Kölner Haie dürfen auf die Play-offs hoffenMit Fan-Rückkehr soll die Talsohle durchschritten werden

Denn der achtfache Deutsche Eishockey-Meister hinkte meist seinen Ansprüchen, die in der Domstadt aus eigenem Selbstverständnis heraus meist recht hoch sind, hinterher. Doch in der vergangenen Saison nutzte Haie-Geschäftsführer Philipp Walter jede sich bietende Gelegenheit, um zu erklären, wie finanziell brisant die Lage des KEC angesichts der Coronakrise ist. Ein Start in der verkürzten Saison 2020/21 stand gar lange Zeit nicht fest. Auch die Fans halfen mit zahlreichen Aktionen mit, dass dies dennoch gelang.
Dass der Kader angesichts der Lage nichts der allerstärkste war, lag auf der Hand. Und so verpassten die Haie einmal mehr die Play-offs. Doch in der zurückliegenden Spielzeit galt vornehmlich das olympische Motto: Dabeisein ist alles. Zumindest aus Sicht der Clubführung.
Dieses Kreidefressen versetzt die Haie nun in die Lage, etwas entspannter in die neue Saison zu gehen. Freilich: Der neunte Titel wird 2022, im 50. Jahr des Bestehens des Kölner Eishockey-Clubs, der sich 1972 aus dem Kölner Eis-Klub herausgelöst hatte, sicher nicht gefeiert werden, doch der Kader weckt zumindest die Hoffnung, unter den besten Zehn – und damit wieder im Play-off-Rennen – vertreten zu sein.
Mit Blick auf die Rückkehr der Fans ist zumindest die Existenzangst gewichen. Baustellen bleiben freilich. Dass von einem nicht überzeugenden Torhüterduo Justin Pogge und Hannibal Weitzmann ausgerechnet Weitzmann – der nun 25-Jährige spielte bereits im KEC-Nachwuchs – gehen musste, erscheint ärgerlich, hat aber offenbar mit der Vertragslage zu tun. Und angesichts eines nach wie vor nicht gerade üppigen Budgets wollte wohl niemand bei den Haien teure Vertragsauflösungen on top begleichen. So kam der 35-jährige Tomas Pöpperle neu ins Team. Keine Entscheidung für die Zukunft, aber grade zwischen den Pfosten kann Erfahrung bekanntlich mächtig helfen.
In der Defensive ragt freilich die Verpflichtung von Jonas Holøs – der 34-Jährige ist immerhin der Kapitän der norwegischen Nationalmannschaft – heraus. Wollte man den Fußballbegriff des Abwehrchefs aufs Eishockey übertragen, kommt der erfahrenen Nordeuropäer dieser Rolle wohl am nächsten. Ihm werden wohl nicht nur auf dem Eis Führungsqualitäten abverlangt. Kurz vor Saisonbeginn legte der KEC zudem noch einmal nach und holte den 27-jährigen Patrick Sieloff aus der American Hockey League hinzu, um die Defensive weiter zu stärken.
Im Sturm schmerzt ohne Wenn und Aber der Abgang von Frederik Tiffels. Der Mann, der auch in der deutschen Nationalmannschaft eine wichtige Rolle einnimmt, war trotz seines nicht gerade hohen Alters (26) einer der wichtigsten Angreifer in Köln. Dass sich der junge Mann, der bekanntlich auch schon in Nordamerika aktiv war, nun entschieden hat, einen Anlauf zum Meistertitel mit dem EHC Red Bull München zu versuchen, ist ihm kaum zu verdenken – auch wenn er als gebürtige Kölner natürlich wie die Faust aufs Auge zu den Haien passt – oder eben: gepasst hat. Auch Jason Akeson (Straubing) geht nun nicht mehr für den KEC auf Torejagd.
Dass man ausgerechnet vom rheinischen Rivalen aus Düsseldorf einen Stürmer wie Maximilian Kammerer loseisen konnte, darf als Coup gelten – hat aber auch damit zu tun, dass in diesem Jahr die DEG den Gürtel um ein, zwei Löcher enger schnallen muss. Neben den Zahlen kommt beim 24-Jährigen noch hinzu, dass er die nötige Galligkeit mitbringt und – salopp formuliert – dem Gegner damit in mehrfacher Hinsicht auf den Senkel gehen kann. Auch Andreas Thuresson und Mark Olver sollten für offensive Qualität stehen. Mit Quinton Howden kam ein 29-jähriger Kanadier hinzu, der sich allerdings beweisen muss. In elf SHL-Spielen für Malmö erzielte er in der vergangenen Saison keinen Treffer. Davor in der KHL für diverse Teams aktiv war sein Scoring im annehmbaren Bereich, allerdings verbunden mit negativen Plus-Minus-Werten. Beim Eingewöhnen kann aber Routinier Jon Matsumoto helfen: In der AHL-Saison 2013/14 liefen beide für San Antonio Rampage auf. Vielleicht gelingt Howden nun ja der späte Durchbruch in Europa. Die „Kölschen Jungs“ würden sich sicher nicht beschweren.