Krefeld Pinguine beenden 1465 Tage lange Durststrecke6:2-Sieg gegen die Eisbären Berlin
Philip Riefer traf für die Krefeld Pinguine zum 4:2 gegen Berlin. (Foto: dpa/picture alliance/Revierfoto)
Am Dreikönigssonntag 2019 lautete die Frage, welche der beiden Serien der Kontrahenten Bestand haben würde – die der Gäste aus der Bundeshauptstadt, die seit dem 2. Januar 2015 in Krefeld nicht mehr verloren hatten, oder die Erfolgssträhne der Pinguine mit zwölf Punkten aus fünf erfolgreichen Spielen, die allerdings alle nur mit einem Tor mehr als der Gegner gewonnen wurden, aber damit würde man heute am Niederrhein sicher hoch zufrieden sein. Die Pinguine spielten mit Dimitri Pätzold, die Eisbären mit Kevin Poulin im Tor.
Schon in Minute vier zog Frank Hördler eine Strafe, und beim zweiten Angriff der Pinguine wurde Daniel Pietta herrlich an der blauen Linie angespielt und konnte fast ungestört auf Poulin zulaufen und ihn ausspielen: 1:0 für Krefeld. Zwei Minuten später ergab sich die erste Chance für Berlin, die Pätzold souverän klärte. In der siebten Minute ging mit Jacob Berglund der erste Pinguin in die Kühlbox, aber es blieb beim Spielstand, der sich in der nächsten Druckphase der Pinguine in Minute 14 änderte, als Greger Hanson die Krefelder Führung auf 2:0 ausbaute. Drei Minuten später hatte James Bettauer nach schönem Pass von Pietta das 3:0 auf dem Schläger, aber Poulin rettete. Mit 2:0 ging es in die erste Pause.
Das Mitteldrittel sah wieder angreifende Pinguine, deren Anstrengungen in Minute 28 durch Phillip Bruggisser mit dem 3:0 belohnt wurden. In Minute 31 konnte Hördler bei einer 4:4-Situation Chad Costello nur durch eine weitere Strafzeit vom 4:0 abhalten, aber Krefeld konnte die Überzahl nicht verwerten. Gegen die spielerische Überlegenheit der Pinguine setzten die Eisbären nun zunehmend Körpereinsatz und ruppigeres Spiel. Trotzdem waren die Pinguine meist im Drittel der Eisbären zu finden. Einen gefährlichen Alleingang der Eisbären entschärfte Pätzold sicher. Erst kurz vor Drittelende setzten sich die Berliner einmal im Krefelder Drittel fest und erzielten drei Sekunden vor der Sirene das 3:1.
Das Schlussdrittel begann mit dem überraschenden Berliner Anschlusstreffer nach 15 Sekunden, als die Pinguine mental wohl noch in der Kabine waren. Nun verstärkten die Eisbären natürlich ihre Angriffe, aber die Pinguine hielten dagegen. Der Kampf um den Sieg wurde in Minute 52 vorentschieden: die Pinguine konterten aus dem eigenen Drittel heraus, Travis Ewanyk führte die Scheibe auf links und passte dann mustergültig quer auf Philip Riefers, der Poulin keine Chance ließ: 4:2 für Krefeld.
Nach dem vierten Krefelder Treffer schwächten sich die Eisbären durch zwei weitere Strafzeiten, so dass die Pinguine durch James Bettauer auf 5:2 davonziehen konnten. In Minute 58 erzielten die Pinguine zunächst sogar das 6:2, als Poulin die Scheibe nach einem Costello-Schuss durchrutschte und hinter ihm liegen blieb, so dass Costello sie im zweiten Zugriff über die Linie spielte, jedoch versagten die Schiedsrichter dem Treffer die Anerkennung. Das Gewühl vor Poulins Tor endete noch in einigen Rangeleien, aber die betroffenen Pinguine wollten sich nicht auf Boxkämpfe einlassen und so kamen die Krefelder noch einmal in Überzahl und erzielten ihr drittes Powerplay-Tor durch Martin Schymainski. Der Jubel der Fans war überwältigend – mit dem sechsten Sieg in Folge hatten die Pinguine auch die vier Jahre der Heimniederlagen gegen die Eisbären überzeugend beendet.
