Köln schlägt Mannheim 4:2 - Viele unschöne Szenen

Köln und Mannheim lieferten sich vier Spieltage vor Beginn der Play-offs ein packendes Spiel, das leider nicht immmer fair war. Beide Teams hatten ihre Fans zuletzt nicht gerade verwöhnt und wollten einiges gutmachen. Die Mannheimer gingen bereits beim Warmspielen so beherzt zu Werke, dass eine Scheibe hinter dem Tor zu Bruch ging und sich die dahinter platzierten Zuschauer erst einmal in Sicherheit bringen mussten, da die Adler munter weiter aufs Tor schossen und gar nicht daran dachten, einen Augenblick zu warten, bis die Verletzungsgefahr gebannt werden konnte. Auch im Spiel erwischten die Gäste den spektakuläreren Start, nach einer Strafzeit gegen Sebastian Furchner erzielte John Tripp gleich in der zweiten Spielminute das 0:1. Da beide Teams nach dem vergangenen Wochenende verunsichert waren, erwartete man nun eigentlich mehr Sicherheit bei den Mannheimern und entsprechende Nervosität auf Seiten der Kölner, doch es kam genau umgekehrt, die Haie spielten fortan deutlich engagierter, ließen noch zwei Mannheimer Chancen durch Carciola und Ullmannn zu, trafen dann aber in der neunten Minute zum Ausgleich. Ausgerechnet der so heftig kritisierte Marquis Mathieu bekam den Puck vor dem Mannheimer Tor, umkurvte Gäste-Torhüter Steve Passmore gekonnt und schob mit sichtlicher Genugtuung ein.
Nun spielten beide Teams sehr engagiert und die Partie wurde zusehends härter, zunächst gerieten Andreas Renz und John Tripp aneinander, dann hatten die Haie 62 Sekunden lang doppelte Überzahl, weil Tripp 2 Minuten mehr bekommen hatte als Renz und sein Mannschaftskollege Chris Joseph ebenfalls auf die Strafbank musste. Köln entfachte mächtigen Druck, litt aber wie bereits in den vergangenen Partien unter mangelnder Chancenverwertung. Als Mannheim die Strafzeiten überstanden hatte, prügelten sich Alex Hicks und Sven Butenschön. Hicks schlug dem deutlich größeren Gegenspieler die Nase blutig und erhielt “5 plus Spieldauer”, während B(l)utenschön mit 2 plus 2 Minuten davon kam und ab dem 2. Drittel mit heiler Nase wieder mitmachen konnte. Mannheim nutzte den Vorteil nicht, geriet im Gegenteil nach einer Strafe gegen Vitalij Aab in Unterzahl und musste das 2:1 durch Mirko Lüdemann hinnehmen.
Im zweiten Drittel bot sich ein ähnliches Bild: Beide Mannschaften aggressiv, doch Köln wirkte entschlossener. Mannheim lief, Köln rannte. Kurz vor der zweiten Drittelsirene dann eine vermeintliche Schlüsselszene: Christoph Ullmann rammte Mirko Lüdemann in die Bande, Schiedsrichter Deubert schickte Ullmann zum duschen. Eine harte Strafe, denn Absicht musste man Ullmann nicht unterstellen, 2 plus 2 Minuten hätten es vielleicht auch getan, Ullmann entschuldigte sich noch bei Lüdemann.
So bot sich den Kölnern zu Beginn der Schlussdrittels die Gelegenheit, im Powerplay alles klar zu machen, zumal Devin
Edgerton ebenfalls 2 Minuten erhielt und Köln die volle Strafzeit mit doppelter Überzahl antreten durfte. Doch mittlerweile hat sich in der DEL herumgesprochen, dass im Kölner Powerplay alles über Stéphane Julien läuft, die Adler hatten sich darauf eingestellt und ließen keinen Treffer zu. Als die Adler wieder komplett waren, kam die Phase des René Corbet. Erst wälzte er sich nach einer Auseinandersetzung mit Furchner theatralisch auf dem Eis, um dann ohne erkennbare Verletzung auf die Strafbank zu gehen. Zurück im Spiel schlug er mit dem Stock ausserhalb des Blickfeldes des Schiedsrichters nach einem Gegner, musste aber noch bis zur 54. Minute auf seine längst provozierte Strafe warten. Dann gelang Jean-Yves Roy das überfällige Power-Play-Tor für Köln, Edgerton verkürzte zwar noch einmal zu 3:2, doch erneut Roy machte mit einem Empty-Net-Goal zum 4:2 alles klar.
Leider gab es noch weitere unschöne Szenen: Steve Kelly und Eduard Lewandowski lieferten sich noch eine Prügelei, in deren Verlauf Lewandowski versuchte, seinem Gegner einen Kopfstoß zu verpassen. Glücklicherweise gelang ihm das nicht ganz, die sehr unfaire Aktion hätte eine schwere Verletzung Kellys und eine lange Sperre Lewandowskis nach sich ziehen können. Einige Mannheimer Spieler kamen nach der Schlusssirene mit dem Ergebnis leider nicht klar - Edgerton flippte auf der Bank aus, manche seiner Kameraden verließen das Eis ohne Shakehands. Die Play-offs lassen grüßen, beide Teams werden im Viertelfinale sicher ähnlich kämpferisch auftreten und nur sehr schwer zu schlagen sein.
Mannheims Coach Stéphane Richer sah den Grund für die Niederlage seines Teams in der mangelnden Disziplin während Hans Zach den Moment des Triumphes nutzte, um die "überzogene Kritik" an seinem Team zurück zu weisen.
Alexander Brandt
Tore: 0:1 (01:42) Tripp (Corbet/Edgerton), 1:1 (09:11) Mathieu (Furchner/Seidenberg), 2:1 (18:08) Lüdemann (Julien/McLlwain), 3:1 (53:44) Roy (Julien/Lüdemann), 3:2 (58:24) Edgerton (Kink/Hecht), 4:2 (59:29) Roy (Furchner)
Strafminuten: Köln 22 plus Spieldauer Hicks und Lewandowski , Mannheim 40 plus Spieldauer Ullmann und Kelly
Zuschauer: 13.812
Schiedsrichter: Deubert