Junge Eisbären mit Biss Berlin – Wolfsburg 6:5
Auf gutem Wege: Vincent Schlenker erzielte sein zweites DEL-Tor - Foto: Daniel Fischer - www.stock4press.deWerden im Regelfall nach solchen Spielen jene Cracks lobend herausgestellt, die sich möglichst mehr als einmal in der Scorer-Liste verewigten, so muss aus Sicht der Eisbären diesmal die gesamte Truppe mit Lob bedacht werden. Auch wenn es in ihren Reihen mit Darin Olver einen Doppel-Torschützen gab und auf der Gegenseite David Laliberté sogar dreimal traf. Gäste-Coach Pavel Gross betonte völlig zu Recht die Mannschaftsleistung der Gastgeber: „Das war ein absolut verdienter Sieg der Berliner, die hier mit einer halben Junioren-Mannschaft angetreten sind. Und die hat die entscheidenden Dinge richtig gemacht. Frustriert ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber ich bin enttäuscht, dass meine Mannschaft heute mit ganz einfachen Mitteln geschlagen wurde. Die Berliner haben gekämpft bis zum Umfallen.Wichtig ist nicht, wie viele Spieler du hast, sondern wie viele davon wirklich bereit sind ihren Job zu erledigen.“
Die Liste der Verletzten hat bei den Eisbären in dieser Woche erschreckende Ausmaße angenommen. Neben den bekannten Langzeit-Ausfällen (Bielke, Ustorf, Christensen) drohte auch noch Barry Tallackson wegen eines Magen-Darm-Infekts ein Dasein als Zuschauer. Doch der US-Amerikaner biss genauso auf die Zähne wie Verteidiger Nick Angell. Chefcoach Don Jackson musste ohne Constantin Braun, Tyson Mulock, André Rankel (alle Gehirnerschütterung), Julian Talbot (Oberkörper) und auch Denis Pederson auskommen, dessen lädiertes Knie erneut Probleme macht. Sven Felski fehlte aufgrund seiner Match-Strafe vom Spiel in Mannheim, deren abschließende Bewertung durch die Liga noch aussteht.
Die personellen Sorgen beim Deutschen Meister hätten also kaum größer ausfallen können. Da ist es gut zu wissen, dass beim Kooperationspartner FASS Berlin einige junge Spieler heranreifen, die der DEL-Mannschaft schon jetzt helfen können. Wie zum Beispiel Stürmer Vincent Schlenker, welcher der 1:0-Führung durch Barry Tallackson nur neun Sekunden später das 2:0 folgen ließ (5.Spielminute). „Vincent Schlenker hat gute Hände, nutzt seine Größe, deckt den Puck gut ab und verhält sich schlau in den Zweikämpfen. Ähnlich gut hat sich Verteidiger Thomas Supis entwickelt“, lobte Don Jackson die beiden Youngster, die den Eisbären-Kader gemeinsam mit Henry Haase schon länger verstärken. Zu diesen gesellten sich nun noch die ebenfalls 19-jährigen Roman Veber und Justin Ludwig. Letzterer gab gegen Wolfsburg sein DEL-Debüt.
Die Berliner erstarrten nicht vor Selbstmitleid, sondern gingen die Partie engagiert an. Es wirkte zwar hin und wieder vogelwild, was die Hauptstädter aufs Eis zauberten, doch ließen sie sich auch vom zwischenzeitlichen Ausgleich der Wolfsburger durch John Laliberte (16.) und David Laliberté (24.) nicht entmutigen. Darin Olvers Powerplay-Treffer zur erneuten Führung der Eisbären (25.) war so durchaus verdient. Als Henry Haase den Puck unglücklich zum 3:3 für die Wolfsburger ins eigene Tor abfälschte – den Treffer bekam Ex-Eisbär Patrick Pohl gutgeschrieben (27.) - wurde weiter gerackert. Lohn: Daniel Weiß (29.) brachte die Hausherren wiederum in Front. Beim 5:3 (33.) durch Laurin Braun in Unterzahl leistete die Wolfsburger Defensive unfreiwillig Hilfestellung, über Umwege fand der Puck den Weg über die Torlinie. Das umjubelte 6:3 (38.) markierte Darin Olver per knochentrockenem Direktschuss. Im Schlussabschnitt wurde es noch einmal eng für die Eisbären, die ihrem hohen kämpferischen Aufwand nun doch Tribut zollen mussten. Mehr als der Anschluss durch die Treffer zwei und drei von David Laliberté gelang den Grizzly Adams indessen nicht mehr.
Die Berliner hoffen für die bevorstehenden beiden Heimspiele gegen München und Hamburg auf den einen oder anderen Rückkehrer. Gut stehen die Chancen dafür wohl bei Julian Talbot und Tyson Mulock. Dem selbst erst 20 Jahre jungen Laurin Braun hat dieser Sieg offenkundig aber Mut gemacht und schaut daher zuversichtlich auf das kommende Wochenende: „Wir sind topfit und ich denke, diese Situation schweißt das Team erst richtig zusammen. Da ist es auch gut zu wissen, dass die Jungs hochkommen und einfach ihr Zeug machen.“