Misslungene Rückkehr in die Preussag-Arena - 2:3 gegen Frankfurt
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeDie Rückkehr der Scorpions nach Hannover verlief alles andere als
erfolgreich. Nicht nur, dass das Team von Gunnar Leidborg nur 4594
Eishockeyinteressierte in die große Multifunktionshalle lockte, die
damit nicht mal zur Hälfte gefüllt war, was gerade zur Jahreswende, wenn
die Leute generell öfter zum Eishockey gehen, nicht wirklich viel ist.
Aber auch was die Zuschauer zu sehen bekamen, war zwar ein munteres und
offenes Spiel, das aber über die gesamte Spielzeit hinweg alles andere
als hochklassig war. Die 11 Plätze Unterschied, die Hannover und
Frankfurt in der Tabelle trennen, waren auf dem Eis jedenfalls nicht
auszumachen. Im Gegenteil, Hannover hatte mal wieder die besseren
Tormöglichkeiten, war aber ebenfalls wie immer nicht in der Lage, sie zu
nutzen.
Nachdem man beinahe nch 82 Sekunden schon das erste Gegentor kassierte,
weil man die Frankfurter im eigenen Drittel nach Belieben das Tor
umkreisen ließ, schaffte Thomas Dolak es tatsächlich im Gegenzug das
1:0 für die Scorpions zu markieren.
Doch der Jubel über die Führung sollte nicht lange halten. In der 13.
kam der Ausgleich durch Etz und zu allem Überfluss mssten die Scorpions
dank zweier Strafen gegen Jakobsson und Soccio mit einer 3 gegen 5
Unterzahl in die Drittelpause gehen.
Diese überstanden sie selbstverständlich nicht schadlos, sondern bekamen
nach 38 Sekunden im 2. Drittel das 1:2 durch Paul Stanton serviert,
welches Patrik Augusta zwar 84 Sekunden später wieder bei einem
Powerrplay der Scorpions egalisieren konnte, den entscheidenden
Schlusspunkt setzten aber dennoch die Gäste, als sie in der 30. zum 2:3
durch Dwayne Norris trafen.
Damit begann das gewohnte mehr oder weniger planlose und gemächliche
Anrennen der Scorpions, welches wie üblich nicht mit einem Treffer
belohnt wurde und die Spielzeit langsam aber sicher auf 60 Minuten
tickte. Auch das Herausnehmen von Kauhanen für die letzten 66 Sekunden
zugunsten eines sechsten Feldspielers bei gleichzeitiger Strafzeit für
die Lions brachte den Scorpions nichts mehr. Sie konnten bei ihrem plan-
und hilflosen "Powerplay" sogar noch froh sein, nicht noch ein
Empty-Net-Goal kassiert zu haben.
Rich Chernomaz wirkte bei der anschliessenden Pressekonferenz regelrecht
erleichtert: "Gott sei Dank ist dieses Spiel vorbei! Das erste Drittel war das
schlechteste, was meine Mannschaft in diesem Jahr abgeliefert hat. Ian
Gordon war definitiv unser Schlüsselspieler, der uns während der
Druckphase der Scorpions im Spiel gehalten hat. Letztendlich bin ich mit
den drei Punkten heute sehr zufrieden!"
Leidborg spulte dagegen dieselben Phrasen ab, die man in dieser Saison
schon zu oft gehört hat. "Wir hatten unsere Chancen. Unser größtes
Problem heute war das leere Tor. Erst schießen wir vorbei, dann sogar
drüber. Uns fehlt einfach das Selbstvertrauen und Glück und jetzt kommt auch
noch das Pech dazu...."
Grundsätzlich hat er ja nicht unrecht. Wenn man dasselbe Statement mit
geringfügigen Abwandlungen nun schon allerdings zum 20. Mal in dieser
Saison hört, bleibt dennoch ein bitterer Nachgeschmack zurück, zumal
nicht alle Probleme der Scorpions auf mangelndes .
Selbstvertrauen aufgrund der Niederlagenserie und fehlendes Glück
zurückzuführen sind.
Allen voran natürlich das Powerplay, das diese Bezeichnung bei den
Scorpions bis auf seltene Lichtblicke gar nicht verdient hat. Sage und
schreibe achtmal (!!!) hatten die Scorpions gestern Gelegenheit, ein
Powerplay aufzuziehen, heraussprang ein einziger Treffer, der auch noch
mehr dem Glück, denn dem Können zu verdanken war. Dass nicht jede
Überzahlsituation zum Erfolg führen kann, ist klar, aber generell sollte
man in Überzahl zumindest den Gegner in dessen Drittel im Griff haben
und sich einige Chancen erspielen.
Bei den Scorpions kann man in dieser Saison aber schon froh sein, wenn
sie bei zahlenmäßiger Überlegenheit nicht selbst einen Treffer
kassieren, was auch schon öfters als vertretbar in dieser Saison
passierte.
Und dieses kränkelnde Powerplay demonstrieren die Scorpions ja nicht
erst seit der Niederlagenserie, sondern das zieht sich seit dem ersten
Vorbereitungsspiel wie ein roter Faden durch die gesamte bisherige
Saison. Im Spiel 5 gegen 5 war man nämlich in den meisten Spielen sogar
überlegen.
Weiteres essentielles Manko ist die absolut miserable Chancenverwertung.
Es ist ja nicht so, dass die Scorpions keine Chancen gegen den Gegner
hätten. Im Gegenteil, in den meisten Spieklen, die sie verloren haben,
gaben sie weit mehr Schüsse aufs Tor der Gegner ab als umgekehrt. Sie
lochen nur nicht oft genug ein. Beste Beispiele dafür liefert auch die gestrige Partie:
5. Minute: Drei (!) Scorpions stehen einem Frankfurter Verteidger und
dem Goalie gegenüber und vergeben diese 100%ige Chance.
49. Minute: Nedved schießt unbedrängt übers völlig freie leere Tor.
56. Minute: Nedved bringt einen Break nicht unter.
Wäre es nicht so traurig, könnte man über die Vielzahl der vertanen
Chancen schon mit ein wenig Galgenhumor lachen. Bleibt zu hoffen, dass die Scorpions in den nächsten Spielen über mehr
Standfestigkeit und Treffsicherheit verfügen, da der Abstand auf
Iserlohn inzwischen wieder auf satte neun Punkte angewachsen ist und das
Verhindern der Playdowns alles andere als ein Selbstläufer wird.
Freitag gehts zum Tabellenführer Berlin, wo traditionell nichts zu holen
ist, schon gar nicht in der derzeitigen Verfassung und am Sonntag kommt der
Nord-Rivale aus Hamburg zu Besuch in die Pressag Arena (Spielbeginn:
14:30 Uhr), gegen den die Scorpions in dieser Saison nichtmal ein Tor
erzielt haben.
Und da die Hamburger zum Derby mit Sicherheit viele Fans mitbringen
werden, steht zu befürchten, dass die Begegnung Heimspielcharakter für
die Freezers haben wird, wenn nicht auch die Zauderer aus Hannover und
Umgebung über ihren Schatten springen und das einzige niedersächsische
DEL-Team wenigstens zum prestigeträchtigen Nord-Derby unterstützen.
(S. Palaser)