Kommentar: Was ist mit „unserem“ Sport in dieser Saison nur los?

Was ist mit „unserem“ Sport in dieser Saison nur los? Wird eigentlich
immer weniger Gewicht auf Fairplay gelegt, dafür mehr auf Unterhaltung (die
Wörter „Event“ oder „Entertainment“ vermeide ich absichtlich), um nicht zu
sagen, Volksbelustigung?
Ein paar Beispiele für diesen „unfairen“ Trend sollen eigentlich
nachdenklich stimmen. Schiedsrichter sind längst nicht mehr regelsicher, wenn
man nur an einige Stichpunkte wie Verlängerung oder Strafzeitnahme denkt. In
Iserlohn wurde auf die „Vier-gegen-Vier-Regel“ im wahrsten Sinne des Wortes
gepfiffen, in Krefeld gab es Tumulte in der Verlängerung, obwohl der
Schiedsrichter korrekt entschied, während ein ranghoher Funktionär zunächst
anderer Meinung war, bei einer nochmaligen Nachfrage nicht mehr zur Verfügung
stand (die Mailbox wurde urplötzlich eingeschaltet), wieder in Iserlohn wurde
dem Schiedsrichter bedeutet, dass eine Matchstrafe „nur“ international okay ist,
während hierzulande beim Gebrauch der Fäuste „zweimal zwei plus zehn“ als Strafe
völlig reicht.
Den meisten ist sicherlich noch das Beispiel des zurückgehaltenden
Spielers beim Match Krefeld gegen Düsseldorf in bester Erinnerung. Weder die
„Amateure“ an der Zeitnahme noch die „Profis“ in Schwarz-Weiß (von denen einer
sogar schon bei einer WM unser Land vertrat) ließen sich auf eine Diskussion mit
dem protestierenden DEG-Kapitän ein. Sie hätten sich doch denken können, dass
dieser nicht grundlos seine Stimme erhebt. Der DEG-Protest wurde jedoch in
beiden Instanzen abgeschmettert, obwohl eine Regelbeugung vorlag.
Ein weiteres Beispiel: Nürnbergs Kapitän erhält wenige Sekunden nach dem
Eröffnungsbully eine Fünfminutenstrafe plus „Spieldauer“, weil er seinen
gegnerischen Spieler mit hohem Stock verletzte. Die Schiedsrichter sind in
diesem Falle gehalten, eine Absicht zu unterstellen und den Betreffenden unter
die Dusche zu schicken. Kann man wirklich im Ernst glauben, dass hier eine
Absicht vorliegt? Egal, der Hauptschiedsrichter, zu allem Überfluss auch noch
ein Profi, verordnete dem konsternierten Ice Tiger „Kurzarbeit“. Die Diskussion
hierüber dauerte übrigens runde fünf Minuten. Lächerlich, einfach
lächerlich!
Stichwort Schiedsrichter:
Die Funktionäre werden immer zahlreicher, deren Leistungen jedoch nicht
besser. Schon an den vorgenannten Beispielen erkennen auch diejenigen, die nicht
das Regelbuch unter dem Kopfkissen haben, dass hier etwas nicht stimmen kann.
Dass sogar ein Profi-Schiedsrichter zu den „Versagern“ gehört, erschwert die
Sache noch mehr. Neutrale Beobachter werden den Eindruck nicht los, als kämen
einige Unparteiische nicht durch Leistung, sondern durch entsprechendes Benehmen
ihren Vorgesetzten gegenüber nach oben.
Stichwort Zeitnehmer:
DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke nach dem Krefelder Vorfall: „Dann
müssen wir eben Schulungen durchführen. Durch Schaden wird man klug.“ Heißt das
etwa im Umkehrschluss, dass die Rundschreiben, die von der Ligenleitung jedes
Jahr an die Vereine (Entschuldigung, Firmen) verschickt wurden, zuweilen
ungelesen in die Ablage wandern? Wie sind sonst solche Vorfälle, wie
beschrieben, zu erklären?
Stichwort Stadionsprecher:
Mir sagte einmal ein Mitarbeiter dieser Zunft: „Der Stadionsprecher muss
euphorisch sein!“ Nee, muss er nicht, zumindest nicht in erster Linie. Er muss
korrekt sein, muss nicht die Tore des Gegners mit kaum vernehmbarer
Flüsterstimme ansagen und muss nicht von „den anderen“ sprechen, wenn er den
Gegner meint. Die eigenen Fans aufmuntern, okay, aber in fairer Form und nicht
anders. Und wenn der Name eines langjährigen DEL-Akteurs immer noch verkehrt
ausgesprochen wird, ist dies ganz einfach miese und wiegelt die Gästefans nur
auf. Auch der Sprecher gehört zu den Offiziellen. Mir klingt jetzt noch die
Stimme von DEG-Sprecher Volker Boix (auch wenn er bis vor kurzem den Kölner
Spieler „Mäckelwein“ nannte) in den Ohren, als er vor knapp vier Jahren nach dem
Ausscheiden „seiner“ DEG den siegreichen (und späteren Meistern) aus Krefeld
nachrief: „Jungs, diesmal wart ihr besser!“ Das ist Fairness!
Mein Nachbar, Duisburger wie ich, ist seit Jahren DEG-Fan. Daher
verwunderte mich ein wenig seine Meinung zum besagten Fall. Christian schimpfte
nicht auf die Krefelder oder auf die Juristen. „Mein Gott, Werner, wird unsere
Sportart lächerlich gemacht! Das Eishockey ist der Verlierer und nicht
irgendwelche Vereine.“ Schade, dass er Recht hat!
Ein Kommentar von Werner Nieleck