Mannheim wackelte gewaltig, aber fiel nicht - 4:5 trotz vieler Chancen

Trotz einer Wahnsinnsmoral und spielerischer Dominanz ist es den Nürnberg
Ice Tigers nicht gelungen den Playoff-Auftakt erfolgreich zu gestalten. Viermal
konnten die Ice Tigers eine Führung ausgleichen, am Ende fehlte aber das
nötige Glück. Selbst in den Schlusssekunden hatten die Ice Tigers in Überzahl
noch einige 100%ige Gelegenheiten, um die Partie noch zu drehen.
Von Beginn an entwickelte sich ein tolles Playoff-Spiel mit viel Intensität und
fairer Härte auf beiden Seiten. Denkbar unglücklich war allerdings der Auftakt
für die Ice Tigers: Schon nach 66 Sekunden netzte John Tripp aus der
Mitteldistanz zum 0:1 ein. Aber das schockte die Poss-Truppe wenig, mit viel
Tempo und tollen Spielzügen setzten sie die langsame Adler-Abwehr vehement
unter Druck. So war der Ausgleich durch den wiedergenesenen Green - nach tollem
Pass von Martinec - verdient. Das größte Manko an diesem Abend zeigte sich
aber schon 43 Sekunden später. Zu wenig kompromisslos agierten die Ice Tigers
in der Defensive. Trotz mehrmaligem Scheibenbesitz konnte man sich nicht aus der
eigenen Zone befreien, was Rene Corbet schlitzohrig zur erneuten Führung
nutzte. Es dauerte allerdings wieder nicht lange bis zum nächsten Treffer. Nach
toller Kombination über den bärenstarken Green musste Tomik in Überzahl nur
noch ins leere Tor schieben. Ein Wahnsinnsdrittel ging mit diesem Unentschieden
zuende. Nürnberg war wesentlich aktiver, Mannheim mit fast perfekter
Chancenauswertung.
Dass man dieses Höllentempo nicht über die ganze Spielzeit halten kann,
zeigte sich zu Beginn des zweiten Drittels. Auch das Publikum konnte den
Lärmpegel der ersten 20 Minuten nicht mehr ganz erreichen. Trotzdem herrschte
in der Arena eine Stimmung wie schon lange nicht mehr. Die dritte Gästeführung
gelang dann Rene Corbet, der von einem in hohem Bogen abgeprallten Puck
profitierte und diesen in Baseball-Manier versenkte. Aber Nürnberg gab jetzt
weiter Vollgas und wurde mit dem Ausgleich belohnt. Martinec passte hinter dem
Tor stehend auf Trepanier, der die Scheibe in den Winkel setzte. Diesmal dauert
es 96 Sekunden und die Adler waren wieder in Front, Petermann störte Tripp
nicht entscheidend und der Kanadier mit deutschem Pass erwischte einen
Sonntagsschuss mit der Rückhand - 3:4.
In der zweiten Pause war die Stimmung in den Gängen der Arena schon wesentlich
gedämpfter, aber auch in den letzten 20 Minuten konnten die Ice Tigers noch
weiter zu setzen und noch mehr Tempo in die jetzt schon sehr müde wirkende
Adlerabwehr bringen. Der agile Schauer nutzte eine Unaufmerksamkeit von Huet und
traf per Bauerntrick zum vierten Ausgleich in dieser Partie. Jetzt wackelten die
Adler bedenklich, erst Recht als Podollan und Corbet zusammen auf der Strafbank
saßen und man den Sack hätte zumachen müssen. 115 Sekunden hatte man ein
doppeltes Überzahlspiel, die Arena bebte, Chancen waren zuhauf da, aber der
Puck ging nicht über die Linie. Vor allem Yan Stastny hatte Pech am Schläger
und vertändelte einige Scheiben. Die Adler machten es besser, nach einem
überflüssigen Foul von Stastny erzielte Steve Kelly in Überzahl den dann doch
entscheidenden Treffer. In der Schlussphase berannten die Ice Tigers - dann ohne
Torhüter - minutenlang das Adler-Tor, aber auch Vasiljevs, der das freie Tor
vor sich hatte, scheiterte.
Mit der Spielweise seiner Mannschaft war Greg Poss nach dem Spiel sehr
zufrieden, nur "das Ergebnis muss besser werden". Vor allem der
großen Chance bei doppelter Überzahl trauerte Poss nach dem Spiel hinterher.
Das wäre wohl die Entscheidung gewesen. Die Ice Tigers hatten die Adler
jedenfalls am Rande einer Niederlage, wie auch das Schussverhältnis von 51:20
zugunsten der Ice Tigers beweist. Gästetrainer Stephane Richer sprach nach der
Partie von einem "großen Sieg" seiner Mannschaft. Dennoch wirkte auch
er nach der Partie angeschlagen und ein wenig ängstlich: "Das war erst
die erste Schlacht von diesem Krieg. Ich weiß, dass Nürnberg am Sonntag ganz
stark zurückkommen wird." Für Greg Poss gilt es vor allem einige
"leichtsinnige Fehler in der Defensive" abzustellen. Schiedsrichter
Deubert machte seine Sache insgesamt recht ordentlich, lediglich einen Check von
Corbet gegen den Kopf von Tomik hätte man wohl mit mehr als 2 Minuten bestrafen
müssen.
Tore:
0:1 (01.06) Tripp (Kelly, Ullmann)
1:1 (11.26) Green (Martinec, Tomik)
1:2 (12.09) Corbet (Edgerton, Hecht)
2:2 (14.12) Tomik (Sekeras, Green) 5:4
2:3 (23.24) Corbet (Edgerton, Hecht) 5:4
3:3 (32.43) Trepanier (Martinec, Kopitz) 5:4
3:4 (34.19) Tripp (Butenschön, Edgerton)
4:4 (47.12) Schauer (Franz, Green) 5:4
4:5 (51.53) Kelly (Delmore, Tremblay)
Strafen: Nürnberg 18 min. - Mannheim 26 min.
Torschüsse: Nürnberg 51 - Mannheim 20
Schiedsrichter: Deubert
Zuschauer: 7186