Krefeld überrascht die DEG

Die Krefeld Pinguine haben sich nach einem schwachen Februar offenbar rechtzeitig zu den Play-Offs wieder in Form gebracht und setzten im Viertelfinale das erste große Ausrufezeichen. Mit einem nicht unverdienten 3:2 (1:0/2:1/0:1) gewann das Team von Trainer Igor Pavlov vor 9230 Zuschauern im Rather Dome gegen die leicht favorisierte Düsseldorfer EG und kann nun allein durch seine drei möglichen Heimspiele den Sprung ins Halbfinale schaffen. Erinnerungen an das Jahr 2003 sind damit geweckt worden, als der KEV ebenfalls im Viertelfinale gegen die DEG die Oberhand behielt und danach auch vom sechsten Vorrundenplatz aus Deutscher Meister wurde. "Es ist heute gut gelaufen, aber wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen", sagte Igor Pavlov, während sein Gegenüber Harold Kreis den Blick bereits auf das zweite Spiel richtete. "Wir waren ungewohnt nervös und haben viele kleine Fehler gemacht. Aber ich bin mir sicher, wir werden am Sonntag eine andere DEG-Mannschaft sehen."
Bevor es auf dem Eis los ging, zeigte das Nachbarschaftsduell allerdings zunächst einmal seine hässliche Fratze. Eine Gruppe von rund 100 Krefelder Problemfans begann bereits am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit lautstarken Provokationen, die sie in der S-Bahn fortführten. Am Rather Bahnhof rückte
dann die Polizei an, verweigerte den überwiegend unter 25 Jahre alten Personen den Zugang zu den Shuttle-Bussen und begleitete sie stattdessen zu Fuß zur Halle, was zu massiven Verkehrsbehinderungen führte. Eishockey-Fans sind friedliche Fans? Diese gern getätigte Aussage lässt sich leider schon seit ein paar Jahren nicht mehr auf alle Zuschauer übertragen. Seit die Kontrollen beim Fußball verstärkt worden sind, suchen sich immer mehr gewaltbereite Personen ein anderes Betätigungsfeld, wovor die Verantwortlichen der Eishockeyklubs die Augen nicht verschließen dürfen.
Im Rather Dome blieb es danach glücklicherweise ruhig und das Spiel drückte den Lärmpegel der Fans auch erst mit einiger Verzögerung nach oben. Shane Joseph sorgte in der achten Minute für den ersten gefährlichen Schuss auf das von Scott Langkow gehütete Tor der Krefelder. Die gingen vier Minuten
später in Führung, als Michael Endraß aus der vierten Angriffsformation der Pinguine die Scheibe in einer für DEG-Torhüter Jamie Storr unübersichtlichen Situation über die Linie stochern konnte. Die DEG war sofort um eine Antwort bemüht, doch Adam Courchaine avancierte dabei zum großen Chancentod, als er
binnen weniger Minuten gleich drei hochkarätige Einschussgelegenheiten versiebte. So gingen die Gäste mit ihrer knappen Führung zum ersten Pausentee.
Der war im Magen der Akteure aber noch nicht einmal kalt geworden, da gelang den Hausherren 88 Sekunden nach Wiederbeginn dann doch der Ausgleich. Einen wunderschönen Querpass von Daniel Kreutzer verwertete ausgerechnet der ehemalige KEV-Verteidiger Andy Hedlund zum 1:1. Shay Stephenson hatte den Blondschopf im Rücken entweichen lassen. Doch auch bei den Düsseldorfern war
die Play-Off-Nervosität deutlich erkennbar. Ausgerechnet Jamie Storr, sonst die Ruhe in Person, ließ einen harmlosen Schuss von Daniel Pietta zwei Minuten später zur erneuten Führung der Pinguine durch die Beine passieren. Die DEG nun sichtlich geschockt, Krefeld setzte nach - und wurde dafür nur 21 Sekunden später belohnt. Der Lette Herberts Vasiljevs jagte den Puck unhaltbar zum 3:1 unter die Latte. DEG-Trainer Harold Kreis nahm eine Auszeit, kurzzeitig wurde es etwas druckvoller, doch Adam Courchaine blieb seiner Linie treu und vergab zwei weitere Male aus aussichtsreicher Position.
Die ersten Aktionen einer möglichen Aufholjagd setzten im dritten Drittel Andy Hedlund und Peter Ratchuk, doch beide Verteidiger fanden im Powerplay zunächst in Scott Langkow ihren Meister. Nun wurde mit offenem Visier gekämpft. Zunächst verpasste Krefeld die vorzeitige Entscheidung, als Herberts Vasiljevs bei einem Unterzahlkonter nach schönem Zuspiel von Charlie Stephens über die Scheibe schlug. Auf der Gegenseite schob Daniel Kreutzer in der 50. Minute nach einem wunderschönen Slalomlauf den Puck nur
um Zentimeter am Tor vorbei. Dann machte es Scott Langkow noch einmal spannend. Wie zuvor Jamie Storr ließ er einen haltbaren Puck passieren, doch Rob Collins gelang mit diesem 2:3 nur noch Ergebniskosmetik.
Thomas Schulz
DEG - Krefeld 0:1 (0:1/1:2/1:0)
Aufstellung DEG
Tor: Storr (Jochen Reimer)
Abwehr: Harrington, Caldwell - Hedlund, Ratchuk - Bazany, Holzer
Angriff: Joseph, Reid, Courchaine - Patrick Reimer, Collins, Kreutzer - Kaufmann, Ramsay, Tutschek - Hinterstocker, Carciola, Nowak
Aufstellung Krefeld
Tor: Langkow (Kovacic)
Abwehr: Milo, Pavlikovsky - Fahey, Fortin - Schopper, Akdag - Heid, Riefers
Angriff: Vasiljevs, Loyns, Blank - Stephenson, Stephens, Hager - Verwey, Payer, Pietta - Endraß, Driendl, Huebscher
Schiedsrichter: Stephan Bauer (Nürnberg) und Rick Looker (Neuss)
Zuschauer: 9320
Tore: 0:1 (11.15) Endraß (Heid, Driendl); 1:1 (21.28) Hedlund (Kreutzer), 1:2 (23.29) Pietta (Pavlikovsky, Verwey), 1:3 (23.50) Vasiljevs (Blank, Loyns); 2:3 (51.02) Collins (Harrington/5-4)
Strafzeiten: DEG 8 - Krefeld 14