Meister-Bären: Enthusiastischer Abschluss der Meisterfeier im „Welli“
Noch einmal platzte der Hohenschönhausener Wellblechpalast
fast aus allen Nähten; auf den Rängen und Gängen war kein Vorwärtskommen mehr,
auf Treppen stehend und sich an Geländern festhaltend versuchten die Fans noch
einmal einen Blick auf ihre Meisterspieler zu erhaschen, die mit Preisen des
Fanbeirates und mit diversen Erinnerungsgeschenken geehrt wurden. Die Puhdys,
die dereinst die Vereinshymne schrieben, sorgten für die musikalisch-zünftige
Atmosphäre. Und noch einmal zogen die Bilder vom vergangenen Dienstagabend
herauf und ein jeder, der es bisher noch nicht vollends realisiert hatte kam
nun spätestens zu der Gewissheit: Es ist wahr, wir sind Meister! Jubel brandete
auf, als das Grußschreiben eines Idols vergangener Jahre verlesen wurde. Andrew
McKim, der mit den Eisbären 1998 im Finale unterlag, meldete sich per Mail aus
seiner Heimat und gratulierte: „Es ist
so wunderbar zu hören, dass die Eisbären es endlich geschafft haben. Besonders
freut es mich für die Fans, die für mich unvergessen bleiben. Ich wohnte drei
Jahre lang in Hohenschönhausen und kann die Freude der Fans nachempfinden. Es
ist vor allem ihr Titel!“. Auch mit diesen Worten des „Kimmers“ schloss sich
ein Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Etwa 1000 Fans waren um 16.00 Uhr zu Fuß vom Wellblechpalast
in Richtung City gestartet, um vom Erfolg ihrer Eisbären zu künden. Von Balkons
wurde ihnen zugewunken und von der Gegenfahrbahn begleitete sie ein fröhliches
Hubkonzert. Auf dem Alexanderplatz vereinigte sich der Zug dann mit weiteren
unzähligen Fans, die es nicht pünktlich zum Abmarsch geschafft hatten.
Gemeinsam ging es weiter zum Roten Rathaus. Für die Mannschaft ging es per
Autokorso durch die Hauptstadt. Über Kurfürstendamm, Potsdamer Platz,
Brandenburger Tor, Unter den Linden entlang bis hin zum Roten Rathaus, wo der
Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gemeinsam mit einigen tausend Fans
lange auf das Eintreffen des DEUTSCHEN EISHOCKEY MEISTERS 2005 warten musste.
Der Eisbären-Tross aus Volvo-Cabrios war nämlich am Brandenburger Tor hängen
geblieben, wo die Fan-Unikums Tim und Spencer ihre Meisterwette einlösten und
nur mit einem Eisbärenschal bekleidet durch das Brandenburger Tor liefen.
Dann aber war es soweit: Die Karawane bog vor das Hauptportal des Roten
Rathauses und die Fans begrüßten ihre Helden mit unüberhörbaren Sprechchören:
„Berlin, Berlin, Meister-Berlin!“, aber auch das herausfordernde „Dy-na-mo!
Dy-na-mo!” war zu hören. Bürgermeister Klaus Wowereit ging auch auf die
lautstarke Forderung der versammelten Masse ein und begann die Jubelwelle!
Wowereit sagte beim anschließenden Empfang in seinem Amtssitz: „Die Eisbären
stehen für Internationalität, aber vor allem für Gesamtberlin! Ihr Erfolg ist
ein Imagegewinn für unsere Hauptstadt.“ Geschmückt mit einer Meistermütze und
einem Eishockeyschläger stand der Regierende Bürgermeister dann zwischen den
Spielern, als Sven Felski vom Balkon des Rathauses das legendäre UFFTA
anstimmte, Erik Cole den Fans die Meistertrophäe präsentierte und bereits hier
einige Spielertrikots in die Menge warf. Sein eigenes hatte der NHL-Star schon
längst beim Autokorso eingebüßt. Immer wieder schallte sein Name über den
weitläufigen Platz und Cole hatte sichtlich Spaß an all den Huldigungen. Die
Hoffnungen in Berlin scheinen derweil nicht unrealistisch, dass ihr „Helmut“
für noch eine weitere Saison ein Eisbär bleibt bis er zur übernächsten Saison
den Status eines Free Agent erlangt und seinen neuen Arbeitgeber in der NHL selbst
wählen kann. Die Sympathien der Eisbärenfans sind ihm jedoch auch so auf ewig
gewiss, selbst wenn der Playoff-MVP eine andere Entscheidung trifft.
Die Feierlichkeiten rund um den Wellblechpalast dauerten
noch bis in die Morgenstunden. Das Feuerwerk, welches eigentlich den
offiziellen Abschluss bilden sollte, wurde jedoch nur zu einem willkommenen
Intermezzo, denn nicht nur Kreuzberger auch Hohenschönhauser Nächte sind lang. Derweil
dreht sich das Personalkarussell beim Meister weiter. Ob etwa Torhüter Oliver
Jonas im Kader bleibt, werden erst Gespräche in der nächsten Woche erbringen.
Ginge es nach dem Willen der meisten Fans, stünde der Verbleib des
Nationalkeepers bei den Eisbären jedoch außer Frage. Frohe Kunde gab es aber in
Sachen Vertragsverlängerung für einen anderen Erfolgsgaranten: Der
Playoff-Topscorer des EHC, Mark Beaufait, steht für eine weitere Saison in
Diensten der Eisbären. Weitere personelle Entscheidungen wird es in den
nächsten Wochen geben. Ohne Zweifel kann man aber davon ausgehen, dass das
erfolgreiche Führungs-Duo um Manager Peter John Lee und Coach Pierre Pagé auch
für die folgende Spielzeit eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen wird, der
die Titelverteidigung zuzutrauen ist.
Am Rande wurde bekannt, dass Anschutz-Europa-Chef Detlef
Kornett seinen Nebenjob als Geschäftsführer der Eisbären an Marketingchef Billy
Flynn und Peter John Lee abgegeben hat. Kornett wird dann einem noch zu
bildenden Aufsichtsrat vorstehen und sich verstärkt um die Belange des
Arenaprojektes am Ostbahnhof kümmern, damit der EHC bald noch mehr Anhänger aus
der gesamten Stadt und dem Umland zu seinen Spielen empfangen kann. „Der
Titelgewinn ist der Startschuss zu einer neuen Etappe in der Geschichte der
Eisbären“, bekräftigte Coach Pierre Pagé dazu passend und lenkte den Blick
damit für alle unmissverständlich in die Zukunft. (mac/ ovk)