, sondern sich vor allem auf die Ausbildung talentierter Eishockeyspieler für die zweite Liga und die DEL konzentriert und damit die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der deutschen Nationalmannschaft sicherstellt. Zudem baut dieses mittelfristig auf eine Verzahnung sowohl nach oben in Richtung DEL als auch nach unten in Richtung 3. Liga. Der DEB kann dabei seine Hauptkompetenz, nämlich die Stärkung des Nachwuchses im Kindes- und Jugendalter vorantreiben und die Organisation des Spielbetriebes im Amateurbereich auch strukturell weiter verbessern.“ Anders als von Seiten des DEB ist dieses Konzept eben nicht nur in einer Präsidiumssitzung entstanden, sondern in bereits mehreren Diskussionsrunden mit den operativen Bereichen des Profi-Eishockeysports an einem Tisch.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die DEL 2 ein Schritt in die richtige Richtung. Perspektivisch sollten sich beide Profiligen zu einem gemeinsamen Verband mit einer gemeinsamen Führung entschließen, schon um Meinungsverschiedenheiten auf einer gemeinsamen Ebene klären zu können. Der DEB spricht in einer Pressemitteilung von Nichterfüllung von Clubverpflichtungen der ESBG. Was haben aber Verbindlichkeiten der ESBG mit der Anerkennung einer neuen Gesellschaft zu tun? Wieder wird der Begriff „Wilde Liga“ als Druckmittel benutzt. Und es scheint dem DEB schon gelungen zu sein, die Einigkeit der Zweitligisten bröckeln zu lassen, denn nur noch neun der letztjährigen Clubs der 2. Bundesliga verweigern sich bislang einer vom DEB geführten Liga und vermutlich werden auch diese nicht alle zur Stange halten (können).

Bei den Konflikten der vergangenen Jahre ließ sich stets ein Kompromiss finden. Warum auch nicht, wären doch im Fall des Falles eine Menge Werbeträger und damit dringend benötigte Gelder weggebrochen. Trifft dies auch für die 2. Bundesliga zu? Warum stellt man sich nun aber so stur gegen den Willen der Mehrheit des Unterhauses? Das, was der DEB sein sollte, nämlich ein starker Partner, führt er gerade selber ad absurdum. Im Moment läuft alles auf eine Demonstration der Macht hinaus. Das Ultimatum des DEB an die Zweitligisten läuft am 7. Juni aus. Nicht mehr viel Zeit, um gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.

Und Ernst Rupp sieht es 15 Jahre später genau so wie dereinst Rene Fasel: „Man muss sich an einen Tisch setzen und das Beste daraus machen. Für das deutsche Eishockey. Und zwar ohne eigene persönliche Befindlichkeiten.“ Aber das hätte man eigentlich schon in all der Zeit versuchen können…


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