Lions fühlen sich verschaukelt und legen Protest ein
Markus Jocher bleibt ein "Löwe"Die Adler Mannheim haben auch das dritte
Play-off Spiel gegen die Frankfurt Lions gewonnen und können am Freitag in
Frankfurt die Viertelfinalserie mit einem Sieg beenden. Nach 60 ganz schwachen Minuten
siegten die Adler 2:1. Überflüssige Stockfouls von Taylor und Osterloh
ermöglichte Mannheim früh ein fünf gegen drei Powerplay, welches Bouchard zum
1:0 nutzte. Bei angezeigter Strafe gegen die Lions erhöhte Forbes zu Beginn des
Mitteldrittels auf 2:0. Dieses Tor erhitzte zum ersten Mal die Frankfurter
Gemüter, weil Bassen gleich zweimal am Puck war. Hauptschiedsrichter Oswald sah
es anders, ließ das Spiel laufen mit der Folge des Treffers für die Adler.
Von den Lions war zwei Drittel kaum eine
gelungene Situation zu sehen. Vor allem in Überzahl gelang den Hessen nicht
viel. Selbst eine Minute mit zwei Mann mehr auf dem Eis führte zu keiner
Torchance. Im Ansatz wurde es nur gefährlich, wenn der unermüdlich kämpfende
Hackert auf dem Eis war oder die jungen Deutschen Wörle, Bassen, Danner,
Krzestan und Oppenheimer Eiszeit erhielten. Die Schlüsselspieler Taylor, Ulmer,
Kelly, Young hingegen setzten kaum Akzente. So war es auch nicht verwunderlich,
dass Michael Hackert per Alleingang aus dem nichts den Anschlusstreffer erzielte
(49.) In der Folge schwächten sich die Lions aber wieder einmal selbst. Zwei
unnötige Fouls von Alanko und Ulmer stoppten die Aufholjagd.
Wieder komplett auf dem Eis setzte sich
Wörle kampfstark über außen durch brachte den Puck vors Tor, von wo er zentral
abgewehrt wurde auf den Schläger von Kelly, der die schwarze Hartgummischeibe
ins Tor zum Ausgleich schoss. Dies jedenfalls dachten nahezu alle Zuschauer in
der Halle und viele Spieler, die bereits zur Spielerbank fuhren, bis
Schiedsrichter Oswald den Videobeweis anforderte. Ein Reklamieren oder Verlangen
von Mannheimer Seite nach dem Videobeweis war nicht zu erkennen, ist aber laut
Regel auch nicht erforderlich. Wenn sich der Schiedsrichter nicht sicher ist,
kann er jederzeit Video schauen. Alfred Hascher übernahm dies für Oswald und
entschied auf kein Tor.
Diese Schlüsselszene beurteilte nach dem
Spiel jeder anders. Für Mannheims Trainer Greg Poss war es ein klarer Fall von
klassischem Torraumabseits. "Es ist bitter für Frankfurt, aber so ist die
Regel", sagte Poss. Die Verantwortlichen der Lions sahen ein regelkonformes Tor
und fühlten sich verschaukelt. "Immer in Mannheim, jedes mal aufs neue wird man
hier beschissen", schimpfte ein Spieler. Für zusätzlichen Ärger sorgten die
Mannheimer Zeitnehmer, die in den letzten 30 Sekunden mehrmals die Spieluhr
einfach laufen ließen. Oswald bemerkte dies, ließ aber nur eine Sekunde
nachspielen. Diese Sekunde änderte nichts mehr am Endstand, was auch an
Mannheims Shantz lag, der einmal mehr alle entscheidenden Bullies sicher gewann.
Was sich direkt nach dem Spiel auf der
Spielerbank der Lions, im Kabinengang und an der Tür der Schiedsrichterkabine
abspielte war Wahnsinn. Zunächst wurden Lions Betreuer auf der Bank von
Mannheimer Zuschauern beschimpft und provoziert. Laut Zusatzbericht des
Schiedsrichtertrios soll Lions Trainer Rich Chernomaz eine Plastik-Wasserflasche
auf das Eis nach dem Linienrichter geworfen haben. Im Kabinengang entstand eine
Rangelei, in der auch Sicherheitskräfte der Adler beteiligt waren. Vor der
Kabine der Lions war der Frust über die drei Vorfälle (2:0 bei angezeigter
Strafe, Bassen berührt den Puck; nicht gegebenes 2:2; Spieluhr laufen gelassen)
sehr groß. Lions Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Schröder kündigte an, die
Vorfälle mit Ligenleiter Tripcke besprechen zu wollen.
Weit nach der
Pressekonferenz wurde Chernomaz vom Schiedsrichterbeobachter Müller mitgeteilt,
dass er mit einer
Spieldauerdisziplinarstrafe belegt wurde. Er stritt sofort ab, eine Flasche
geworfen zu haben. Inzwischen stellte sich heraus, dass wohl Pavel Gross die
Plastikflasche auf das Eis geworfen haben soll. Eine entsprechende Erklärung ist
an die DEL-Ligenleitung unterwegs. (Frank Meinhardt)