Kölner Haie wollen zurück nach ganz obenBereits rund 17.000 Tickets für das Freitagspiel verkauft
Moritz Müller spielt seit einer halben Ewigkeit für die Kölner Haie – und steht für den KEC wie kaum ein anderer. (Foto: dpa/picture alliance/Eibner-Pressefoto)„Wir stehen hinter den Zielen des Clubs“, sagt Uwe Krupp, der Cheftrainer. Als der KEC in der vergangenen Saison das 50. Jubiläum der „Selbstständigwerdung“ aus dem alten Kölner EK heraus feierte, da ließ die Clubführung verlauten, dass man innerhalb von drei Jahren endlich wieder Meister werden wolle. Achtmal standen die Haie bereits ganz oben. 1977, 1979, 1984, 1986, 1987, 1988, 1995 (als erster Meister der DEL) und 2002. Und die Jahreszahlen zeigen: Nie war die Durststrecke so lang wie aktuell. Krupp ist allerdings auch vorsichtig, erinnert daran, wo die Haie in jüngster Vergangenheit herkommen. „Die Covid-Zeit war schlimm“, sagt er. „Die Clubs, die aktuell ganz oben stehen, kamen sehr gut durch diese Zeit. Bei uns gab es wirklich die Frage, ob die Haie weiter bestehen würden.“ So zählt er die aktuelle Aufwärtsentwicklung des KEC auf und beginnt mit der Saison 2020/21, die damit endete, „dass die Kölner Haie überlebt haben und Philipp (gemeint ist Philipp Walter, Geschäftsführer der Haie; d.Red.) nicht in den Knast gekommen ist“ – und führt weiter auf, wie sich die Platzierungen in der Tabelle und den entscheidenden Werten in den Folgejahren verbessert haben.
Die Folgen der Coronakrise, die die Haie an den Rand der eigenen Existenz geführt hat, waren unter anderem, dass die Domstädter selten mit dem Kader spielen konnten, den sich Uwe Krupp aus rein sportlichen Gesichtspunkten gewünscht hätte. Und nun? 2023/24? Krupp antwortet kurz und knapp: „Meine Mannschaft!“ Daraus abzuleiten, die Haie seien nun der Titelkandidat Nummer eins, hält Krupp allerdings auch für falsch. „Unser Sprung aus dem Bereich von Platz zehn oder elf auf sechs oder sieben war ein großer. Wenn wir nun in die Phalanx der fünf Topmannschaften einbrechen wollen, dann wird das noch schwieriger.“ Mit dem Wunsch, wieder Meister werden zu wollen, ob nun diese Saison oder irgendwann danach, kann der Trainer dennoch gut leben. „Diesen Wunsch, dieses Ziel zu haben, ist etwas anderes, als auch wirklich Meister zu werden.“
Es ist eben auch so, wie es Moritz Müller gesagt hat: Wer in Köln spielt, muss damit leben, dass die Ziele und erst recht die Wünsche groß sind. Das kann auch beflügeln. Müller selbst ist einer von wenigen Spielern, die beide Sensationserfolge der Nationalmannschaft – Olympia-Silber 2018 und Vizeweltmeister 2023 – miterlebt haben. Angesprochen darauf, dass sein junger Nationalmannschaftskollege Moritz Seider gesagt hat, Deutschland sei nicht zum letzten Mal in dieser Position gewesen, erwidert er, dass diese großen Ziele inzwischen zur Mentalität der Nationalmannschaft gehören und die Erfolge erst möglich gemacht haben. Selbstvertrauen, wenn es begründet ist, beflügelt. „Und ja, ich stimme Moritz Seider zu.“
Ohnehin die Nationalmannschaft! Fußball bleibt die Nummer eins in Deutschland. Das steht außer Frage. „Aber die Erfolge der Eishockey-Nationalmannschaft und der Basketball-Nationalmannschaft und die Reaktionen darauf, zeigen, dass sich die Leute freuen, dass auch andere Sportarten erfolgreich sind. Und dass die Leute nun auch eher zu den Spielen der jeweiligen Liga kommen oder auch darüber nachdenken, ihre Kinder zu diesen Sportarten zu schicken“, sagt Krupp. Fußball sei mit diesen riesigen Geldsummen, die dort im Umlauf sind, fast schon ein wenig fremd geworden. „Eishockey, Basketball und Handball sind da noch bodenständiger. Und wem das gefällt, geht eben zum Eishockey. Oder zum Basketball“, so Krupp, der mit einem Augenzwinkern hinterherschiebt: „Wenn es gerade kein Eishockeyspiel in der Nähe gibt.“
Die Vorfreude, die Müller und Krupp ausgemacht haben, lässt sich auch in Zahlen benennen. Für das Auftaktheimspiel der Kölner Haie am Freitag gegen die Nürnberg Ice Tigers sind bereits rund 17.000 Karten verkauft. Die Leute freuen sich auf die neue Eishockey-Saison – ob die Haie nun Meister werden oder nicht.