Mike Rosati: "Wir müssen das Team formen"

Nein, zufrieden könne man nicht sein, sagt Mike Rosati und blickt von seinem Tisch im Stadionrestaurant auf die Eisfläche. Dort unten spielen die Jungadler, aber die meint der DEL-Co-Coach nicht. Im Gegenteil, die "spielen mit Freude, mit Liebe, mit Einsatz", sagt Rosati. Und dann denkt er
wieder an den Grund der Unzufriedenheit: Das DEL-Team. Und da, befindet der
Italo-Kanadier, gäbe es noch viel zu tun.
"Das Team ist eine Mischung aus Spielern, die wissen, was es früher
bedeutete, in Mannheim zu spielen, wie Edgerton, Corbet oder Groleau und den
anderen. Allerdings meine ich, jeder Spieler sollte stolz genug sein, um
jedes Spiel gewinnen zu wollen. Dafür ziehen wir doch unsere Schlittschuhe
an." Dass sich manche schonen, weil sie sich vor einer eventuellen Rückkehr in
die NHL nicht verletzen wollen, diese These lehnt Rosati ab: "Wir haben
genau drei Jungs aus der NHL, Huet, Hecht und Butenschön. Und diese drei
kämpfen sich ab, setzen sich ein, sind Vorbilder." Wobei Butenschön es
schwerer habe als seine beiden Kollegen, die beide in Europa Erfahrungen
gesammelt hätten. Butenschön käme besser zurecht mit der anderen Eisfläche
in Übersee, aber, und das rechnet Rosati ihm hoch an, "er ist wirklich
deprimiert, wenn er nicht gut spielt. Er nimmt es sich zu Herzen. Das ist
eine Einstellung, mir der kann man gut umgehen." Auch Healey muss ein
solcher Kandidat sein, der umzusetzen versucht, was die Coaches vorgeben,
leicht zu leiten und bereit am Erfolg mitzuwirken.
Das Problem: "Wir haben 22 wirklich gute Eishockeyspieler, aber wir haben im
Moment kein Team. Und wenn sie kein Team werden, können wir keinen Erfolg
haben. Alle müssen mit ins Boot und in dieselbe Richtung rudern. Und wenn
einer meint, er müsse gegensteuern, dann bleibt er eben draußen. Das ist
eine Entscheidung von Tag zu Tag. Am nächsten kann das schon wieder anders
aussehen." Tatsache aber sei, dass die Einstellung stimmen müsse und zwar
hundertprozentig.
Die Mischung machts, sagt Rosati, die Jungen seien genauso wichtig wie die
Älteren, Erfahreneren. Kink, Carciola und Blank hätten sehr gut gespielt
gegen Iserlohn. Stephane Richer versuche wirklich, den jungen Leuten wie
diesen, wie Marco Schütz, wie Cespiva oder Schlager Eiszeit zu geben. Auch
ein Stefan Langwieder sei positiv aufgefallen, wie er in Berlin ohne Furcht
vor großen Namen losgelegt habe, Respekt. "Wenn man auf dem Eis ist, sollte
es keinen Unterschied machen, ob man Hecht oder Blank heißt", sagt der
Co-Trainer, "dann zählt nur noch das Jersey, das man trägt." So sei es
gewesen, als Stephane und er noch gespielt hätten,. "wir waren stolz, Adler
zu sein, wir liebten den Verein und die Stadt und die Fans. Und ein wenig
von dem wollen wir dem Team vermitteln." Auch bei ihnen sei beileibe nicht
immer alles glatt gelaufen, sagt Rosati, aber letztendlich habe man
zusammengestanden. Auch mit den Fans. Die kann der Coach gut verstehen, er
begreift ihren Frust und er hofft sehr, dass man wieder zueinander finden
kann, wenn das Team sich einsetze. Man müsse, fügt er noch an, immer füreinander einstehen auf dem Eis, müsse
ausgleichen, wenn einer mal einen schlechten Tag habe, "Frankfurt ist da für
mich vorbildlich." Ein Rad müsse ins andere greifen, nur so werde ein Ganzes
daraus.
Positives kann er auch vermelden, Sascha Goc sei auf dem Weg nach oben und
Tripp wäre einer der zuverlässigsten Spieler inzwischen. Corbet, Hecht und
Edgerton setzten sich immer ein. Es sei wirklich nicht so, dass die meisten
Cracks nicht wollten. Die meisten seien sich des Ernstes der Lage durchaus
bewusst, denn jetzt gelte es, die Punkte einzufahren, kein Spiel dürfe man
mehr verloren geben, "das können wir uns nun wirklich nicht erlauben."
Rosati denkt zurück an den Beginn der Saison. Da habe er gedacht, dieses
Team kann eigentlich kein Spiel verlieren. Doch es kam vollständig anders.
"Hockey wird halt nicht auf Papier gespielt," sagt er, "sondern auf dem Eis
und da müssen sich Talent und harte Arbeit die Waage halten". An Stephane
und ihm solle das nicht scheitern, sie wollen dieses Team formen, wissen,
dass sie kaum mehr Zeit zu einem Aufbau haben, nun muss es schnell gehen.
Und dann guckt sich Rosati wieder die Jungadler an, die ackern und kämpfen
und gegen Landshut gewinnen. Gecoacht werden sie von Helmut de Raaf, der
heilfroh ist, wieder mit solchen einsatzwilligen Spielern zu tun zu haben.
Und Rosati schiebt noch eines nach: "Es gibt Leute, die dachten, der Zustand
des DEL-Teams hätte mit Helmut zu tun. Jetzt sieht man, dass es nicht so
war." (Angelika von Bülow)
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