Lions drehen verloren geglaubtes Spiel - 4:3 n.P. gegen Köln
Markus Jocher bleibt ein "Löwe""Das war heute ein verrücktes Spiel." Mit diesen Worten eröffnete Hans Zach
die Pressekonferenz nach dem Spiel seiner Kölner Haie bei den Frankfurt
Lions. In der Tat erlebten die 6.800 Zuschauer ein Spiel der beiden Rivalen, das
noch lange in Erinnerung bleiben wird. In den ersten Minuten des
DEL-Klassikers Lions gegen Haie begegneten sich beide Mannschaften mit einer gehörigen
Portion Respekt. Richtig gefährlich wurde es zunächst nur, wenn eine Mannschaft
numerisch in Überzahl auf dem Eis stand.
Nachdem die Kölner Haie ihr erstes Überzahlspiel des Abends nicht in ein Tor
verwandeln konnten, waren die Lions auf der anderen Seite ganz nah dran. Die
kompletten zwei Minuten schnürten die Gastgeber die Haie in deren Drittel ein
und besaßen durch Norris, Beaucage, Robidas und Bouchard hochkarätigste
Torchancen. Ein wenig Scheibenglück und Haie Torwart Rogles verhinderten einen
Kölner Rückstand. Das Scheibenglück, welches die Lions in dieser Situation
nicht besaßen, hatten die Kölner bei ihrem nächsten Überzahlspiel.
Nicht so druckvoll aber effektiv ließen die Gäste den Puck laufen, bis am
langen Eck Sebastian Furchner frei stand, um die Haie in Führung zu bringen.
Im Mitteldrittel konnte keiner den Spielern der Lions Ehrgeiz und Leidenschaft
absprechen. Letztendlich präsentierten sich die Haie aber als kompakte
Gemeinschaft, die die Lions geduldig anrennen ließen und ihrerseits auf Chancen
warteten. Diese sollten kommen zwischen der 39. und 40. Spielminute, in denen
sich die Ereignisse überschlugen. Je vier Spieler beider Mannschaften waren auf
dem Eis, als Alex Hicks von der blauen Linie Maß nahm, und genau in den
linken Torwinkel traf zum 2:0. Nur 24 Sekunden später tauchte Tino Boos alleine
vor Ian Gordon auf, und überwand den Frankfurt Schlussmann zum 3:0. "In dieser
Minute waren wir schwach und unkonzentriert. Das sind genau die Situationen,
auf die KÃöln wartet", schimpfte Chernomaz nach dem Spiel.
Das zweite Drittel war aber noch nicht vorbei. Lediglich 20 Sekunden nach dem
dritten Kölner Treffer verpasste Köln´s Verteidiger Paul Traynor Lions Stürmer
David Sulkovsky einen hohen Stock mit Verletzungsfolgen. Hauptschiedsrichter
Lichtnecker ahndete die Szene regelgerecht mit einer
Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Köln, schickte mit Alex Hicks aber den falschen Spieler zum Duschen.
Lions Trainer Rich Chernomaz hatte vor der Partie gewarnt: "Gegen Kassel
lagen wir 3:0 zurück, konnten das Spiel aber drehen. Gegen Köln ist es unmöglich
einen 3:0 Rückstand umzudrehen." Ein Drittel hatten die Lions noch Zeit, das
unmögliche, möglich zu machen.
Das Schlussdrittel begann für die Lions mit knapp fünf Minuten Überzahl
aufgrund der Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Hicks. Gerade einmal 22 Sekunden
benötigte der Gastgeber, um auf 3:1 zu verkürzen. Marc Beaucage traf per
Direktschuss nach Querpass von Robidas. Nun erwachte die Halle und die Zuschauer
peitschten die Lions in Richtung des Kölner Tores.
Eine Premiere feierte Joe Murphy in der 44. Spielminute. Murphy erzielte auf
Zuspiel von Bouchard seinen ersten Saisontreffer. Nicht nur dem Torschützen
fiel aufgrund seines ersten Treffers im Lions Trikot ein Stein vom Herzen,
auch Lions Trainer Chernomaz freute sich für seinen Angreifer. Zehn Minuten vor
Schluss kippte das Spiel endgültig: Pat Lebeau, Top-Scorer der Deutschen
Eishockey Liga, markierte den 3:3 Ausgleich für Lions, die im letzten Drittel
alles nach vorne warfen. Die Haie konnten dem Druck nichts mehr entgegenbringen.
Die letzten zehn Minuten schafften sie es aber zumindest die Partie
ausgeglichen zu gestalten, um sich ins Penaltyschießen zu retten. Dort waren es
Michael Hackert, der seinen Penalty sensationell verwandelte, und Pat Lebeau, die
für Frankfurt trafen. Bei Köln brachte keiner die schwarze Hartgummischeibe
an Ian Gordon vorbei, so dass der Extra Punkt an die Lions ging. "Ich weiß
nicht so genau, ob ich mich freuen soll über den Punktgewinn, oder ärgern über
zwei verschenkte Punkte", sagte Haie Trainer Zach nach dem Spiel. "Letztendlich", so Zach weiter, "bin ich ja eine Frohnatur, also freu ich mich über den Punkt". Sein Trainerkollege Rich Chernomaz lobte den Charakter seiner
Mannschaft: "Wir haben nie aufgegeben und einen tollen Kampfgeist besessen", so
der Lions Trainer.
Zu beklagen haben die Lions mit Michael Bresagk und Sebastian Klenner zwei
verletzte Spieler. Wie schwer die jeweiligen Schulterverletzungen sind, wird
sich am Samstag herausstellen, wenn beide Spieler untersucht werden. (Frank
Meinhardt)
Tore:
0:1 (15:23) Furchner (Boos, Lewandowski) 5-4 PP
0:2 (38:49) Hicks (Schlegel, Lüdemann)
0:3 (39:13) Boos (Björnli, Renz)
1:3 (40:22) Beaucage (Lebeau, Robidas) 4-3 PP
2:3 (43:49) Murphy (Bouchard, Lebeau) 5-4 PP
3:3 (49:08) Lebeau (Norris, Beaucage)
4:3 Hackert
Strafzeiten:
Lions: 14 Minuten + 10 Minuten Disziplinarstrafe für Pat Lebeau
Köln: 16 Minuten + 10 Minuten Disziplinarstrafe für Jeremy Adduono + 5
Minuten + Spieldauerdisziplinarstrafe für Alex Hicks
Zuschauer: 6.800
Schiedsrichter: Gerhard Lichtnecker