Kommentar zum neuen Adler-Trainer - Der richtige Mann
Klare Worte bei den AdlernHelmut de Raaf ist also der neue Headcoach bei Mannheims Adlern. Eine weise Entscheidung, die von der Vereinsspitze getroffen wurde. De Raaf gilt als durch und durch gradliniger Mann, der Grenzen setzen kann. Kein Kumpeltyp, sondern einer, der sich mit einer fairen Distanz Respekt verschafft.
Außerdem kennt er Eishockey aus dem effeff, er ist ein kluger Taktiker, der sich auch nach außen blendend darstellen kann und zudem
mit ganzem Herzen seinen Beruf lebt. Und genau so einen brauchen die Adler, durch deren Mannschaft
ein Riss zu gehen scheint. Der ehemalige Trainer Bill Stewart hatte schon lange keine Rückendeckung mehr in der Organisation. Einen Kampf gegen alle Seiten konnte er auf Dauer nicht durchhalten. Bill Stewart hatte seine Grenzen, keine Frage, er war sicherlich nicht leicht im Umgang, vieles kreidete man ihm
aus den letzten Saisons an. Zum Schluss aber verhielt er sich hochprofessionell, kam gerade in der jetzt laufenden Spielzeit eher sanft daher, viel zu
weich eigentlich für einen, der es in der Kabine mit so vielen unterschiedlichen Charakteren zu tun hatte, die alle unter einen Hut gebracht werden
mussten. Bedingunglose Unterstützung fand er lediglich bei deutschen Spielern, seine Landsleute hingegen waren gespalten. Einige scheinen heftig opponiert zu haben gegen den ungeliebten Coach und mancher vergaß dabei auch ab und an, dass er gut bezahlt wird fürs Eishockeyspielen.
Dass sich Stewart trotzdem so lange halten konnte, verdankte er vor allem der großen Fairness, die Gesellschafter Daniel Hopp ihm gegenüber an den Tag
legte. Das spricht eindeutig für den Clubeigner, der damit viel Charakter und Stil zeigte in einer Zeit, in der das Intrigieren in vielen Bereichen des Geschäftslebens schon fast zum guten Ton gehört. Hopp erwies sich als Unternehmer, der Fürsorge für jene Menschen, die er schätzt, an oberste Stelle seiner Überlegungen setzt. Schade nur, dass er nicht immer vor Ort sein konnte, um gewisse Entwicklungen frühzeitig zu bremsen. Der Gesellschafter ist klug genug zu wissen, dass man nicht intern und extern einen Trainer demontieren darf, will man der Mannschaft nicht eine Macht geben, die ihr nicht zusteht und die sich auf alle Teile nur ungünstig auswirken kann. Turbulenzen sind in solchen Fällen vorprogrammiert, wie auch Beispiele anderer Vereine zeigen. Ein klare Linie ist dringend geboten in einem solchen Gefüge.
Freude hatte keiner mehr so richtig an diesem Verein, auch die Fans nicht, die langsam der spielerischen Wechselduschen müde wurden. Müßig
jetzt noch zu überlegen, wer die Drahtzieher waren, die schließlich zur jetzigen Situation führen, nun muss man vorausblicken. Und zwar
gemeinsam. Denn selbst ein Trainer wie Helmut der Raaf, der eine außergewöhnlich große Persönlichkeit und Klugheit, gepaart mit einem starken Willen und einem klaren Konzept besitzt, wird sich auf lange Sicht nur wirklich durchsetzen können, wenn ihm wirklich jeder einzelne den Rücken stärkt. Selbst, wenn es anfangs Turbulenzen geben könnte, schließlich müssen sich alle umstellen, ohne wirklich dafür Zeit zu haben. Ein Balanceakt, der auf de Raaf zukommt. Er wird vieles ändern wollen, setzt vor allem auf Disziplin, auf Zusammenhalt und ist der festen Überzeugung, dass man sich als Spieler wie als Trainer sein Geld auch verdienen muss. Die Fans werden es gerne hören, eine gerade Linie, nach der sich auch jene Spieler richten müssen, die unter dem zuletzt fast hilflosen wirkenden Bill
Stewart aus der Reihe tanzten, das scheint dringend geboten. Wer keine Leistung bringt, der wird nicht spielen, das hat de Raaf schon verkündet und wer ihn seit Jahren kennt und seine Haltung schätzt, der weiß, dass er es ernst meint. Jetzt ist Schluss mit lustig, die Adler werden nach vorne stürmen müssen. Verstecken hinter faulen Ausreden gilt nicht mehr, nun muss jeder Farbe bekennen, auch jene, die meinten, mit einem halben Gang kämen sie auch wunderbar durchs Leben, das Geld gabs ja sowieso. Und all die, die sich schon immer ein Bein rausgerissen haben - das dürfte die Mehrheit im Team sein - die werden jetzt hoffentlich
mit Anerkennung von allen Seiten belohnt. Erfolg kann natürlich trotzdem nicht garantiert werden, in einer solchen verfahrenen Situation
schon gar nicht. Aber mit Helmut de Raaf haben die Adler eine Zukunft, auch in Hinblick auf die neue Arena. Die Torwartlegende spielte schon einmal in
Mannheim eine Vorreiterrolle: Bei seiner hervorragenden Umsetzung des Jungadler-Projektes. Mit ihm könnte Eishockey wieder Spaß machen in der Kurpfalz und das ist dringend nötig. Last but not least müsste sich auch die Familie Hopp freuen: Schließlich setzt sie, wie de Raaf, auf die Nachwuchsförderung, bringt sich vorbildlich ein auf dem Gebiet und hat jetzt die Chance, dass einer in der DEL auf lange Sicht diejenigen einsetzt, die in Deutschland in Zukunft eine tragende
Eishockey-Rolle spielen könnten. (Angelika von Bülow)