Lions ohne Panik nach Kassel - Interview mit Manager Fliegauf
Nach der deftigen 0:4 Heimniederlage der Frankfurt Lions gegen die Füchse
Duisburg und dem Absturz auf Tabellenplatz acht in der Tabelle der Deutschen
Eishockey Liga sprach Hockeyweb Mitarbeiter Frank Meinhardt am Montag mit
Manager Charly Fliegauf.
Charly, wie verliefen die zwei Tage nach dieser schlimmen Heimniederlage?
Die beiden Trainer, die Mannschaft und ich haben gemeinsam am Sonntag noch
einmal das Spiel angeschaut. Vor allem Rich Chernomaz und ich haben dann
deutlich gesagt, was wir von dem Spiel gehalten haben. Wir müssen alle
erkennen, woran es liegt, dass es nicht läuft. Abends waren wir dann alle
zusammen zum Essen verabredet. Heute war ganz normal Training.
Woran liegt es, dass es nicht läuft?
Der letzte Biss hat sicher gefehlt. Alle müssen eine Schippe darauf legen und
besser spielen. Wir müssen mehr kämpfen und dürfen nicht in Schönheit
sterben. Wir hatten gegen Duisburg über 40 Torschüsse, den unbequemen Weg vor
das Tor sind wir aber zu selten gegangen. Entscheidend ist, dass wir körperlich
viel präsenter sein müssen, wie zuletzt. Da sind vor allem unsere Schlüsselspieler
gefordert. Sie sind die Vorbilder für die anderen Spieler. Wenn sie sich reinhängen,
machen es die anderen auch.
Das kann aber eigentlich nicht sein, dass die nicht Schlüsselspieler nur
hart arbeiten, wenn ein Lebeau oder Young vorangehen.
So war das auch nicht gemeint. Klar, wir fordern von allen Spielern deutlich
mehr.
Die Lions sind derzeit sehr berechenbar. Offensiv hängt alles an Lebeau.
Stimmt, auch das war eine klare Forderung an alle Spieler, sich nicht immer auf
Lebeau zu verlassen. Wir haben noch 11 andere Stürmer, die gern auch mal ein
Tor schießen dürfen.
Die deutschen Spieler waren nicht begeistert von der öffentlichen Kritik von
Chernomaz an Martin Reichel. Seitdem steigt die Leistung von Reichel. Die
anderen Deutschen hingegen hängen hinterher.
Im Vergleich zur Liga haben wir derzeit sicher nicht die gefährlichsten
deutschen Torjäger in unserer Mannschaft. (6 Stürmertore in 17 Spielen
Anmerkung Hockeyweb) Sie müssen ebenfalls mehr Initiative ergreifen. Wir
erwarten von ihnen auch mal ein paar Tore.
Gegen Duisburg gab es erstmals Pfiffe von den Fans gegen die eigene
Mannschaft.
Ich persönlich empfand die Reaktion der Fans verfrüht. Mein Wunsch wäre es,
wenn die Fans die Mannschaft bis zuletzt unterstützen würden, gerade wenn es
mal nicht läuft. Wir sind aber auch selbst daran schuld, dass die Leute so
reagieren. Wenn es schon spielerisch nicht so läuft, dann muss man halt
einfache Dinge richtig machen, kämpfen und hart arbeiten, dass der Funke zum
Fan rüberspringt. Das ist uns am Samstag nicht gelungen.
Seit dem James Patrick bei den Lions ist, gab es keinen Sieg mehr nach regulärer
Spielzeit. Siehst Du da einen Zusammenhang?
Das ist der Fakt und dieser ist richtig. An ihm alleine liegt es aber sicher
nicht. Ganz im Gegenteil, Patrick ist einer der wenigen, der auch mal was sagt
in der Kabine. Es wäre zu leicht und vor allem ein Alibi für den Rest der
Mannschaft, alles Negative an Patrick fest zu machen.
Viele Fans fordern endlich neue Spieler. Wie ist die Situation auf dem
Spielermarkt?
Ich könnte jeden Tag irgendeinen Spieler holen, nur würde uns der sicher nicht
weiterbringen. Wir suchen einen ganz bestimmten Typ von Spieler. Zum einen
sollte dieser Torgefährlich sein, zum anderen aber auch spielerische Qualitäten
mitbringen. Vielleicht holen wir auch gleich zwei Spieler, wenn die Chance da
ist. Es gibt in Europa den einen oder anderen Spieler, der unzufrieden ist, nur
ist es nicht so leicht diese aus dem Vertrag rauszubekommen.
Michael Hackert wäre sicher eine Verstärkung für die Lions. Wie ist der
aktuelle Stand?
Hackert hat am Wochenende gespielt. Ich denke bis Mitte November wissen wir
definitiv, ob er zurückkommt oder nicht.
Es stehen nun zwei Auswärtsspiele in Kassel und Hannover auf dem Spielplan.
Was kann man erwarten?
Mir gefällt der Spielplan sehr gut. Das Derby in Kassel wird sicher
interessant. Kassel hat am Sonntag gewonnen, sie sind sicher sehr positiv
gestimmt. Am Freitag in Hannover, da haben wir noch eine Rechnung offen, nachdem
wir dort zuletzt 6:1 verloren haben. Nicht zu vergessen ist unser nächstes
Heimspiel gegen Mannheim. Hier wird sich kein Spieler die Blöße geben können,
nicht 100% alles zu geben. Wir müssen versuchen, nun mit kleinen
Erfolgserlebnissen wieder Sicherheit in unser Spiel zu bekommen. Entscheidend
ist, dass wir die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Dann werden wir
auch wieder erfolgreich sein. Hoffentlich schon am Dienstag in Kassel.
(Foto: City-Press)