Korbinian Holzer unter Beobachtung
Der Mann im feinen Anzug war sichtlich beeindruckt. "Dieses Spiel anzusehen,
hat so viel Spaß gemacht. Die Stimmung war einfach der Wahnsinn", sagte
Dallas Eakins nach dem 4:1 der Düsseldorfer EG über die Kölner Haie am
Sonntag und fügte hinzu: "Die Eishockey-Fans aus Kanada und den USA sollten
mal hierher kommen. Das wäre eine echte Lehrstunde in Sachen Stimmung für
sie."
Eakins, der am 27. Februar 1967 in Dade City im US-Bundesstaat Florida
geboren wurde, weiß wovon er spricht. Denn Eakins bestritt in der
nordamerikanischen Profiliga NHL 125 Spiele und empfand die Zuschauer dabei
so manches mal als Opern-Publikum. Zu seinem Vergnügen weilte der 42-jährige
ehemalige Abwehrspieler allerdings nicht in Düsseldorf. Dallas Eakins ist
heute "Direktor für die Entwicklung junger Spieler" bei den Toronto Maple
Leafs. Und die halten die Transfer-Rechte an DEG-Verteidiger Korbinian
Holzer.
"Korbinian hat alles in allem eine sichere Partie gespielt, aber ich habe
ihm auch gesagt, dass er ein paar Fehler gemacht hat. Insgesamt hat er sich
gegenüber den letzten Beobachtungen allerdings gesteigert und das ist für
uns ein gutes Zeichen", sagt Eakins. Was nicht automatisch bedeutet, dass
der 20-Jährige die Düsseldorfer EG im Sommer verlässt. "Ich werde ihn am
Dienstag in Kassel noch einmal anschauen und für die Play-offs ein paar
Scouts schicken. Erst dann werden wir eine Entscheidung treffen."
Korbinian Holzer müsste nicht lange überlegen, wenn Toronto ihm ein Angebot
machen würde. "Da gäbe es kein Zögern. So eine Gelegenheit muss beim Schopf
gepackt werden, auch wenn ich vermutlich zunächst einmal beim
Kooperationsklub Toronto Marlies in der zweitklassigen AHL beginnen müsste",
sagt der gebürtige Münchener. Vielleicht ginge es aber auch direkt zu den
Maple Leafs, denn der 13-fache Stanley-Cup-Gewinner befindet sich im
Umbruch. "Sie werden die Play-offs wohl verpassen und wenn ich ein gutes
Sommercamp absolviere, dann bekomme ich ja eventuell auch als Neuling eine
Bewährungschance."
Dallas Eakins muss diese Euphorie ein wenig bremsen. "Wir werden gründlich
ausbalancieren, was in Frage kommt, denn es geht nicht um das beste für
Toronto, sondern um das beste für den Spieler", sagt er und verweist auf das
Beispiel Robert Dietrich. "Es nützt Nashville und Dietrich nichts, wenn er
noch nicht einmal mehr in der AHL zum Einsatz kommt. Dann ist es besser, ihn
wieder nach Düsseldorf zu schicken, damit er durch Spielpraxis weiter kommt."
Der Mann im feinen Anzug weiß wovon er spricht.
Von Thomas Schulz