Mirko Lüdemann: „Es hat wehgetan, wie kleine Messerstiche in den Rücken“
Überglücklich, von den Emotionen der ereignisreichen Schlussminuten noch sichtlich mitgerissen, sagte Constantin Braun: „Es ist unglaublich, was wir hier erleben! Belastung? Müdigkeit? Alles egal! Wir haben seit dem ersten Play-off-Spiel gemeinsam großen Spaß.“ Kölns Top-Verteidiger Mirko Lüdemann war im Premiere-Interview nicht recht nach Spaß zumute: „Es hat wehgetan, wie kleine Messerstiche in den Rücken. Berlin hat großartig gekämpft, und hatte am Ende das nötige Glück. Es hat länger gedauert heute, bis wir ins Spiel gekommen sind. Die Beine werden Sonntag entscheidend sein.“ Haie-Keeper Robert Müller gab sich kurz nach dem Spiel schon wieder kämpferisch: „Am Ende hat heute sicher die glücklichere Mannschaft gewonnen. Wir müssen die Serie am Sonntag wieder drehen, dazu aber von Anfang an durchziehen.“ Dass die hitzige Atmosphäre im selbstverständlich ausverkauften Wellblechpalast eine Rolle gespielt haben könnte beim Ausgang des Spiels, mochte Sympathieträger Robert Müller nicht eingestehen, jedoch „hat es für mich nie zwei Meinungen gegeben, was die Stimmung im Wellblechpalast angeht. Ich bin sehr glücklich, hier noch mal spielen zu dürfen.“
War das Spiel nach anfänglicher Berliner Zweitore-Führung und dem im zweiten Drittel folgenden Ausgleich durch die Kölner schon eine emotionale Achterbahnfahrt, so hatten alle Beteiligten auf dem Eis, draußen auf den Bänken sowie auf den Rängen dasselbe nochmals in den letzten drei Minuten des Spiels in Zeitraffer zu durchleben. Sven Felski, der von seinen Mannschaftskameraden ob seiner Treue zu den Eisbären scherzhaft „Bürgermeister“ genannt wird, glaubte in der 57. Spielminute bereits den Siegtreffer für seine Eisbären erzielt zu haben. Die Gäste vom Rhein sahen sich nach Stéphane Juliens erneutem Ausgleich 46 Sekunden vor Schluss wenigstens wieder die Verlängerung erreichen. Doch Eisbären-Kapitän Steve Walker hatte etwas dagegen und erzielte nur 31 Sekunden vor der Schlusssirene den Siegtreffer für die Berliner.
Sven Felski resümierte: „Solche Spiele macht man nicht oft mit. Beide Teams sind super ausgeglichen. Wir haben jetzt aber allen Grund, selbstbewusst nach Köln zu fahren.“ André Rankel pflichtete seinem erfahrenen Teamkameraden bei: „Der erneute Ausgleich kurz vor Schluss war schon ärgerlich. Dann aber noch in der regulären Spielzeit zurückzukommen, spricht absolut für den Charakter unserer Mannschaft!“ Deron Quint fügte hinzu: „Ein verrücktes Spiel! Es ist tatsächlich erstaunlich, was wir in der Lage sind zu leisten, wenn wir als Mannschaft zusammen spielen und hart füreinander arbeiten.“
Berlins Trainer Don Jackson konnte gelassen analysieren: „Die Emotionen schlugen heute sehr hoch. Es war ein Vergnügen für die Fans und Spieler. Felski und Walker sind große Spieler, wenn ihnen in solchen Situationen diese Tore gelingen. Wir haben hart dafür gearbeitet, am Sonntag in der Position zu sein, Meister werden zu können. Köln muss gewinnen und wir weiter konzentriert in der Defensive arbeiten und Fehler möglichst vermeiden. Darüber hinaus bleibt es natürlich dabei: Das wichtigste Spiel ist immer das nächste. Darüber was danach kommt, denken wir nicht nach.“
Gästecoach Doug Mason war natürlich nicht glücklich mit dem Ausgang des Spiels: „Es ist nicht zu erklären, wieso wir so verhalten begonnen haben. Auch hatten wir Probleme mit dem Anfangstempo der Berliner. Nach dem 2:1 haben wir mit mehr Energie gespielt. Im letzten Drittel waren wir überlegen. Dann gab es aber diese drei hektischen Minuten am Schluss. Am Sonntag gibt es für uns das Schlüsselspiel dieser Serie. Bekommen wir es nicht in Griff, ist Berlin deutscher Meister.“
„Der psychologische Vorteil liegt nun schon bei uns“, meint Eisbären-Crack André Rankel mit Blick auf Spiel 4 am Sonntag in der sicher ausverkauften Köln Arena. Kollege Deron Quint weiß auch, was die Eisbären zum Erfolg führen könnte: „In den Play-off ist es immer entscheidend, im richtigen Moment noch eine Schippe drauflegen zu können. Wie heute, muss uns das auch am Sonntag wieder gelingen. Wir haben die Chance und die sollten wir auch nutzen.“ - Am kommenden Sonntag ab 14.30 Uhr wird sich also erweisen müssen, ob die Brust der Berliner breit genug und der Druck auf die Kölner zu groß ist. Der „Bürgermeister“, also Sven Felski, bekannte gegenüber dem TV-Sender RBB Erstaunliches: „Ganz ehrlich? Wenn wir nicht noch mal hier ran müssten, ich wäre nicht sauer.“
Matze Eckart/ Oliver Koch/ Jens Wilke
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