„Jetzt sind wir mitten in den Play-offs!“Nürnberg – Wolfsburg 1:4

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Dass die Truppe von Trainer Pavel Gross alles andere als angenehm zu spielen ist, erfuhren die Nürnberger nicht erst zum Play-off-Auftakt. „Wolfsburg liegt gar keinem“, erklärte Ice-Tigers-Stürmer Steven Rupprich die Grizzly Adams zum Angstgegner der Liga, der den Gastgebern am Sonntag wieder einmal das Fürchten lehrte.

„Tiger“ anfangs noch bissig

In den ersten Spielminuten war für die Franken noch alles in Ordnung. Getrieben von 5.939 Zuschauern zeigten die Nürnberger, wieso sie als Tabellendritter das Heimrecht für sich ergattern konnten. Yasin Ehliz, Patrick Reimer und Steven Reinprecht hatten unter anderem den Führungstreffer auf dem Schläger. Doch die Scheibe entwischte, huschte am Tor vorbei oder Gäste-Keeper Sebastian Vogl nahm sich ihrer an. Nur im Wolfsburger Kasten landete sie nicht, was sich schon bald rächen sollte:

Knackpunkt Doppelschlag

Nachdem Brent Aubin Ice-Tigers-Goalie Andreas Jenike vorgewarnt hatte, schlugen die Grizzly Adams im Powerplay zu. Gerade hatte Ryan Caldwell wegen eines Stockchecks auf der Strafbank Platz genommen, da klingelte es dank Sebastian Furchner auch schon im Nürnberger Tor (9.). So fix der Treffer fiel, so schnell ließen sich die Franken aus der Ruhe bringen. Vor allem in der Defensive schlichen sich Fehler ein, die Chad Bassen gleich ausnutzte. Damit hieß es nur 38 Sekunden später: 2:0 für Wolfsburg (10.). Während der Gästeblock bebte, wurde es auf den anderen Rängen still. Sollte es das mit dem erhofften Heimsieg bereits gewesen sein?

Taktik durchschaut

„Auf geht’s Nürnberg, kämpfen und siegen!“, hatten die heimischen Fans nach der Pause ihren Schock überwunden, die Raubkatzen auf dem Eis aber nicht. Auch die Überzahlspiele der Franken blieben ohne Ergebnis. Die Niedersachsen dagegen waren immer zur Stelle und nutzten erneut die Abwehrschwäche des Heimteams aus. Norm Milley netzte zum 3:0 ein (28.). Alles, was die Gastgeber versuchten, war vergebliche Liebesmüh, während sich die Wolfsburger mit insgesamt 19 Torschüssen – zehn weniger als die Gastgeber – zum Sieg spielten. Zwar erzielte der DEL-Verteidiger des Jahres, Fredrik Eriksson, in der 58. Minute den Nürnberger Ehrentreffer, allerdings traf Sebastian Furchner in der Schlussminute das leere „Tiger“-Tor und machte den Sack endgültig zu (60.).

Wieso hatten die Grizzly Adams die Ice Tigers so im Griff? Die Antwort: optimale Vorbereitung. „Wir wussten, dass die Nürnberger sehr offensiv spielen und mit einem schnellen Sturm unterwegs sind“, so Torhüter Sebastian Vogl, „doch der Coach (Pavel Gross, Anm. Redaktion) hat uns sehr gut auf ihre Taktik eingestellt.“ Wirklich ausschlaggebend für den Triumph sei allerdings das gute Unterzahlspiel gewesen. Nicht zu vergessen: das Auftreten als geschlossene Einheit. Es waren also mehrere Schlüssel, die zum Erfolg führten. Ob diese auch vor Heimpublikum das Siegtor öffnen?

Psychologische Kriegsführung

Vogl ist optimistisch. Ihren „psychologischen Vorteil“ hätten die führenden Wolfsburger ja bereits am Sonntag genutzt. „Schließlich sind Play-offs und die Spiele übergreifend. Klar werden da Messages an den Gegner für das nächste Spiel gesendet.“ Wie erfolgreich diese Art von Kriegsführung am Ende ist, wird sich zeigen. Sicher ist, dass die Niedersachsen die Franken bis Mittwoch erneut genau analysieren, um ihnen „nicht den Hauch einer Chance“ zu lassen.

Während Sebastian Vogl und seine Teamkollegen selbstbewusst Spiel zwei erwarten, versucht Tray Tuomie herauszufinden, was seine Jungs nach dem 0:1 so aus der Bahn geworfen hat. „Genau das müssen wir uns jetzt fragen und daraus lernen“, so der Nürnberger Cheftrainer. Seine Mannschaft sei nämlich bestmöglich aufgestellt gewesen. „Vielleicht brauchen wir nur ein bisschen Anlauf. Die Ice Tigers waren ja in den letzten drei Saisons nicht in den Play-offs“, hofft Tuomie. Möglich. Doch wie will der Coach die Serie in Wolfsburg ausgleichen? Neben einem Wechsel der Reihen überlegt auch er sich eine Kriegsführung, denn „jetzt sind wir mitten in den Play-offs.“ Werden die „Tiger“ am Mittwoch kratzen und beißen?

Die Tore im Überblick:

0:1 (9.) Furchner (Haskins, Milley), PP1
0:2 (10) Bassen (Brocklehurst, Pohl)
0:3 (28.) Milley (Rosa, Höhenleitner)
1:3 (58.) Eriksson
1:4 (60.) Furchner

Strafen: Nürnberg 10, Wolfsburg 12

Schiedsrichter: Brill, Piechaczek

Zuschauer: 5.939


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