Meister-Bären: Enthusiastischer Abschluss der Meisterfeier im „Welli“

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Noch einmal platzte der Hohenschönhausener Wellblechpalast

fast aus allen Nähten; auf den Rängen und Gängen war kein Vorwärtskommen mehr,

auf Treppen stehend und sich an Geländern festhaltend versuchten die Fans noch

einmal einen Blick auf ihre Meisterspieler zu erhaschen, die mit Preisen des

Fanbeirates und mit diversen Erinnerungsgeschenken geehrt wurden. Die Puhdys,

die dereinst die Vereinshymne schrieben, sorgten für die musikalisch-zünftige

Atmosphäre. Und noch einmal zogen die Bilder vom vergangenen Dienstagabend

herauf und ein jeder, der es bisher noch nicht vollends realisiert hatte kam

nun spätestens zu der Gewissheit: Es ist wahr, wir sind Meister! Jubel brandete

auf, als das Grußschreiben eines Idols vergangener Jahre verlesen wurde. Andrew

McKim, der mit den Eisbären 1998 im Finale unterlag, meldete sich per Mail aus

seiner Heimat und gratulierte: „Es ist

so wunderbar zu hören, dass die Eisbären es endlich geschafft haben. Besonders

freut es mich für die Fans, die für mich unvergessen bleiben. Ich wohnte drei

Jahre lang in Hohenschönhausen und kann die Freude der Fans nachempfinden. Es

ist vor allem ihr Titel!“. Auch mit diesen Worten des „Kimmers“ schloss sich

ein Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart.


Etwa 1000 Fans waren um 16.00 Uhr zu Fuß vom Wellblechpalast

in Richtung City gestartet, um vom Erfolg ihrer Eisbären zu künden. Von Balkons

wurde ihnen zugewunken und von der Gegenfahrbahn begleitete sie ein fröhliches

Hubkonzert. Auf dem Alexanderplatz vereinigte sich der Zug dann mit weiteren

unzähligen Fans, die es nicht pünktlich zum Abmarsch geschafft hatten.

Gemeinsam ging es weiter zum Roten Rathaus. Für die Mannschaft ging es per

Autokorso durch die Hauptstadt. Über Kurfürstendamm, Potsdamer Platz,

Brandenburger Tor, Unter den Linden entlang bis hin zum Roten Rathaus, wo der

Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gemeinsam mit einigen tausend Fans

lange auf das Eintreffen des DEUTSCHEN EISHOCKEY MEISTERS 2005 warten musste.

Der Eisbären-Tross aus Volvo-Cabrios war nämlich am Brandenburger Tor hängen

geblieben, wo die Fan-Unikums Tim und Spencer ihre Meisterwette einlösten und

nur mit einem Eisbärenschal bekleidet durch das Brandenburger Tor liefen.


Dann aber war es soweit: Die Karawane bog vor das Hauptportal des Roten

Rathauses und die Fans begrüßten ihre Helden mit unüberhörbaren Sprechchören:

„Berlin, Berlin, Meister-Berlin!“, aber auch das herausfordernde „Dy-na-mo!

Dy-na-mo!” war zu hören. Bürgermeister Klaus Wowereit ging auch auf die

lautstarke Forderung der versammelten Masse ein und begann die Jubelwelle!

Wowereit sagte beim anschließenden Empfang in seinem Amtssitz: „Die Eisbären

stehen für Internationalität, aber vor allem für Gesamtberlin! Ihr Erfolg ist

ein Imagegewinn für unsere Hauptstadt.“ Geschmückt mit einer Meistermütze und

einem Eishockeyschläger stand der Regierende Bürgermeister dann zwischen den

Spielern, als Sven Felski vom Balkon des Rathauses das legendäre UFFTA

anstimmte, Erik Cole den Fans die Meistertrophäe präsentierte und bereits hier

einige Spielertrikots in die Menge warf. Sein eigenes hatte der NHL-Star schon

längst beim Autokorso eingebüßt. Immer wieder schallte sein Name über den

weitläufigen Platz und Cole hatte sichtlich Spaß an all den Huldigungen. Die

Hoffnungen in Berlin scheinen derweil nicht unrealistisch, dass ihr „Helmut“

für noch eine weitere Saison ein Eisbär bleibt bis er zur übernächsten Saison

den Status eines Free Agent erlangt und seinen neuen Arbeitgeber in der NHL selbst

wählen kann. Die Sympathien der Eisbärenfans sind ihm jedoch auch so auf ewig

gewiss, selbst wenn der Playoff-MVP eine andere Entscheidung trifft.


Die Feierlichkeiten rund um den Wellblechpalast dauerten

noch bis in die Morgenstunden. Das Feuerwerk, welches eigentlich den

offiziellen Abschluss bilden sollte, wurde jedoch nur zu einem willkommenen

Intermezzo, denn nicht nur Kreuzberger auch Hohenschönhauser Nächte sind lang. Derweil

dreht sich das Personalkarussell beim Meister weiter. Ob etwa Torhüter Oliver

Jonas im Kader bleibt, werden erst Gespräche in der nächsten Woche erbringen.

Ginge es nach dem Willen der meisten Fans, stünde der Verbleib des

Nationalkeepers bei den Eisbären jedoch außer Frage. Frohe Kunde gab es aber in

Sachen Vertragsverlängerung für einen anderen Erfolgsgaranten: Der

Playoff-Topscorer des EHC, Mark Beaufait, steht für eine weitere Saison in

Diensten der Eisbären. Weitere personelle Entscheidungen wird es in den

nächsten Wochen geben. Ohne Zweifel kann man aber davon ausgehen, dass das

erfolgreiche Führungs-Duo um Manager Peter John Lee und Coach Pierre Pagé auch

für die folgende Spielzeit eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen wird, der

die Titelverteidigung zuzutrauen ist.


Am Rande wurde bekannt, dass Anschutz-Europa-Chef Detlef

Kornett seinen Nebenjob als Geschäftsführer der Eisbären an Marketingchef Billy

Flynn und Peter John Lee abgegeben hat. Kornett wird dann einem noch zu

bildenden Aufsichtsrat vorstehen und sich verstärkt um die Belange des

Arenaprojektes am Ostbahnhof kümmern, damit der EHC bald noch mehr Anhänger aus

der gesamten Stadt und dem Umland zu seinen Spielen empfangen kann. „Der

Titelgewinn ist der Startschuss zu einer neuen Etappe in der Geschichte der

Eisbären“, bekräftigte Coach Pierre Pagé dazu passend und lenkte den Blick

damit für alle unmissverständlich in die Zukunft. (mac/ ovk)


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Sonntag 15.12.2024
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