Kurioses und torloses Spitzenspiel - Ice Tigers vs Eisbären 0:1 n.P.
Zittersieg gegen HuskiesDass ein torloses Eishockeyspiel auch auf äußerst hohem Niveau stehen kann,
bewiesen am Dienstagabend die Nürnberg Ice Tigers und die Eisbären Berlin. Im
Spitzenspiel der DEL stand es nach 60 Minuten und vielen kuriosen Szenen 0:0. Im
anschließenden Penaltyschießen, das auch kurios verlief, entschied der 18.
Versuch von Denis Pederson die Partie zugunsten des Meisters.
Im ersten Drittel ging es nach einigen Minuten des Abtastens langsam zur Sache.
Beide Mannschaften agierten mit viel Tempo, äußerst diszipliniert und taktisch
geschickt. Nach Gawliks Versuch (4.) waren erstmal die Ice Tigers an der Reihe:
Polaczek und zweimal Davidson prüften Gästekeeper Pöpperle. Dann waren wieder
die Gäste dran. Ein Direktschuss von Walser und kurz darauf ein
Mueller-Solo, das nur unfair gestoppt werden konnte, hätten den Torreigen
eröffnen können. Dennoch gelang es beiden Teams - gestützt auf gute Torhüter
- sich auf hohem Niveau weitgehend zu neutralisieren.
Das Mitteldrittel verlief komplett anders, vor allem weil im Gegensatz zu den
ersten 20 Minuten, die Strafbänke deutlich stärker frequentiert waren. Im
großen und ganzen behielt Schiedsrichter Schimm jedoch den Überblick, wenn
auch manche Situation auf beiden Seiten fragwürdig war bzw. manches übersehen
wurde. Die Eisbären waren aber in dieser Phase auch desöfteren einen Tick zu
undiszipliniert. Ein unabsichtlich hoher Stock mit anschließender blutiger
Unterlippe bei Tomas Martinec brachte den Ice Tigers zunächst eine
fünfminütige Überzahl. Für Youngster Frank Hördler war die Partie damit
vorzeitig beendet. Im weiteren Verlauf dieser Strafe schickte Willi Schimm zwei
weitere Eisbären auf die Strafbank, was aber die Ice Tigers nicht nutzen
konnten. Trotz über drei Minuten bei doppelter Überzahl fiel kein Treffer, zu
lange hielt man den Puck anstatt die drei Berliner laufen zu lassen.
Normalerweise rächen sich solche Fahrlässigkeiten, gegen Spitzenteams allemal.
Dies schien schon kurz später der Fall zu sein, als die Eisbären 70 Sekunden
mit zwei Mann mehr agieren durften, aber auch der Meister stellte sich nicht
geschickter an.
Der Schlussabschnitt begann mit einem überflüssigen Bandencheck von Robert
Döme gegen André Rankel. Aber auch diese fünf Minuten Überzahl brachten kein
Tor, zu dominierend waren die Defensivreihen beider Teams, zumal während dieser
Phase der wiedergenesene Sven Felski auf die Strafbank wanderte. Jetzt nachdem
diese lange, unruhige Phase mit vielen Einsätzen der "special teams"
vorüber war, entwickelte sich wieder eine hochklassige Partie mit viel Tempo.
Das Spiel ging rauf und runter, wobei man den Ice Tigers sicher ein Chancenplus
bescheinigen muss. Nach diesem Spielverlauf war das 0:0 dann aber wohl das
gerechteste Ergebnis.
Im Penaltyschießen hatten die Ice Tigers den Zusatzpunkt auf dem Schläger,
aber im entscheidenden Moment traf entweder der Schütze nicht, oder Labbé
musste sich geschlagen geben. So war es wie bereits zum fünften Mal in dieser
Saison, der Zusatzpunkt ging an den Gegner. Denis Pederson war im 18. Versuch
der entscheidende Mann. Zuvor hatten Fical und zweimal Leeb für Nürnberg
getroffen, für die Eisbären waren Quint und zweimal Ustorf erfolgreich. Aber
auch das Penaltyschießen lief nicht ohne Kuriositäten ab. Bei den Versuchen
von Leeb und Fical, reklamierten die Eisbären lautstark, dass die Scheibe vom
Schützen kurzzeitig rückwärts gespielt wurde, was laut Reglement verboten
ist. Aber trotz Videobeweis erkannte Schiedsrichter Schimm beide Treffer als
korrekt an.
Pierre Pagé nutzte die Pressekonferenz zu einer Gesamtanalyse der DEL:
"Vor zwei Monaten habe ich schon gesagt, dass Nürnberg eine sehr gute
Mannschaft ist. Köln hatte jetzt eine gute Serie von 13 Siegen, wir haben oft
gewonnen und auch Nürnberg und Frankfurt machen viel Druck. Ingolstadt hatte
viel Vorsprung aber jetzt sind wir wieder dran. Die DEL hat zwar in diesem Jahr
nicht so viele NHL-Spieler, aber die Liga ist sehr interessant. Das wird ab
Januar noch eine ganz heiße Phase, das ist gut fürs Eishockey in
Deutschland."
Benoit Laporte trauerte vor allem der nicht genutzten Chance bei doppelter
Überzahl nach. "Wenn man in über drei Minuten 5 gegen 3 gegen das beste
DEL-Team nicht trifft, kann man nicht gewinnen. Wir hatten unsere Chancen - auch
im Shoot-out - aber es hat nicht geklappt. Wir müssen noch besser werden",
so der Frankokanadier.
Tor:
0:1 (60.00) Pederson (Penalty)
Strafen: Nürnberg 15 min. plus Spieldauer Döme - Berlin 25 min. plus
Spieldauer Hördler
Zuschauer: 3817
Schiedsrichter: Schimm