Marcel Müller: Mit neuer Power nach Kanada

Absolut fit läuft am Freitag der Berliner Marcel Müller beim NHL-Team Toronto Maple Leafs aufs Eis. Der Eishockey-Profi verbrachte seinen Urlaub bei den Eltern in Berlin, aber keineswegs auf dem Sofa. Seit 1. August wirbelt er mit den Berliner Eisbären über den kalten Grund. „In der NHL ist der Konkurrenzkampf groß, da musst du gleich mit Beginn der Saison in Form sein. Sonst besteht die Gefahr, ins Farmteam gesteckt zu werden“, begründet der 23-Jährige seine Gastrolle beim EHC. Der 1,93 m große Center ist seinem früheren Klub dankbar, das ihm die Möglichkeit eingeräumt wurde, Eispraxis zu erwerben.
In Kanada ticken die Uhren anders als in Europa. „Da muss jeder Profi für seine Fitness selbst sorgen. Zu Saisonbeginn kontrollieren die Trainer die Form durch einen Medizincheck und durch Leistungstests. Nach drei, vier Tagen Training steigt bereits das erste Punktspiel“, erklärt Müller.
Der deutsche Nationalspieler will im kommenden Winter den Durchbruch schaffen. Sein erstes NHL-Spiel bestritt der gebürtige Berliner am 15. Januar 2011 gegen die Calgary Flames. Dreimal durfte Marcel in der vergangenen Saison im Toronto Topteam ran. „Für einen deutschen Eishockeyspieler im ersten Jahr in Kanada ist das nicht schlecht“, glaubt Marcel und hofft: „In der kommenden Saison will ich darum kämpfen, mehr im NHL-Team als in der Farm-Mannschaft eingesetzt zu sein.“ Ein Power-Müller als Center wäre natürlich auch für das deutsche Nationalteam eine weitere Stärkung. Was Marcel nicht anders sieht: „Wir sind als Nationalteam gewachsen. Es macht Spaß, in der Truppe zu spielen. Wir haben uns fest vorgenommen, uns für die Olympischen Winterspiele 2014 zu qualifizieren und in Sotschi dann eine gute Rolle zu spielen“, schaut Müller schon ein ganzes Stück voraus.
Mit fünf Jahren wackelte Marcel übrigens bei den Berliner Preussen 1993 zu ersten Mal über das Eis, bevor es ihn mit 15 Jahren nach Mannheim zog. Doch schon bald trieb es ihn an die Spree zurück und so gehörte er bereits mit 18 zur deutschen Meistermannschaft 2006 des EHC Eisbären. „Vielleicht kehre ich nach Deutschland zurück. Die Hai und die Eisbären sind dann meine erste Adresse. Es kommt ganz darauf an, wie es in Kanada läuft“, sagt Marcel Müller und fügt hinzu: „Verdienen kann man in Deutschland jedenfalls mehr, als in Kanada mit der Rolle eines Wechselspielers zwischen NHL und AHL.
Geschockt ist Müller immer noch vom Flugzeugabsturz des Teams von Lok Jaroslawl mit dem deutschen Nationalspieler Robert Dietrich. „Roberts Tod hat mich schwer getroffen. Wir haben nicht nur im Nationalteam sondern auch schon in der Jugend in Mannheim zusammen gespielt. Er war immer ein guter Kumpel. Nie überheblich. Im Nationalteam müssen wir jetzt auch für Robert spielen.“