Krisenbewältigung auf bayerische Art

Viele Eishockeyfans verfolgten am Donnerstagabend die Partie der Mannheimer Adler in Ingolstadt per Liveticker oder Radio und trauten spätestens nach dem ersten Drittel ihren Augen oder Ohren nicht. Da führte Mannheim bereits mit drei Toren, ausgerechnet die seit 9 Spielen auswärts erfolglosen Adler, denen man mangelndes Teamwork und abrutschen in die Mittelmäßigkeit vorwarf. Und dann ausgerechnet gegen die Torfabrik der Liga, bei denen bis vor wenigen Wochen die Gegner noch weiche Knie bekamen, sobald man in Unterzahl agieren musste.
Doch bereits gegen Nürnberg oder Frankfurt zuhause und vergangenen Dienstag in Hamburg war eines deutlich zu erkennen, die Formkurve des ERC zeigt deutlich nach unten.
Bruno St. Jacques kassierte nach fünf Minuten eine 5 plus Spieldauer nach einem unnötigen hohen Stock gegen Michael Hackert, der einige Zähne dabei verlor. Kurz davor saß er bereits eine Strafe ab, die 7-minütige Überzahl nutzen die Gäste effektiv, auch dank inkonsequenter Abwehrarbeit bei den Panthern. James Pollock von der blauen Linie, Scott King als letzter im Reigen der möglichen Schützen und Tomas Martinec nach einem schnellen Gegenzug sorgten für die ungläubigen Blicke bei Zuschauern und Fans. Ingolstadt sicher mit diversen guten Möglichkeiten, alle endeten aber beim gut agierenden Fred Brathwaite. Er entschärfte alles, was auf sein Tor flog oder rutschte, selbst wenn ihn die Verteidigung dabei teilweise arg im Stich ließ.
Mannheim verwaltete den Vorsprung auch im zweiten Drittel, all zu schwierig war das aber auch nicht. Zu ungenau oder harmlos die Bemühungen des ERC. Was vielleicht auch an den überraschenden Umstellungen innerhalb der Reihen bei den Panthern lag, Bob Manno setzte Greilinger und Wren den wieder genesenen Joe Motzko an ihre Seite, Rick Girard stürmte mit Hussey und Waginger. Experiment misslungen, aber auch in alter Formation dürfte die Niederlage kaum zu vermeiden gewesen sein.
Mangelndes Bemühen kann man Ingolstadt auch im letzten Drittel nicht vorwerfen, nur die Art und Weise war wenig Erfolg versprechend. Spätestens nach dem 0:4 durch Ronny Arendt war das Spiel entschieden, selbst Teal Fowler sprach nach dem Spiel von einem engen Match, das nur durch die Special Teams entschieden wurde.
So schöpfen die einen nach diesem Sieg wieder Hoffnung, während die anderen endgültig in einem Tief verschwinden. Ausgerechnet in der heißen Phase der Hauptrunde, womöglich sehnt man sich in Ingolstadt nach einer längeren (Olympia)Pause, um die Wunden zu lecken und zu alter Stärke zu finden. Respekt an die heimischen Fans, die ihrer Mannschaft nie den Rücken kehrten und sich so für in der Vergangenheit gezeigte Highlights revanchierten. ( DM )
Tore:
0 : 1 James Pollock (4:43 / PP1)
0 : 2 Scott King (5:53 / PP1)
0 : 3 Tomas Martinec (19:32)
0 : 4 Ronny Arendt (52:16)
Zuschauer: 3149
Strafen: ING 15 min + Spieldauer St. Jacques - MAN 14 min
Schiedsrichter: Willi Schimm