Mit der Magie des amerikanischen Deutschland-Cup-SiegesMünchen – Iserlohn 4:2
Im Vorfeld war ein Spiel Not gegen Elend zu erwarten: Elfter gegen Dreizehnter; Iserlohn kam mit nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen im Gepäck; die Hausherren schafften gerade einmal zwei in den letzten acht Begegnungen. Der Motor will bei den ambitionierten Red Bulls einfach nicht anspringen. Aber natürlich gibt es in einer Liga ohne Abstieg nicht wirklich Not. Und so konnte man zumindest auf ein munteres, angstfreies Spiel auf Augenhöhe hoffen. So kam es – und damit blieb auch das Elend aus.
Vom Eröffnungsbully weg zeigten beide Teams, warum sie zu den angriffsstärksten der Liga zählen und zugleich auch zu deren Schießbuden. Ohne taktischen Ballast ging es die Isar hoch und wieder runter – schnell waren die Torhüter warm geschossen. Bei Iserlohns Erik Ersberg dauerte es ein wenig länger und so gelang es Alexander Barta, aus etwa sieben Meter Entfernung, hinter der Torlinie, von links einen Pass mit guten Wünschen vor den Käfig der Hähne zu spielen, den sich Ersberg in Ermangelung eines Gegners höchstselbst ins kurze Eck legte. Dies geschah, als die Westfalen ihre erste Strafzeit gerade seit einer Sekunde überstanden hatten. Dem wollte Felix Petermann, der einen rabenschwarzen Nachmittag durchlebte, auf Seiten der Hausherren nicht nachstehen: zweimal lud er Martin Sertich zum Ausgleich ein. Zunächst spielte er dem Amerikaner an der blauen Angriffslinie den Puck in die Füße, so dass dieser allein auf und davon zog und kurz vor dem Abschluss doch noch vom Nationalverteidiger gestellt werden konnte. Dann verlor er ungehindert im eigenen Slot die Scheibe beim Spielaufbau, die sich dann wieder Sertich schnappte und am glänzenden Reimer scheiterte.
Mit einem schönen Steilpass von Darren Haydar von der eigenen auf die gegnerische blaue Linie zu Jan Urbas wurde Münchens zweiter Treffer eingeleitet. Der Slowene zog an den wenig abwehrbereiten Thomas Gödtel und Lasse Kopitz vorbei von halblinks vor das Tor und ließ Ersberg mit einem Rückhand-Schlenzer über die Fanghand keine Chance. Die Freude der Landeshauptstädter währte jedoch nur 20 Sekunden. Dann lief Jeffrey Giuliano ungehindert von rechts in sein Angriffsdrittel und überwand Reimer aus kurzer Distanz mit einem Schuss unter die Latte. Weitere 40 Sekunden später spielten die Roosters Sertich auf der Angriffslinie frei, der diesmal, wieder allein gegen Reimer, dem Nationalkeeper den Puck durch die Beine legte.
Nachdem Nick Palmieri nach schöner Kombination aus kurzer Distanz wieder für die bayerische Führung sorgte, attackierten seine Mitspieler kurz darauf den Goalie derart, dass dieser mit einer Muskelverletzung das Eis für Mathias Lange räumen musste – dumm für die Red Bulls, denn „Lange machte seine Sache hervorragend“, wie sein Trainer Jari Pasanen anschließend unterstrich, und brachte sie ein ums andere Mal noch zur Verzweiflung. Zur Halbzeit entluden sich ein paar angestaute Unstimmigkeiten in gleich zwei handgreiflichen Auseinandersetzungen, doch nur Red Bull Daniel Sparre und Kontrahent Mike Brennan wurden dafür jeweils zwölf Minuten aus dem Verkehr der ausgesprochen fairen Auseinandersetzung gezogen. Schöne Torszenen wechselten sich weiterhin ab. Bemerkenswert ein Querpass von Petermann im eigenen Drittel, der damit Rooster Mike York in Szene setzte – Reimer verhinderte aber den Ausgleich. Kurz darauf war der Keeper jedoch auf Hilfe von Matt Smaby angewiesen, der den Puck nach Schuss von York von der Linie kratzte.
Zu Beginn des Schlussabschnitts fiel dann aber doch der Ausgleich. So dachte man. Nach langem Studium des Videobeweises entschieden die Unparteiischen aber auf Torraumabseits. Stattdessen nutzte Urbas mit seinem zweiten Treffer des Abends auf der Gegenseite die Gelegenheit zur Vorentscheidung: Nach Pass aus der Ecke drehte er sich drei Meter vor dem Tor um seinen Gegenspieler und überwand den verdutzten Lange mit einem flachen Rückhandschuss durch die Beine. „Wenn man so viele Torchancen zulässt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine verwandelt wird“, sprach Pasanen anschließend seinen Torwart von jeder Schuld frei. Und tatsächlich sah sich dieser in der Folge noch einige Male allein Münchner Angreifern gegenüber – jedesmal blieb er jedoch Sieger. Drei Minuten vor Schluss wurde Lange bei einer Strafe gegen die Isarstädter zugunsten eines sechsten Feldspielers geopfert, was die Roosters aber zu keinem Anschlusstreffer nutzen konnten. Vielmehr sah Daniel Richmond ob dieser Strafe rot und wurde von den schwarz-weiß-gestreiften Herren vorzeitig zur Abkühlung unter die Dusche geschickt.
Nicht nur die 700 Kinder im Alter bis 14 Jahren aus Münchner Schulen und Vereinen, die von den Red Bulls einmal jährlich zum „Kids-Day“ ins Olympia-Eisstadion eingeladen werden, haben damit einen rundum kurzweiligen Nachmittag verlebt, mit fast allem, was Offensiv-Eishockey zu bieten hat. Ein Geheimnis für den Erfolg der Red Bulls gab Coach Pierre Pagé anschließend noch zum besten: Er hatte den Kapitän des USA-Teams, das kürzlich den Deutschland-Cup gewann, Andy Wozniewski, heute auch zum Münchner Spielführer ernannt – „this was a little bit magic!“ [das war ein bisschen magisch] – so einfach kann die Münchner Taktik dieser Tage erklärt werden...
Tore: 1:0 (8.) Barta (Haydar, Wozniewski), 2:0 (15.) Urbas (Haydar, Maurer), 2:1 (15.) Giuliano (Wolf, Raymond), 2:2 (16.) Sertich (Jares, Foster), 3:2 (26.) Palmieri (Sparre, Smaby), 4:2 (45.) Urbas (Barta, Smaby)
Strafen: München 4+10 Sparre +10 Richmond, Iserlohn 6+10 Brennan
HSR: Fischer, Schimm; LSR: Büse, Velkoski
Zuschauer: 3.208