Jubiläum: DEL startet in ihre 30. SaisonMünchen, Mannheim, Köln und Berlin sind Favoriten
In der DEL-Premierensaison 1994/95 gingen die Maddogs München als Nachfolger des letzten Bundesliga-Meisters EC Hedos München während der laufenden Spielzeit pleite. (Foto: dpa/picture alliance/Augenklick/Rauchensteiner)1994 kämpfte ein Großteil der Bundesliga-Klubs um die wirtschaftliche Existenz. Es musste sich etwas ändern. Vorbild war die nordamerikanische National Hockey League NHL. Nicht alle waren begeistert. Unter dem Dach des Deutschen Eishockey-Bundes wurde die Betriebsgesellschaft „Deutsche Eishockey Liga GmbH“ gegründet. Ein Meilenstein für den deutschen Sport. Die DEL war die erste Liga der Republik, die als Kapitalgesellschaft organisiert wurde. Dem Beispiel folgten später alle größeren deutschen Sportligen etwa mit der Gründung der Basketball-Bundesliga GmbH 1996, der DFL Deutschen Fußball-Liga 2000 oder der Handball-Bundesliga GmbH 2004. Die DEL ist also in Deutschland die Mutter aller Profiligen. Der Kanadier Luc Tardif, Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF, lobte: „Diese Liga ist eine der professionellsten in Europa und vielleicht darüber hinaus. Daher kommt jetzt auch der Erfolg.“
Die Spielzeit 2023/24 findet wieder mit 14 Teams statt. Daraus ergeben sich 52 Spieltage in der Hauptrunde. Der Meister soll spätestens am 30. April 2024 feststehen. Dann könnte ein mögliches siebtes Playoff-Finale ausgetragen werden. Novum: Vier Partien finden an Samstagabenden statt, erstmals am 30. September mit dem Traditionsknaller zwischen den Kölner Haien und den Adlern Mannheim.
Der sensationelle Erfolg der Nationalmannschaft, die im Frühjahr Vizeweltmeister wurde, soll der Liga einen weiteren Schub geben. „Wir als Verband profitieren unglaublich von der Qualität der Liga. Da hat sich so viel getan. Da gibt es gutes Eishockey, das macht es interessant für Spieler und Trainer“, erklärte Bundestrainer Harold Kreis.
Seit der Saison 2013/14, als der ERC Ingolstadt den Titel holte, hat es in der DEL keinen Meister mehr gegeben, der nicht EHC Red Bull München, Adler Mannheim oder Eisbären Berlin hieß. Die üblichen Verdächtigen sind erneut die Favoriten. Vor allem in der Hauptstadt ist man heiß auf Wiedergutmachung. Das Verpassen der Play-offs als DEL-Rekordmeister (neun Titel) war mehr als eine Enttäuschung. In der ungewohnt langen Sommerpause wurden die Wunden geleckt. „Die Eisbären stecken sich immer hohe Ziele. Wir wollen wieder zu den Topteams der Liga gehören. Wir haben die letzte Saison intensiv aufgearbeitet und analysiert“, sagte Sportdirektor Stephane Richer. Ziel ist die 10. „Klipp und klar, zweistellig in den Sternen zu werden und die zehnte Meisterschaft zu holen“, formulierte Nationalstürmer Marcel Noebels unmissverständlich die hohen Ambitionen an der Spree. Die Fans in der Hauptstadt sind gewohnt heiß. 5500 Dauerkarten wurden verkauft. Motto an der Spree: „Wir wollen euch Siegen 10!“
Beim Titelverteidiger aus München beginnt eine neue Zeitrechnung. Mit Don Jackson ist die erfolgreichste Trainerkarriere in der DEL nach dem Gewinn der vierten Münchner Meisterschaft zu Ende gegangen. Der US-Amerikaner, der nun in der Trainerentwicklung bei Red Bull arbeitet, wurde als DEL-Coach insgesamt neunmal Meister und absolvierte 1072 DEL-Spiele an der Bande. Eine Ikone. Nachfolger ist Toni Söderholm. Der Ex-Bundestrainer debütiert als DEL-Chefcoach. „Das Erbe von Don Jackson ist groß. Mit der DEG haben wir gleich zu Beginn in eigener Halle einen äußerst reizvollen Gegner“, sagte der 45-jährige Finne.
München gilt als Top-Favorit. Sechs von 14 Trainern oder Sportdirektoren nennen die von einem bekannten Brause-Imperium finanzierten Bullen als größten Titelkandidaten. Dahinter folgen mit fünf Nennungen die Adler Mannheim, die mit dem zweimaligen Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl (31) einen neuen Top-Star geholt haben. Hoch im Kurs stehen auch die Kölner Haie, der erste Meister in der DEL. „Sie haben sich im Sommer gut verstärkt und sind nun eine Spitzenmannschaft“, lobte Bären-Sportchef Richer. Dem stimmte RB-Kollege Christian Winkler zu: „Die Kölner Haie sind für mich der Geheimfavorit.“ Haie-Coach Uwe Krupp dagegen will erstmal kleinere Brötchen backen: „Für mich sind die Titelfavoriten München, Mannheim und Berlin." Eisbären-Coach Serge Aubin wollte sich erst gar nicht festlegen: „Für mich gibt es keinen klaren Favoriten. Die DEL ist sehr ausgeglichen.“
Als Abstiegskandidaten gelten neben den Augsburger Panthern, die nur in der DEL blieben, weil die Kassel Huskies als Bewerber nicht Zweitligameister wurden, noch die Schwenninger Wild Wings und die Iserlohn Roosters. Die Tabelle wird übrigens wieder, wie vor der Pandemie, nach Punkten sortiert und nicht mehr nach dem Punktekoeffizienten, die Play-offs nach dem Best-of-Seven-Modus ausgetragen.
30 Jahre. Eine verdammt lange Zeit. 1994 wurde Helmut Kohl erneut Bundeskanzler, Nelson Mandela Präsident von Südafrika, Sony brachte die Play-Station auf den Markt, die MTV Europe Music Awards fanden am Brandenburger Tor in Berlin zum ersten Mal statt, Michael Schumacher wurde erstmals Formel-1-Weltmeister, Deutschland scheiterte bei der Fußball-WM im Viertelfinale an Bulgarien. Und die Maddogs gingen als Nachfolger des letzten Bundesliga-Champions EC Hedos München mitten in der DEL-Premieren-Saison Pleite. Im Dezember wurde das Team abgemeldet. Ein Super-GAU. Denn genau das sollte durch die DEL-Gründung eigentlich vermieden werden. Dennoch wurde sie nach wilden Anfangsjahren und teilweise chaotischen Grabenkämpfen letztlich ein Erfolgsmodel. Mit schmucken Multi-Funktions-Hallen. Der Haie zogen als Vorreiter von der Lentstraße (7200) in die 1998 eröffnete Kölnarena (18.500). Es folgten Premium-Arenen wie in Berlin, Mannheim oder Düsseldorf.
Wer diesmal auch immer das Meisterrennen macht, Gernot Tripcke blickt positiv in die Zukunft. „Wir haben nach Corona den Weg zurück zur Normalität geschafft und sehen, wie sehr die Liga in den letzten Jahren gewachsen ist. Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen.“ Na dann.