Kölner Meisterfreuden, Teil 1

Sonntag, 21. April 2002, ein schöner, sonniger Tag. Viele Cabrios und Motorräder sind auf den Strassen unterwegs, während etwa 5.000 Verrückte mit Schals und viel zu warmen Trikots bekleidet in die Kölnarena pilgern, um das fünfte und entscheidende Spiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft zu verfolgen. Die Stimmung ist gut, schließlich hat man ja schon viel mehr erreicht, als erwartet. Und nach dem durch unglaublich dämliche Gegentore vergebenen "Matchball" vom Freitag sieht man die Situation realistisch. Der übermächtige Meister aus Mannheim wird sich die Chance auf eigenem Eis nicht entgehen lassen. Immer wieder wird man nach seiner Meinung gefragt, wie mag das Spiel wohl ausgehen? Achselzucken, die Chancen stehen fifty fifty, aber insgeheim glaubt man zu wissen: Irgendwann wird die unglaubliche Serie der Haie einmal zu Ende gehen und Mannheim dreimal zu schlagen ist fast unmöglich.
Nach dem ersten Drittel hat sich nichts geändert, Köln hält sich zwar im Spiel, hat aber nur zwei Schüsse aufs Mannheimer Tor abgegeben. Die Stimmung ist gedämpft unter den Fans, die Spannung macht einfach stumm. Zweites Drittel, die Spannung muss raus. Man feuert die Haie an, schimpft über die rüden Aktionen von Stevens oder Vorobiev und zittert bei jedem Unterzahlspiel der eigenen Mannschaft. Dann schlagen die Adler zu: Nach grandioser Vorarbeit von Devin Edgerton erzielt wieder einmal Michel Picard das 1:0 für den Meister. Nun macht Mannheim Druck und ist nah am zweiten Treffer. Realismus macht sich im Publikum breit, schließlich war man doch schon froh, gegen Krefeld im Viertelfinale überhaupt ein zweites Heimspiel in den Play Offs geholt zu haben. Dann werden die Haie besser, erarbeiten sich Torchancen, doch Mike Rosati steht wie eine Eins im Mannheimer Tor.
Im Schlussabschnitt schlägt die Stimmung dann rapide um: Alex Hicks macht den Ausgleich zum 1:1! Ohrenbetäubender Jubel, der Ton am Videowürfel wird lauter gedreht, sonst wäre Kommentator Michael Leopold nicht mehr zu verstehen. Ungläubiges Staunen in der Halle, die Haie werden doch nicht etwa.... aber nein, Meister wird doch immer Mannheim, die werden jetzt noch einen Gang hochschalten und alles klar machen. Denkste! Dwayne Norris, wer sonst, erzielt wenige Minuten vor Schluss das 2:1 für Köln. Wahnsinn, unglaublich, alles jubelt. Die Schlussminuten werden zur Qual, viele Fans haben die Hände gefaltet oder vors Gesicht geschlagen. Dann geht Rosati vom Eis und die Kölner kriegen die verdammte Scheibe nicht aus ihrem Drittel. "Raus das Ding!", brüllt einer hinter mir. Das sagt sich so leicht. Als dann ein Kölner Spieler mit dem Puck über die blaue Linie geht brüllt mein Hintermann wieder. "Schiess das Ding doch ins leere Tor!". Ich drehe mich um und grinse "wenn das mal so einfach wäre". Mr. Hintermann beugt sich herunter und schluchzt: "Ich weiss ja, aber ich kann einfach nicht mehr...."
Dann die letzten Sekunden, alle zählen herunter und dann kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Alles liegt sich in den Armen und schielt dabei auf den Videowürfel, als wolle man sich vergewissern, dass es tatsächlich wahr ist. Es ist wahr, Mirko Lüdemann stemmt den Meisterpokal hoch, die Fans bejubeln den Kapitän, später die Helden dieser unglaublichen Play Off Serie. Dwayne Norris, Corey Millen, Rich Chernomaz. Mittlerweile verlegt sich die Meisterfeier ins Foyer und vor die Kölnarena, wo eine Art Biergarten aufgebaut ist. Erinnerungen an die WM vom vergangenen Jahr werden wach. Hupkonzerte auf den Strassen, Montag früh dürfte mancher Fan leicht unpäßlich am Arbeitsplatz erscheinen...
Teil zwei der Feier folgt Montag ab 18.00 Uhr in der Kölnarena, Eintritt ist frei. Und dann wird man den Oberrang wohl auch öffnen müssen...