„Siegtorschütze“ Philip Riefers wollte dieses Kompliment so nicht stehen lassen: „Ich glaube, heute war vieles entscheidend: Wir haben hinten sehr kompakt gestanden, heute haben mehrere Reihen Tore geschossen, was sehr wichtig war; die Berliner sind noch einmal herangekommen und wenn man in so einer Situation das 4:2 (und 5:2) schießt, hat man einen guten Schritt gemacht, um zu verhindern, dass der Gegner noch mal zurückkommt.“ Zum Spiel gegen den deutschen Meister am Freitag meinte er: „Wir sind motiviert und wollen das Spiel natürlich gewinnen, aber wir müssen trotz unserer sechs Siege auf dem Boden bleiben. Gegen München gab es bisher immer gute spannende Spiele, und das wird mit Sicherheit auch wieder so sein.“
Samson Mahbod, der zwei Assists zum Sieg beisteuerte, urteilte: „Die Fans beider Teams haben eine tolle Atmosphäre geschaffen; unsere Fans haben die gleiche Wirkung wie ein extra Spieler auf dem Eis, die Energie, die von den Fans ausgeht, ist unbeschreiblich.“ Zu den Rangeleien gegen Schluss sagte er: „Die Berliner waren in der Rauferei frustriert wie jeder, der verliert. Ich spiele auch nicht immer sauber, aber ich schlage mich nicht, weil ich es nicht mag.“
Garrett Noonan, der am Sonntag wie in den Vorwochen eine sehr solide Abwehrleistung bot, erklärte seine Leistung so: „Ich habe Selbstvertrauen durch die Bestätigung, die ich von allen Spielern und Trainern erfahre. Ich strenge mich in jedem Spiel sehr an und kämpfe, und ich weiß, dass, wenn ich hart arbeite, tolle Sachen passieren können. Ich wusste nicht, dass Berlin so lange hier nicht verloren hatte, aber es war an der Zeit, und ich glaube, wir müssen langsam auch die Serie von Bremerhaven beenden, sie geht auch schon viel zu lange.“ Bezogen auf das nächste Heimspiel der Pinguine gegen München meinte er:“ Wir wissen, dass wir jeden schlagen können. Sie sind ein sehr gutes Team, und wir müssen wirklich gut spielen, aber in der Kabine hat niemand Angst davor, gegen München zu spielen.“
Eisbären-Dompteur Stephane Richer sagte nach dem Spiel, Krefeld habe die Partie verdient gewonnen und beklagte die „Story der Saison“, die sich heute wiederholt habe: „Dumme Fehler, dumme Strafzeiten.“ Krefelds Brandon Reid war mit der Spielweise seiner Pinguine sehr zufrieden, insbesondere mit dem Powerplay und der Leistung von Pätzold. „Berlin hatte in den ersten acht Minuten des dritten Drittels das Moment auf seiner Seite, bis wir das vierte Tor geschossen hatten.“ Ein besonderes Lob gab es für die gute defensive Arbeit der Pinguine: „Die Spieler haben heute zuerst an die Abwehr gedacht.“ Gefragt, ob er am Freitag wieder sein blaues Jacket tragen werde, antwortete er: „ Ja, werde ich, aber ich mache das mehr für die Zuversicht der anderen als für meine eigene.“
Tore: 1:0 (4.) Pietta (Costello, Berglund) PP1, 2:0 (14.) Hanson (Mahbod), 3:0 (28.) Bruggisser (Miller, Schymainski), 3:1 (40.) Hördler (Ranford, Noebels), 3:2 (41.) Aubry (Backman), 4:2 (52.) Riefers (Ewanyk, Trivellato), 5:2 (56.) Bettauer (Mahbod)PP1, 6:2 (59.) Schymainski (Pietta, Berglund) PP1. Strafen: Krefeld 14, Berlin26. Schiedsrichter: Hunnius – Schukies. Zuschauer: 7064.