Lüdemann ist schuldDer Ur-Hai und das Jubiläum

Mit einem Schlag waren Journalisten und ihre Redaktionen unter Zeitdruck, die Texte mussten komplett umgeschrieben werden und der „Sündenbock“ wurde vorab nach Hause telefoniert: „Lüdemann ist schuld!“
Dreizehn Jahre ist das nun her und Mirko Lüdemann schon seit 2004 kein Nationalspieler mehr. Nach Differenzen mit dem damaligen Bundestrainer Greg Poss trat Lüdemann zurück, die Schlittschuhe aber schnürt der heute 39-Jährige noch immer. Am 24. Februar wird der Verteidiger der Kölner Haie als erster Spieler sein 1000. Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestreiten. „Ehrlich gesagt habe ich mich damit noch gar nicht so großartig beschäftigt. Es ist natürlich eine schöne Zahl, aber sie wird demnächst auch von anderen Spielern erreicht werden“, sagte Lüdemann bescheiden.
Mag sein, dass Klaus Kathan (München) oder Niki Mondt und Daniel Kreutzer (Düsseldorf) ihm bald in den 1000er-Kreis folgen, doch kann Lüdemann durchaus stolz sein. Schließlich bestritt er alle seine Spiele in der höchsten deutschen Eishockey-Liga für nur einen einzigen Klub. Im Jahre 1993 holte ihn Kölns damaliger Assistenztrainer Bernd Haake zu den Haien. Der kannte Lüdemann aus dessen Jugend-Zeit bei Dynamo Weißwasser bestens. „Weißwasser war in der DDR eine Eishockey-Hochburg, also stand ich bereits in der Schule auf Schlittschuhen. Und da ich das offenbar ganz gut konnte, wurde ich schon ab der vierten Klasse auf eine Sportschule beordert“, erzählt Lüdemann.
Beim 25-maligen DDR-Meister durchlief er alle Jugendteams, sammelte danach zwei Jahre Erfahrung in einer kanadischen Juniorenliga und kam dann nach Köln. Damals war die DEL noch gar nicht gegründet, so dass Lüdemann am Sonntag sogar schon sein 1041. Erstligaspiel für die Haie bestreitet. Ans Aufhören denkt der Oberlausitzer aber noch nicht. Am vergangenen Freitag hat er seinen Vertrag bis 2014 verlängert. „Ich gehe einmal pro Woche ins Höhenzentrum in Junkersdorf. Da werden 2500 Meter simuliert, was den ganzen Körper anregt, die Ausdauer verbessert und mich fit hält.“
Zudem sucht der „Ur-Hai“ die familiäre Erholung. Im Sommer ist er stets lange in der Heimat und geht mit seinem Opa angeln. Daheim entspannt er mit Ehefrau Rebecca sowie dem zweijährigen Töchterchen Leni. „Sie hat nachts immer durch geschlafen, diese Ruhe hat sie wohl von mir“, sagt Lüdemann.
Mit dieser Ruhe überzeugt er auf dem Eis schon seit 20 Jahren, ins Rampenlicht aber drängt es ihn dabei nur ungern. „Ich bin eher öffentlichkeitsscheu.“ Am Sonntag kommt er nicht darum herum, im Rampenlicht zu stehen, denn die DEL will eine Ehrung vornehmen und jeder Eishockey-Fan weiß: Lüdemann ist schuld!