Kelly: "Ich kann damit leben"
Steve Kelly ist enttäuscht, gar keine Frage. Bei den Mannheimer Adlern gehen
zu müssen, kam als eine Überraschung für ihn. Und er ist verletzt, weil man
ihm vorgeworfen hat, er würde sich nicht ums Team kümmern: "Wer das sagt,
kennt mich nicht", betont er Hockeyweb gegenüber.
Gerade weil er sich einsetze, weil ihm die Adler wichtig wären, würde er auf
dem Eis bisweilen durchdrehen, "wenn ich frustriert bin, weil es nicht rund
läuft, wenn es mir egal wäre, würden Aussetzer überhaupt nicht
passieren". Er meint, dass die Chemie zwischen Headcoach Stephane Richer
und ihm einfach nicht gestimmt habe, "er mochte mich schon von der
vergangenen Saison her nicht".
Im Moment, sagt Kelly, liefe nicht viel zusammen bei den Adlern: "Immer
neue Umstellungen, die Jungs haben kein Selbstvertrauen und sie haben derzeit
keinen Spaß am Spielen." Und dann immer diese negative Stimmung, die drücke
total nieder. Das finge an beim Management und setze sich bis unten fort:
"Wie will man denn in einer solchen Atmosphäre Leute aufbauen", fragt
sich der Kanadier. Man habe wirklich gute Jungs auf dem Eis, aber die
demotiviere man doch ständig.
Kelly ist nicht bange vor der Zukunft, er hat Angebote vorlieben, bleibt
vielleicht in der DEL, geht aber eventuell auch nach Hause zurück. Seine
Frau ist schwanger, ihr Wohlbefinden in der Heimat könnte den Ausschlag geben.
Kelly: "Bei mir wird es auf jeden Fall gut weitergehen. Ich denke, wenn man
mir hier unterstellt, ich würde mich nicht genug einsetzen, dann bin ich
wirklich anderswo besser aufgehoben. Und wenn es Stephane Richer besser geht,
nachdem er mich herausgeworfen hat, ist das doch schön für ihn."
Stephane Richer geht es zweifelsohne nicht besser derzeit. Er macht sich rund um
die Uhr Gedanken um den Zustand der Adler und er steht hinter seiner
Entscheidung: "Ich habe sie getroffen, ich lebe damit." Für ihn wäre
es, sagt er Hockeyweb, mit Kelly einfach nicht mehr weitergegangen. "Meine
Geduld war am Ende, ein Team gewinnt oder verliert, ein Team kann niemanden
brauchen, der sich über es erhebt." Es wäre einiges vorgefallen, auch in
der Kabine, aber er weigere sich entschieden, in der Öffentlichkeit schmutzige
Wäsche zu waschen. Nur soviel: "Steve hat wirklich gut gespielt zu Beginn
der Saison, wir waren alle glücklich darüber, aber dann hat das nachgelassen,
mir hat die positive Einstellung gefehlt." Er habe sich lange mit ihm
unterhalten, aber auch das habe nicht wirklich geholfen.
Die Entscheidung, Kelly nicht mehr einzusetzen, sei keine Spontan-Geschichte
gewesen, sondern das habe sich alles über lange Zeit hinweg entwickelt. Für
Richer ist eine der traurigsten Dinge im Moment, "dass Steve Kelly
eigentlich ein wirklich netter Mensch ist abseits vom Eis".
Der Zustand des Teams an sich ist für Richer ein weiterer Grund zur Besorgnis.
Er weiß, dass Siege her müssen. "Ich habe mein ganzes Leben hart
gearbeitet", sagt Richer, "ich weiß, was es braucht um zu
gewinnen". Gegen Nürnberg, das weiß er auch, reicht es nicht, in Schönheit
zu sterben, Siege müssen her. Egal, ob, wie im Moment, vieles schief läuft
hinter den Kulissen. Richer setzt auf die Mannschaft, die im Training extra hart
arbeiten würde. "Der Sonntag ist für uns ein Prüfstein", meint der
Coach der Adler.
(Angelika von Bülow - Foto: City-Press)
👉 zum Streaming-Pass