Mirko Lüdemann verschiebt die MeisterfeierKölner Haie kämpfen sich zurück
Vor dem sechsten Finalspiel war der weiß-blaue bayerische Himmel in dunkelgraues Gewand getaucht und öffnete seine Schleusen, als wollte er den Verlust der Meisterchance schon jetzt beweinen. In der Saturn-Arena aber kochte bereits die erwartungsfrohe Stimmung. Doch während das Geschehen auf dem Eis wie stets in dieser Finalserie hin und her wogte, wusste auch der Himmel nicht mehr recht, was er machen sollte. Schon in der zweiten Drittelpause waren die Tränenwolken verzogen, doch am Ende bestätigte sich seine Vorahnung: der ERC Ingolstadt hat seinen ersten Meisterschaftspuck verschossen und muss zum siebenten und entscheidenden Finalspiel am Dienstag nach Köln reisen. Die Haie haben ihr Finaltrauma erst einmal aufgeschoben.
Das Spiel begann und hielt über die gesamte Dauer sein hohes Niveau der bisherigen Finalserie. Beide Teams blieben sich treu und rangen intensiv, schnell und fair um den Schlüssel zum Erfolg. Die Haie wirkten dabei, wie stets, reifer und spielstärker, doch auch mit weniger Zug zum Tor. Die Panther hingegen spielten improvisationsstärker und mit ständiger Suche nach dem direkten Weg in den Slot. So schossen die Mannen von Kölns Trainer Uwe Krupp meist von den Außenpositionen, während sie vor dem eigenen Tor alle Hände voll zu tun hatten, um ein Durchstoßen der Panther zu verhindern. Dennoch hatten die Rheinländer drei hochkarätigere Chancen, die sie liegen ließen: Erst tauchte Tjärnquist bei einem Konter allein vor dem wieder glänzend parierenden Timo Pielmeier im Ingolstädter Tor auf, dann vergab Chris Minard eine Doppelchance. Doch auch auf der Gegenseite stand Danny aus den Birken seinem Kollegen in nichts nach und hielt alles, was auf seinen Kasten kam.
Im zweiten Drittel agierten die Hausherren ungeordneter, vielleicht auch, weil Trainer Niklas Sundblad zeitweise seine Verteidigungsreihen umstellte, den stets aktiven Christoph Gawlik in die dritte Angriffsreihe zog und fast nur noch auf drei Angriffsreihen umstellte. Das schien den Oberbayern nicht gut zu tun; Pielmeier musste deshalb einige hochkarätige Chancen der Raubfische vereiteln. Den Schlussakkord des Spielabschnitts setzte aber Thomas Greilinger auf Seiten der Donau-Städter, der völlig frei im Slot zum Abschluss hätte kommen können, aber davon offensichtlich zu überrascht war, so dass er vertändelte.
In den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit versuchten die Hausherren dann vehement, eine Meisterschaftsentscheidung herbeizuführen, sorgten so auch erstmals für ein Übergewicht im Schussverhältnis von 9:6. Dennoch blieb es torlos.
Zu Beginn der Verlängerung wandelte Köln dreimal auf schmalem Grad zu einem Unterzahlspiel, letztlich kam es aber nur zu einer gemeinsamen Hinausstellung von Chris Minard auf Kölner und T.J. Bouck auf Ingolstädter Seite. Jeder Fehler konnte nun die Entscheidung herbeiführen - und den machte, als beide Teams wieder komplett waren, der Finalneuling: So tat sich Mirko Lüdemann plötzlich auf seiner linken Angriffsseite an der blauen Linie eine Lücke auf, die der älteste Akteur auf dem Eis zu einem beherzten Schlagschuss, flach in die lange Ecke zur Entscheidung dieses Spiels nutzte. Auch der anschließende Videobeweis brachte keine Änderung mehr. Stattdessen brachen nun einige Dämme des Wohlgefallens, als beide Teams bereits komplett auf dem Eis versammelt waren: so scheint ein Stockstich von Rob Collins Ausgangspunkt für eine umfassendere handgreifliche Auseinandersetzung gewesen zu sein. Waren bis dahin gerade einmal 22 Strafminuten für beide Teams vergeben, so sammelten die Kontrahenten in dieser Szene nun noch einmal 83 Strafminuten dazu. Collins, der mit einer 5-minütigen plus Spieldauerdisziplinarstrafe bedacht wurde, muss bis zur Entscheidung am Montag ausharren, wo über seine Teilnahme am siebenten und entscheidenden Spiel in Köln, vorverlegt auf 19 Uhr (LIVE auf Hockeyweb im Live-Ticker oder in Olafs Kult-Ticker), befunden wird. „Solche Szenen will niemand sehen“, entfuhr es Krupp anschließend, „natürlich ist die Finalserie emotional, aber sowas ist unnötig!“
Ansonsten zeigte er sich „froh, dass wir die Chance zum siebenten Spiel bekommen haben. Wir haben stets gut gespielt und unsere Torchancen auch in den letzten Spielen gehabt, die wir verloren haben. Deshalb war es nicht so schwer, die Hoffnung zu behalten.“ Zunächst geknickt, dann aber kämpferisch im Statement zeigte sich Sundblad: „Es war wieder ein enges Spiel. Es ging hoch und runter. Wir hatten sehr gute Torchancen im letzten Drittel, die wir nicht genutzt haben. Dann entscheiden kleine Fehler; den haben wir gemacht. Nun fahren wir nach Köln, um dort zu gewinnen!“
Launig zeigte sich Meistertrainer Hans Zach, der Krupp anschließend zum Erfolg beglückwünschte. Nach eigener Aussage vertrieb er sich beim Spiel ein wenig die Zeit, bis am 1. Mai die Saison zum Fischen beginnt. „Ein tolles Finale sehen wir dieses Jahr. Schade nur, daß man überregional kaum etwas davon liest oder hört“, legte er seinen Finger in eine Wunde des deutschen Eishockeys. Auch einen Hinweis auf ein steigendes Niveau des Sports hierzulande wollte er nicht sehen: „Dafür spielen zu wenige junge deutsche Spieler im Finale.“ Das entscheidende Spiel wird er am Fernsehen verfolgen: „Da müsste ich ja über Isar, Donau, Main und Rhein hinweg fahren - das tue ich mir nicht mehr an“, verriet er mit einem Augenzwinkern.
Das Spiel in der Video-Zusammenfassung - HIER!
Tor: 0:1 (64.) Lüdemann (Ankert, Gogulla)
Strafen: Ingolstadt 20 + 10 Conboy + 10 Boucher, Köln 25 + 10 Ankert + 10 Ohmann + Spieldauerdisziplinarstrafe Collins
HSR:Brüggemann, Piechaczek;LSR: Gemeinhardt, Schrader
Zuschauer: 4.815 (ausverkauft)
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