Kommentar: Krupp wie Zach
Auflösung des Hockeyweb-GewinnspielsWie sich die Bilder bzw. die
Aussagen gleichen. Hier der souveräne, ruhige Krupp, wohl wissend, dass er mit
den Stanley-Cup-Siegen im Kreuz ein Pfund zur Verfügung hat, auf das keiner
seiner Vorgänger verweisen konnte, dort damals dessen Vorvorgänger Hans Zach,
der mehr aus dem Bauch heraus seine Argumente vorbrachte und gegen Ende seiner
Laufbahn als Bundestrainer mitunter zu abschweifend, nichtssagend und fallweise
sogar beleidigend wirkte.
In einem Punkt ist sich das in
seiner Art so verschiedene Duo trotzdem einig: Die Ausländerstellen in der DEL
müssen reduziert werden, sollten die Adlerträger nicht den widerlichen Stempel
einer Fahrstuhlmannschaft für lange Zeit aufs Auge bzw. Trikot gedrückt
bekommen. Doch während Zach bis zum Überdruss („gebetsmühlenartig“ war ein von
ihm geliebtes Wort) stets diese Forderung verfocht, machte sein Nachnachfolger
erst nach der derben 1:5-Niederlage gegen den Erzrivalen Schweiz den Mund in der
Öffentlichkeit auf.
Der Konter aus der
DEL-Geschäftsstelle ließ nicht lange auf sich warten. „Krupp ist in der
Sportkommission. Da kann er sich äußern und muss das Thema nicht erst an die
große Glocke hängen“, war dem Sinne nach zu lesen.
Merkt der gebürtige Kölner erst
nach dieser Schlappe und angesichts der kommenden Gegner, die Kanada statt
Israel, Norwegen statt Ungarn (die übrigens im heimischen Debrecen von den
Skandinaviern mit 1:6 abgebügelt wurden) und Slowakei statt Japan heißen, dass
nicht mehr viel Zeit bleibt, um eine „anständige“ WM im eigenen Land hinzulegen?
Werden sich die „Erfolgskurven“ der Beiden in gut zwei Wochen ähneln, obgleich
Krupp im Vorjahr immerhin nach dem katastrophalen Abstieg die Truppe sofort
wieder in die Beletage führte? Zach begann seine Laufbahn unter dem Adler mit
einem „Abstieg“, als im Qualifikationsturnier (gab es damals) anno 1998 in
Sloweniens Hauptstadt Laibach die deutsche Mannschaft patzte und zwei Jahre in
der B-Gruppe ihre Partien absolvieren musste.
Dass die DEL in bezug auf
Ausländer auf die (Not-)Bremse treten muss, ist eine Konsequenz, die nicht
wegzudiskutieren ist.
Das Stichwort „Niveau“ als
Argument für eine Beibehaltung der Kontingentregelung sollten wir so schnell wie
möglich vergessen. Kein Mensch wagt mehr zu sagen, dass unsere DEL zu den besten
vier, fünf Ligen der Welt gehört. In internationalen Vergleichen werden unsere
Teams regelmäßig, von kleinen Ausnahmen abgesehen, auf den harten Boden der
Tatsachen gestoßen. Auch das Stichwort „Spannung“ und die vielzitierte Phrase
von „in der Liga kann jeder jeden schlagen“ soll man nicht ernst nehmen. Klar
kann jeder jeden schlagen, besonders wenn der Favorit angesichts der unendlichen
52 „Freundschaftsspiele“ nicht immer Lust hat, richtig Gas zu geben. Die
Play-offs haben gezeigt, dass sich die Favoriten letztendlich durchsetzen.
Und sollte tatsächlich bei einer
Reduzierung der Ausländerstellen auf, sagen wir sechs, das Niveau leiden, fällt
mir immer das Zitat eines Radsportreporters ein. Er sagte sinngemäß: „Es würde
doch keinem auffallen, wenn die Rennfahrer 5 km/h im Durchschnitt langsamer
fahren würden, weil sie zu keinem einzigen Mittelchen mehr greifen.“ Im
Eishockey wäre es nicht anders. Da würde vielleicht statt eines 35-jährigen
Ausländers ein zehn oder 15 Jahre jüngerer Deutscher auf dem Glitzerparkett
stehen. Die Fans würden ihm (bei einem Erfolg) genauso zujubeln. Da gehe ich
jede Wette ein.
Übrigens… Deutschland trifft in
den Gruppenspielen auf die Slowakei. Die Cracks von Tatra und Donau, vor fünf
Jahren gar Weltmeister, verfügen laut Jahrbuch des Weltverbandes über 61
Eissporthallen (zum Vergleich: Deutschland besitzt 202). In der Slowakei gehen
knapp unter 2.000 Senioren unserer Sportart nach, in unserer Republik sind es
über 9.000. Bedarf es noch weiterer Zahlen?
Also Leute, so schnell wie
möglich die Kontingentstellen reduzieren, wollen wir uns im eigenen Land nicht
blamieren!
Werner Nieleck