Lukas Lang allein auf weiter Flur...
Mannheim hatte Hannover zu Gast - das hieß, man erwartete einen
defensiv ausgerichteten Gegner - Arbeit für die Kreativabteilung
der Adler, mit Kombinationseishockey das zu erwartende Bollwerk zu
knacken. Gleichzeitig sollte ein Rückstand vermieden werden, um dem
Anrennen gegen eine ausgefeilte Festungstaktik zu entgehen.
Es kam alles ganz anders.
Hannover
- mit zwei Niederlagen in Folge im Gepäck angereist - versteckte sich
keineswegs. Schon nach wenigen Sekunden hat Lukas Lang (42 Schüsse),
der wie angekündigt das Tor hütete, einen Schuss zu parieren
- der Auftakt zu einem arbeitsreichen Abend. Die Adler bauten
anfänglich ohne großes Abtasten Druck auf, sie waren bemüht, ein frühes
Tor zu schiessen, um ihr Spiel aufziehen zu können. Hannovers Abwehr
hielt und die Adler konnten keine ihrer Chancen nutzen. Nach
minutenlangem Anrennen wurden die Aktionen der Adler plötzlich
nervös, sie spielten zu ungeduldig, vernachlässigten die
Deckungsarbeit... Dies hatte zur Folge, dass Hannover die Adler
- begünstigt durch Abspielfehler und zu grossen Offensivdrang -
auskonterte und die Defensive der Adler nacheinander drei Strafzeiten
nehmen musste. Zum hektischen Spiel passte es, dass die dritte Strafe
eine kleine Bankstrafe war. In der 13. Minute kam, was kommen musste.
In doppelter Unterzahl erzielte Sascha Goc das 1:0. Die Adler waren
nun völlig aus dem Konzept. In den Zweikämpfen entspannt weit weg von
Ihren Gegenspielern gepaart mit ungenauem Passspiel mussten sie in der
17. Minute ein weiteres Tor durch Brimanis für Hannover hinnehmen. Beim
folgenden Angriff der Adler nahm Hannover eine Strafzeit, und im
folgenden Powerplay krönte King eine schöne Kombination in der
18. Minute mit dem Anschlusstreffer.
In der Drittelpause muss
Doug Mason wohl mit seiner "zweiten Zunge " gesprochen haben, denn im
zweiten Drittel zeigten sich die Adler von einer ganz anderen Seite.
Druckvolles Kombinationsspiel und in Ansätzen besseres Zurückarbeiten
führten dazu, dass Hannover unter Druck geriet. Die Folge war ein
Powerplay für die Adler, das Methot in der 6. Minute des zweiten
Drittels zum Ausgleich nutzte. Danach folgte die beste Phase der Adler:
Sie spielten schnell, der Puck lief, sie schnürten die Scorpions
teilweise in Ihrem Drittel ein. Doch diese Phase dauerte leider nicht
lange. In der Mitte des zweiten Drittels befreiten sich die Scorpions
nach und nach von dem Druck der Adler. Mehr und mehr schlichen sich bei
den Adlern wieder die Fehler des ersten Drittels ein. Bei einem Angriff
in der 35. Minute - man hatte den Eindruck, Trepanier wusste irgendwie
nicht so richtig, wohin mit dem Puck - zog er von der blauen Linie
einfach mal ab. Und wie! Das Schiedsrichtergespann brauchte fast fünf
Minuten, um den Treffer zu geben. Nach dieser Zwangspause lief bei den
Adlern dann nichts mehr zusammen, obwohl man doch annehmen müsste, nach
gedrehtem Spiel und der erzielten Führung könne man jetzt befreit
aufspielen. So mussten die Adler in der 19. Minute des zweiten Drittels
den Ausgleich durch Herperger hinnehmen.
Im dritten Drittel
erfuhr das schlechte Defensivverhalten der Adler noch eine Steigerung,
und es passte zum Spiel, dass während einer Unterzahl Hedlund den Puck
in das eigene Tor lenkte. Nichts lief nun mehr zusammen, es war ein
völlig zerfahrenes Spiel der Adler mit großen Schwächen im
Defensivverhalten, ungenauem Passspiel und mangelhafter Abstimmung der
Laufwege. So nutzte Hannover diese Konfusion in der 46. Minute zum 3 :
5. Der Rest ist schnell erzählt. Auf dieses Tor folgte ein wildes
Anrennen der Adler gegen eine Scorpions Mannschaft, die sich nun im
Verteidigungsdrittel häuslich einrichtete und versuchte, das Ergebnis
über die Zeit zu retten. Belohnt wurde das teils planlose Anrennen
durch ein Tor von Hackert in der 59. Minute, über das er sich freute,
als ob es das Game Winning Goal sei - für ihn persönlich vielleicht
befreiend, für die Mannschaft zu spät. Die danach genommene Auszeit von
Doug Mason verpuffte genauso wie der letzte Angriff. Die dritte
Niederlage der Adler in Folge war perfekt.
Fazit:
Man
gewinnt zusammen, man verliert zusammen, deswegen soll an dieser
Stelle eine Einzelkritik, die heute überwiegend negativ ausfallen
würde, vermieden werden. Ausgenommen hiervon ist Lukas Lang, der eine
gute Partie ablieferte und sich seinen Heimspieleinstand sicherlich
anders vorgestellt hat. Solange aber die Adler nicht als Mannschaft
auftreten, in der der eine den anderen unterstützt, solange man den
Eindruck hat, konsequentes Zurückarbeiten aller Mannschaftsteile
funktioniert auch in eineinhalb Meter Abstand vom Gegner, solange
werden sie in dieser ausgeglichenen Liga noch einige Probleme haben.
Hervorragende Technik und überragendes Talent reicht eben nicht. Kampf
und einfaches Eishockey gehören wohl auch manchmal dazu, um zum Spiel
zu finden.
Gerd Kositzki - Foto by City-Press