Misslungene Rückkehr in die Preussag-Arena - 2:3 gegen Frankfurt

Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeScorpions erlegen tapfer kämpfende Wölfe
Lesedauer: ca. 4 Minuten

Die Rückkehr der Scorpions nach Hannover verlief alles andere als

erfolgreich. Nicht nur, dass das Team von Gunnar Leidborg nur 4594

Eishockeyinteressierte in die große Multifunktionshalle lockte, die

damit nicht mal zur Hälfte gefüllt war, was gerade zur Jahreswende, wenn

die Leute generell öfter zum Eishockey gehen, nicht wirklich viel ist.

Aber auch was die Zuschauer zu sehen bekamen, war zwar ein munteres und

offenes Spiel, das aber über die gesamte Spielzeit hinweg alles andere

als hochklassig war. Die 11 Plätze Unterschied, die Hannover und

Frankfurt in der Tabelle trennen, waren auf dem Eis jedenfalls nicht

auszumachen. Im Gegenteil, Hannover hatte mal wieder die besseren

Tormöglichkeiten, war aber ebenfalls wie immer nicht in der Lage, sie zu

nutzen.

Nachdem man beinahe nch 82 Sekunden schon das erste Gegentor kassierte,

weil man die Frankfurter im eigenen Drittel nach Belieben das Tor

umkreisen ließ, schaffte Thomas Dolak es tatsächlich im Gegenzug das

1:0 für die Scorpions zu markieren.

Doch der Jubel über die Führung sollte nicht lange halten. In der 13.

kam der Ausgleich durch Etz und zu allem Überfluss mssten die Scorpions

dank zweier Strafen gegen Jakobsson und Soccio mit einer 3 gegen 5

Unterzahl in die Drittelpause gehen.

Diese überstanden sie selbstverständlich nicht schadlos, sondern bekamen

nach 38 Sekunden im 2. Drittel das 1:2 durch Paul Stanton serviert,

welches Patrik Augusta zwar 84 Sekunden später wieder bei einem

Powerrplay der Scorpions egalisieren konnte, den entscheidenden

Schlusspunkt setzten aber dennoch die Gäste, als sie in der 30. zum 2:3

durch Dwayne Norris trafen.

Damit begann das gewohnte mehr oder weniger planlose und gemächliche

Anrennen der Scorpions, welches wie üblich nicht mit einem Treffer

belohnt wurde und die Spielzeit langsam aber sicher auf 60 Minuten

tickte. Auch das Herausnehmen von Kauhanen für die letzten 66 Sekunden

zugunsten eines sechsten Feldspielers bei gleichzeitiger Strafzeit für

die Lions brachte den Scorpions nichts mehr. Sie konnten bei ihrem plan-

und hilflosen "Powerplay" sogar noch froh sein, nicht noch ein

Empty-Net-Goal kassiert zu haben.

Rich Chernomaz wirkte bei der anschliessenden Pressekonferenz regelrecht

erleichtert: "Gott sei Dank ist dieses Spiel vorbei! Das erste Drittel war das

schlechteste, was meine Mannschaft in diesem Jahr abgeliefert hat. Ian

Gordon war definitiv unser Schlüsselspieler, der uns während der

Druckphase der Scorpions im Spiel gehalten hat. Letztendlich bin ich mit

den drei Punkten heute sehr zufrieden!"

Leidborg spulte dagegen dieselben Phrasen ab, die man in dieser Saison

schon zu oft gehört hat. "Wir hatten unsere Chancen. Unser größtes

Problem heute war das leere Tor. Erst schießen wir vorbei, dann sogar

drüber. Uns fehlt einfach das Selbstvertrauen und Glück und jetzt kommt auch

noch das Pech dazu...."

Grundsätzlich hat er ja nicht unrecht. Wenn man dasselbe Statement mit

geringfügigen Abwandlungen nun schon allerdings zum 20. Mal in dieser

Saison hört, bleibt dennoch ein bitterer Nachgeschmack zurück, zumal

nicht alle Probleme der Scorpions auf mangelndes .

Selbstvertrauen aufgrund der Niederlagenserie und fehlendes Glück

zurückzuführen sind.

Allen voran natürlich das Powerplay, das diese Bezeichnung bei den

Scorpions bis auf seltene Lichtblicke gar nicht verdient hat. Sage und

schreibe achtmal (!!!) hatten die Scorpions gestern Gelegenheit, ein

Powerplay aufzuziehen, heraussprang ein einziger Treffer, der auch noch

mehr dem Glück, denn dem Können zu verdanken war. Dass nicht jede

Überzahlsituation zum Erfolg führen kann, ist klar, aber generell sollte

man in Überzahl zumindest den Gegner in dessen Drittel im Griff haben

und sich einige Chancen erspielen.

Bei den Scorpions kann man in dieser Saison aber schon froh sein, wenn

sie bei zahlenmäßiger Überlegenheit nicht selbst einen Treffer

kassieren, was auch schon öfters als vertretbar in dieser Saison

passierte.

Und dieses kränkelnde Powerplay demonstrieren die Scorpions ja nicht

erst seit der Niederlagenserie, sondern das zieht sich seit dem ersten

Vorbereitungsspiel wie ein roter Faden durch die gesamte bisherige

Saison. Im Spiel 5 gegen 5 war man nämlich in den meisten Spielen sogar

überlegen.

Weiteres essentielles Manko ist die absolut miserable Chancenverwertung.

Es ist ja nicht so, dass die Scorpions keine Chancen gegen den Gegner

hätten. Im Gegenteil, in den meisten Spieklen, die sie verloren haben,

gaben sie weit mehr Schüsse aufs Tor der Gegner ab als umgekehrt. Sie

lochen nur nicht oft genug ein. Beste Beispiele dafür liefert auch die gestrige Partie:

5. Minute: Drei (!) Scorpions stehen einem Frankfurter Verteidger und

dem Goalie gegenüber und vergeben diese 100%ige Chance.

49. Minute: Nedved schießt unbedrängt übers völlig freie leere Tor.

56. Minute: Nedved bringt einen Break nicht unter.

Wäre es nicht so traurig, könnte man über die Vielzahl der vertanen

Chancen schon mit ein wenig Galgenhumor lachen. Bleibt zu hoffen, dass die Scorpions in den nächsten Spielen über mehr

Standfestigkeit und Treffsicherheit verfügen, da der Abstand auf

Iserlohn inzwischen wieder auf satte neun Punkte angewachsen ist und das

Verhindern der Playdowns alles andere als ein Selbstläufer wird.

Freitag gehts zum Tabellenführer Berlin, wo traditionell nichts zu holen

ist, schon gar nicht in der derzeitigen Verfassung und am Sonntag kommt der

Nord-Rivale aus Hamburg zu Besuch in die Pressag Arena (Spielbeginn:

14:30 Uhr), gegen den die Scorpions in dieser Saison nichtmal ein Tor

erzielt haben.

Und da die Hamburger zum Derby mit Sicherheit viele Fans mitbringen

werden, steht zu befürchten, dass die Begegnung Heimspielcharakter für

die Freezers haben wird, wenn nicht auch die Zauderer aus Hannover und

Umgebung über ihren Schatten springen und das einzige niedersächsische

DEL-Team wenigstens zum prestigeträchtigen Nord-Derby unterstützen.

(S. Palaser)


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