Klare Worte bei den Adlern
Klare Worte bei den AdlernAdler-Gesellschafter Daniel Hopp fand klare Worte nach der 0:2 Schlappe
seiner Mannheimer Adler gegen Ingolstadt. "Die Gesamtleistung war eine absolute
Katastrophe. Da passte nichts zusammen, es herrscht Ratlosigkeit." Für
Hopp steht außer jeder Frage, dass "es absolut induskutabel ist, wenn
man zweimal hintereinander auf diese Art und Weise verliert". Außer
Seliger, so der Gesellschafter, habe kein Spieler die Leistung gebracht,
die man von ihm erwarten könnte. Hopp: "Da gibt es nichts zu
verteidigen, das ist nur peinlich."
Auch Sportmanager Marcus Kuhl und Geschäftsführer Matthias Binder
zogen mit gesenkten Häuptern in die Kabine, wie die Spieler, die
allerdings noch mitkriegten, wie die Ingolstädter Fans ihre Helden zur
Ehrenrunde auf Mannheimer Eis baten. Was immer es sein mag: Der Wurm ist
dicke drin im Mannheimer Gebälk.
Das sahen auch viele Fans so, die voller Wut sangen: "Jetzt könnt Ihr
saufen gehen" und damit auf den Ausflug auf der Reeperbahn anspielten.
Das alleine wäre es aber nicht, der Mannheimer Anhang hat noch nie etwas
dagegen gehabt, wenn die Eishockey-Jungs mal ausgingen. Sofern sie dann
die Leistung auf dem Eis brachten. Doch diesmal ging nichts zusammen,
Gestochere auf der Fläche, ein hervorragender Jimmy Waite verhinderte
Adler-Treffer und die Stürmer waren nicht fähig, ihre Chancen zu
verwandeln, selbst, wenn der Gäste-Goalie schon mal geschlagen schien.
Auf der anderen Seite hatte erneut Marc Seliger einen Pracht-Tag, er
hielt, was nur irgendwie zu halten war. Zwei Drittel vergingen ohne
Torerfolg, im dritten Abschnitt wanderten bereits einige der 4100 Anhänger der
Blau-weiß-roten ab, frustriert bis auf die Knochen. Wo immer man
hinhörte, die Leute hatten die Nase gestrichen voll. Selbst jene, die
sonst bedingungslos hinter ihrem Team stehen.
In der 52. Minute verwandelte Harney auf Zuspiel von Tallaire und
Oswald zum 0:1, grenzenloser Jubel bei den Ingolstädter Fans, die im
übrigen höchst angenehm auffielen. Die Adler in Folge wütend bemüht, den
Ausgleich zu schaffen, einmal war der Puck auch drin, aber dieser
Treffer erwies sich als Torraum-Abseits. In der 60. Minute dann ein
"empty-net" Treffer für die Bayern durch Ficenec. Aus der Traum, Mannheims
Spieler schlichen geschlagen in ihre Kabine und es dauerte, bis Trainer
Bill Stewart zur Pressekonferenz erschien. Er war sichtlich deprimiert
und verstand offensichtlich seine Welt nicht mehr so richtig. "Marc
Seliger war der beste Spieler - wieder", meinte er, und auch, "dass wir
uns in einer sehr schwierigen Zeit befinden". Man sei als
Meisterschaftsfavorit auserkoren worden, nur müsse man dann erstmal eine
Runde wirklich gut spielen. Wenn man, so der Headcoach, aber nur für
Geld spiele und nicht mit Leidenschaft, dann könne das nichts werden,
selbst nicht mit einem Team, das von der Papierform her sehr gut sei.
Jetzt betreibe man Seelenforschung, versuche alles, um wieder in Tritt
zu kommen.
Ron Kennedy, Ingolstadts Coach, war hingegen sehr zufrieden mit der
kämpferischen Leistung seines Teams. Glücklicherweise habe man das erste
Tor geschossen, schließlich sei es in Mannheim immer sehr schwer zu
gewinnen. Zu Hockeyweb meinte Kennedy: "Jimmy Waite ist sicher zurück
gekommen nach einer Schwächephase, das bringt uns natürlich ungemein
vorwärts. Aber das war heute ein Sieg der ganzen Mannschaft." Mit Mike
Stevens, der Hockeyweb gegenüber die vielen Chancen der Adler erwähnte
und auch betonte, wie wohl er sich in Ingolstadt fühle, ist der Coach
hochzufrieden. Anfang der Saison habe sich Stevens, der manchen
Schiedsrichtern einfach ein Dorn im Auge sei, zu viele Strafzeiten
geleistet, das sei inzwischen besser geworden. Man sei mit dem Spieler,
den die Adler-Fans nicht vergessen haben - sie stimmten
Stevens-Sprechchöre an - hoch zufrieden: "Eine wirklich Verstärkung."
Zufriedenheit also auf Ingolstädter Seite, Nachdenken auf Mannheimer.
An Konsequenzen denke man so kurz nach dem Spiel nicht, betonte Hopp.
Derzeit ist aber eines klar: In Mannheim überzeugt momentan vor allem
eine Truppe, das sind die Jungadler. An ihrer Spitze ein Headcoach, der
auf eiserne Disziplin setzt: Helmut de Raaf. Biertrinken und Rauchen
sind bei ihm absolut verpönt. Manche Fans denken, dass sich die "großen
Adler" ein großes Stück abschneiden könnten bei der jungen Truppe. Auf
allen Positionen. (Angelika von Bülow)