Krefeld schlägt DEG - Kein Spiel für schwache Nerven

Das war kein Spiel für schwache
Nerven! Vor einer ansehnlichen Kulisse (endlich einmal!) hatten die Krefelder
Außenseiter in einem im Schlussdrittel hektisch geführten Derby das bessere Ende
für sich und schoben sich zumindest zwischenzeitlich auf den achten Rang vor.
Dabei lief alles bis zum Ende des Mitteldrittels in „normalen“ Bahnen ab. Im
recht flachen und nivauarmen Anfangsabschnitt beherrschte der Gast von der
anderen Rheinseite mehr oder weniger das Geschehen, bevor Pinguin-Stürmer Roland
Verwey zu Beginn des Mitteldrittels mustergültig von Kapitän Ted Drury mit einem
zentimetergenauen Pass aus der eigenen Zone bedient wurde und nach einem
sehenswerten Solo ausglich. Zwar übernahmen die Pinguine das Kommando,
scheiterten aber immer wieder an dem überragenden Jamie Storr im DEG-Kasten. Nur
eine klare Torchance stand für Düsseldorf zu Buche, als Klaus Kathan in der 27.
Minute schoss und Pinguin-Keeper Reto Pavoni gerade noch die Schoner vor den
Puck bekam. Hatten die Gastgeber noch Glück, als der Unparteiische nach
Videobeschau einen Treffer für Düsseldorf wegen Torraumabseits nicht gab, musste
der Mann aus Franken, der für Passau pfeift, später auf Penalty erkennen. Craig
Johnson war klar von Sasa Martinovic gefoult worden. Beim anschließenden
Strafschuss ließ Johnson mit einem lässigen Rückhandschuss Routinier Pavoni wie
einen Anfänger aussehen.
Im Schlussdrittel kam dann
endlich Derbystimmung auf. Zwei Überzahltore (einmal 5:4, dann 5:3) bedeuteten
die erste Führung für die Pinguine. Doch diese Führung schrie geradezu nach
Protesten. Wieder einmal bewiesen Mitarbeiter der Krefelder Zeitnahme, analog
dem Pokalmatch gegen Mannheim, Unkenntnis in puncto Regelkunde. Der Protest der
Düsseldorfer half nichts, denn auch der Hauptschiedsrichter mit seinen Linesmen,
die bis vor diesem Spiel zu den besseren in unserem Lande gehörten, hatte seine
Ohren auf Durchzug gestellt. Eine doppelte Überzahl hätte gar nicht zu Stande
kommen dürfen. Schiedsrichter-Boss Holger Gerstberger: „Es müssen doch endlich
einmal Lehrgänge für die Mitarbeiter an der Zeitnahme durchgeführt werden. Da
muss die Ligenleitung eingreifen!“
Noch einmal zum besseren
Verständnis: Wenn bei 4:4 ein Spieler von einer Mannschaft eine
Zweiminutenstrafe erhält, die in Unterzahl befindliche Mannschaft ein Tor
kassiert, darf derjenige Spieler wieder das Eis betreten, der die Unterzahl
verursachte. Da in diesem Fall der Düsseldorfer Van Impe und der Krefelder
Seliwanow bestraft wurden und nachher der DEG-Crack Robert Dietrich die Kühlbox
aufsuchen musste, hätte nach dem 2:2 Dietrich das Eis betreten dürfen. Doch Van
Impe wurde „entlassen“, und nachdem mit Van Impe erneut ein Düsseldorfer Spieler
eine Strafe bekam, spielte Krefeld in 5:3-Überzahl, weil die Strafe von Dietrich
rund 40 Sekunden länger lief, als sie durfte.
Dass die Gäste die nötige
Disziplin im Schlussdrittel vermissen ließen, spricht, ob Fehlentscheidung
und/oder Regelbeugung, keineswegs für die Mittitelfavoriten. Und dass die
Pinguine in 3:5-Unterzahl (das gab es auch) schufteten wie die Berserker
(Vasiljevs hatte seinen Stock verloren, Pavlikovsky versuchte trotzdem einen
Konter), spricht für die hervorragende Motivation und Moral der Truppe. Und als
Vasiljevs sein Bully im neutralen Drittel gewann und Verwey für den Endstand
sorgte, war die Welt wieder in Ordnung, soweit es die in Schwarz und Gelb
gewandeten Fans betraf. Der zweimalige Torschütze hernach: „Die Scheibe fiel mir
direkt vor die Füße. Da bin ich losgelaufen.“
Tore: 0:1 (2;34) Collins
(Stephens, Grand-Pierre), 1:1 (22;19) Verwey (Martinovic, Drury), 1:2 (38;41) Johnson (Penalty), 2:2
(40;39) Vasiljevs (Alinc, Pavlikovsky), 3:2 (41;13) Pavlikovsky (Vasiljevs,
Milo), 3:3 (43;13) Stephens (Van Impe, Kreutzer), 4:3 (58;20) Verwey
(Vasiljevs). – Zuschauer: 6.154. – Strafminuten: Krefeld 18, Düsseldorf 18 + 5 + Spieldauer
Grande-Pierre. – Schiedsrichter: Deubert (Passau).