Meistertrainer Pierre Pagé vor Wechsel nach Österreich?
Man beginnt sich in Berlin damit abzufinden, dass die von
zwei Meistertiteln gekrönte Ära unter Cheftrainer Pierre Pagé nach dieser
Spielzeit zu Ende gehen könnte. Fünf Jahre, in denen der EHC Eisbären die DEL
über lange Strecken mit attraktivstem Eishockey beherrschte. Eine Saison des
Mittelmaßes genügte jedoch scheinbar, um im Klub eine Situation zu schaffen,
welche eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit mehr als nur in Frage stellt. Die
Berliner Boulevardpresse wusste in dieser Woche gar schon von der Kündigung des
Pagéschen Domizils im Stadtteil Zehlendorf zum 1.Mai zu berichten.
Zwar deuten einige Dinge auf eine Rückkehr Pagés in seine
kanadische Heimat, die Gerüchteküche jedoch beginnt schon grenzüberschreitend zu
brodeln und bringt mitunter Interessantes hervor. Nun tauchte der Name des
Eisbären-Coaches im Internet erstmals als Gegenstand von Spekulationen auf, die
ihn als möglichen Nachfolgekandidaten für Hardy Nilsson bei den Red Bulls
Salzburg nennen. Guido Stapelfeldt, Pressesprecher beim österreichischen
Tabellenführer und Meisterschaftskandidaten Nr.1, wehrte gegenüber Hockeyweb
zwar noch energisch ab: „Ein Trainertausch ist bei uns derzeit kein Thema. Nach
Ende der Saison werden mit Trainer Hardy Nilsson entsprechende Gespräche
geführt, und dann werden wir sehen, ob und in welcher Position uns Hardy
Nilsson erhalten bleibt“. In der Szene gilt allerdings als sicher, dass Nilsson
seinen Platz an der Bande räumen muss, sollte der Meisterpokal trotz hohen
finanziellen Aufwandes erneut nicht an der Salzach landen. Im vergangenen Jahr
musste sich die Salzburger Startruppe noch überraschend dem Villacher SV beugen.
Gespickt mit international erfahrenen Akteuren, wie etwa dem Finnen Juha Lind
oder den österreichischen Nationalspielern Reinhard Divis, Dieter Kalt und
Matthias Trattnig, die auch manch DEL-Klub gut zu Gesichte stehen würden, ist
die Meisterschaft für die Mozartstädter dieses Mal geradezu eine
Pflichtveranstaltung. Laut der Zeitung Salzburger Nachrichten seien
Geschäftsführer Dr. René Dimter bereits 15 Trainer und 130 Spieler für die neue
Saison angeboten worden. Nilsson soll dem Vernehmen nach bei einem
Trainerwechsel der Job des Sportdirektors angeboten werden, berichtet das
Blatt.
Nun gehört die österreichische Bundesliga nicht unbedingt zu
den Leuchttürmen im europäischen Eishockey, doch wird gerade in Salzburg, mit
dem Geld von Red Bull-Erfinder Dietrich Matteschitz, ein erfolgsorientiertes
Projekt gefahren, das gehobenen Ansprüchen durchaus genügt. Insbesondere in die
Nachwuchsentwicklung investieren die Red Bulls erstaunlich viel, was Parallelen
zum Berliner Projekt herstellt und womöglich auch das Interesse von Pierre Pagé
geweckt hat. Guido Stapelfeldt wirbt stolz: „Wir haben ein langfristig angelegtes
Nachwuchskonzept - die Red Bulls Hockey Akademie -, entwickeln das aber immer weiter.
Bestandteil der Hockey Akademie sind u.a. ein Internat mit derzeit 16 U20- und
U17-Spielern, sowie Kooperationen mit verschiedenen Schulen. Insgesamt
trainieren zurzeit mehr als 250 Kinder und Jugendliche in sechs Altersklassen
bei uns. Seit drei Jahren - seit dem Aufstieg in die Bundesliga - haben wir auch
ein Farmteam, das in der zweithöchsten Spielklasse, der Nationalliga, spielt.
Diese Spieler kämpfen - ganz im Sinne der NHL-Farmteams - um Einsätze bzw.
Plätze im Bundesligateam und dürfen während der Saison auch wahlweise in
Bundes- und Nationalliga eingesetzt werden. Das ist vor allem für Österreicher,
insbesondere Salzburger die Chance, sich ins Bundesligateam der Red Bulls zu
spielen, und das wird von uns auch entsprechend gefördert“. Im Gegensatz zu den
Eisbären Juniors in der deutschen Oberliga konnte sich das Salzburger Farmteam
am vergangenen Wochenende für die Play-off in der Nationalliga qualifizieren.
Das geschichtsträchtige Salzburg, mit all seinen
vielfältigen Möglichkeiten, wäre ohnehin ein Ort, an dem man sich einen an
Kultur und Geschichte hochinteressierten Menschen wie Pierre Pagé sehr gut
vorstellen könnte. Sogar sportpolitisch könnte sich Pagé als Vertreter des
Eishockeysports einbringen und Salzburgs aussichtsreicher Bewerbung als
Ausrichter der Olympischen Winterspiele 2014 Flügel verleihen.
Matthias Eckart/ Oliver Koch