Köln - Ingolstadt 3:2 n.V. - Hicks entscheidet Overtime-Krimi

Nach der Nullnummer von Ingolstadt waren die Haie gleich von der ersten
Sekunde an hochmotiviert und begannen ähnlich druckvoll wie zwei Tage
zuvor, doch diesmal trafen sie auch: Ausgerechnet der nicht gerade für
seine Torgefährlichkeit bekannte vierte Kölner Block brach den Bann.
Moritz Müller ging mit der Scheibe von rechts vors Tor, lockte Jimmy
Waite heraus und ließ den Puck für Andreas Loth liegen, der zum 1:0
abstaubte. Ausgerechnet Loth, der zu Saisonbeginn noch in Ingolstadt
gespielt hatte. Köln setzte nach, als Armstrong 2 Minuten später auf
die Strafbank musste, bewiesen die Haie, dass sie auch ohne
Schlagschüsse von Stéphane Julien Tore in Überzahl erzielen können.
Julien passte quer zu McLlwain, der zog sofort ab und Alex Hicks hielt
seinen Schläger in den Schuss, keine Chance für Waite. Von Ingolstadt
war im ersten Drittel wenig zu sehen, einzig eine Chance von Marco
Sturm schaffte es auf die Notizblöcke der anwesenden Journalisten.
Im zweiten Drittel sah die Welt schon ganz anders aus. Nach einem
Foul von Coleman kam Ingolstadt in Überzahl durch einen direkt
abgenommenen Pass von Langenbrunner zum ersten Treffer, danach
entwickelte sich das Spiel in eine ganz andere Richtung als zuvor. Die
Gäste nahmen das Heft mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr in die
Hand, setzten auch physisch die Akzente, fuhren jeden Check zu Ende und
ließen nicht wenige Faustschläge folgen. Köln war sichtlich beeindruckt
und nur noch durch gelegentliche Konter gefährlich. In der 38. Minute
rettete noch die Querlatte nach einem Schuss von Stefenellis, wenig
später fiel dann der mittlerweile verdiente Ausgleich. Wieder in
Überzahl (Furchner saß draußen), wieder durch einen One-Timer nach
Vorlage von Langenbrunner, diesmal traf Jakub Ficenec.
Der Schlussabschnitt kehrte die Welt wieder um, Köln war jetzt
plötzlich wieder Herr im eigenen Haus, allerdings begann das
Schlussdrittel mit einem Schrecken für die Gastgeber, denn Dave
McLlwain musste mit einer Handverletzung in die Kabine. Ausgerechnet
McLlwain, der in den vergangenen Jahren stets in den wichtigsten
Spielen ausfiel und nun dasselbe Schicksal zu erleiden drohte. Doch der
Kanadier biss auf die Zähne, ließ sich die wohl von einem Schlittschuh
verursachte Wunde mit 12 Stichen nähen und stand ab der 53. Minute
wieder auf dem Eis. Bis dahin hatte sein Team das vermeintliche 3:2
erzielt, doch Schiedsrichter Awizus zog den Videobeweis heran und
erkannte ein Torraum-Abseits. Ingolstadt hatte seine beste Chance im
dritten Abschnitt durch einen Pfostenschuss von McDonald und hätte in
der Schlussminute alles klar machen können. Tino Boos musste auf die
Strafbank, Ingolstadt hatte Überzahl bis zur Schlusssirene und brachte
seine NHL-Stars aufs Eis, doch Köln rettete sich in die Verlängerung.
Auch in der Overtime hatten die Ingolstädter reichlich Gelegenheit
zum Siegtreffer. Zunächst machte sich Entsetzen in der Kölnarena breit,
als Schiedsrichter Awizus Kölns Verteidiger John Coleman wegen
Spielverzögerung auf die Strafbank schickte, nachdem der Puck über die
Bande gegangen war. Sollte dieses spannende Play-off-Spiel ausgerechnet
durch die leidige “Absichtsunterstellung” entschieden werden?
Ingolstadt setzte sich im Kölner Drittel fest und die Spannung war kaum
noch zu überbieten. Rogles hielt sicher, Köln rettete sich über die
zwei Minuten, doch dann gerieten die Haie erneut in Unterzahl, Renz
musste wegen Haltens hinaus. “Halten” in der Verlängerung? Muss man so
was pfeifen? Hans Zach war mit der Entscheidung einverstanden und lobte
Awizus nach der Partie. Wieder hatte Ingolstadt die große Chance, mit
einer Führung im Gepäck nach Hause zu reisen und vielleicht am
Donnerstag bereits auf eigenem Eis eine Vorentscheidung herbei zu
führen. Doch wieder retteten sich die Haie über die Zeit. Kaum war Renz
wieder dabei, hob Awizus erneut den Arm, diesmal traf es einen Spieler
der Gäste. Jakub Ficenec bekam 2+10 Strafminuten wegen Checks gegen den
Kopf, derartige Vergehen häufen sich in der bisherigen Serie leider bei
den Ingolstädtern. Diesmal waren die Haie am Drücker und sie schlugen
Ingolstadt in genau der Disziplin, mit der sie zwei Tage zuvor noch
unterlegen waren: Dem Überzahlspiel. McLlwain und Lüdemann brachten die
Scheibe vors Tor, wo Alex Hicks sie zum umjubelten Siegtreffer über die
Linie brachte.
Der Jubel war indes nur kurz, denn allen Beteiligten war klar, dass
noch lange keine Tendenz in dieser Viertelfinalserie abzusehen ist, die
das Osterfest wohl überdauern wird.
(Alexander Brandt - Foto: sport-press)
Tore:
1:0 (02:25) Loth (Müller), 2:0 (04:46) Hicks (McLlwain/Julien), 2:1
(23:07) McDonald (Langenbrunnner), 2:2 (38:41) Ficenec (Langenbrunner),
3:2 (67:51) Hecks (McLlwain/Lüdemann)
Strafminuten: Köln 22 , Ingolstadt 30 + 10 Man + 10 Ficenec
Zuschauer: 11.411
Schiedsrichter: Awizus