Lions Trainer Chernomaz: "Können mit dem Druck nicht umgehen"
Es dauerte unüblich lange bis Lions Trainer Rich Chernomaz nach der heftigen
1:6 Heimniederlage gegen Nürnberg vor die Presse trat. „Das erste Drittel war
gut, ab dem zweiten Drittel war Nürnberg besser. Meine Mannschaft hat großen
Druck, mit dem sie nicht zu Recht kommt. Wir müssen besser spielen. Ganz klar.
Aber egal was passiert, ich stehe zu meiner Mannschaft“, sagte Chernomaz
einleitend. Es gab einiges zu kritisieren am Spiel und vor allem am Auftreten
der Mannschaft. Das Überzahlspiel war erneut nicht das Beste. Die Abwehr
schwamm ein ums andere Mal und lief komplett ihrer Form hinterher. In der
Offensive wurde eigensinnig mit der Scheibe gelaufen, oder besser gesagt, es
wurde ein Kringel nach dem anderen gedreht, ohne Druck auf die Abwehr auszuüben.
Das Schlimmste aber war, dass sich die Mannschaft nicht als kollektiv präsentierte,
und nach dem 1:2 Rückstand ab der 25. Minute völlig auseinander fiel. Von der
einstigen Stärke der Lions, nämlich jedes Spiel mit Herz und Leidenschaft von
Anfang bis Ende zu bestreiten, war nichts zu sehen, weniger noch zu spüren.
Für Chernomaz war das vergebene fünf gegen drei Überzahlspiel zu Beginn des
Mitteldrittels ein Schlüssel für die Niederlage. „Danach haben wir gleich
das Gegentor kassiert, und alle Köpfe gingen nach unten. Um einen Rückstand
aufzuholen oder ein Spiel zu drehen, braucht man Spieler mit Charakter und
Biss“, so der Lions Trainer. „Gerade in diesen kritischen Phasen fehlen uns
die verletzten Spieler Jason Young oder ein Markus Jocher. Manche Spieler trauen
sich nicht, den eigenen Kollegen auch mal zu kritisieren. Jocher macht das. Wenn
es sein muss, schreit er einen Mal an, um ihn aufzuwecken. Typen wie Jocher und
Young setzen Impulse auf und vor allem neben dem Eis“, sagte Chernomaz weiter.
Zum einmal mehr harmlosen Überzahlspiel seiner Mannschaft hatte Chernomaz nur
eine Begründung: Druck. „Natürlich trainieren wir Powerplay. Aber es ist was
anderes, ob du Training hast oder ein enges Meisterschaftsspiel. Es ist eine völlig
andere Drucksituation, die im Training nicht zu simulieren ist“, erwiderte der
Lions Trainer den Vorwurf, man würde Überzahl nicht trainieren. Dennoch ist es
schon verwunderlich, dass Spieler wie Lebeau, Norris, Kelly, Hackert und
Bouchard in Überzahl jedes Mal so das flattern bekommen, dass gar nichts mehr
geht. „Es dauert bei uns alles viel zu lange in Überzahl. Wir spielen die
Scheibe, nehmen sie an, schauen, spielen sie weiter, warten dann wieder“,
analysierte Chernomaz das eigene Powerplay. Dass die Lions, trotz nun sieben
Niederlagen aus den letzten acht Spielen, immer noch in den Top acht der Tabelle
der Deutschen Eishockey Liga rangieren, haben sie der Schwäche der direkten
Kontrahenten von Hannover und Mannheim zu verdanken. „Die beiden Teams haben
das gleiche Problem. Auch sie haben Druck. Und da wird das gegnerische Tor von
Minute zu Minute kleiner“, so Chernomaz über die Situation am Playoff-Strich.
Vielleicht ist es ganz gut, dass die Lions nun im zwei Tage Rhythmus spielen müssen
und so nicht noch mehr ins Grübeln kommen. Morgen gastieren die Hessen bei den
DEG Metro Stars und ihrem Ex-Manager Lance Nethery, bevor am Dienstag Duisburg
zu Gast in Frankfurt ist. Für Christian Kohmann, der aufgrund seiner
Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Nürnberg am Sonntag gesperrt ist, wird David
Sulkovsky nach überstandener Verletzung spielen. Simon Danner ist ebenfalls in
Düsseldorf wieder dabei. Der Einsatz von Martin Reichel ist wegen einer Hüftverletzung
fraglich. (Frank Meinhardt Foto by City-Press)