Jeff Tomlinson: „Für Constantin Braun heißt es noch härter arbeiten!"

Noch Anfang März schob der gebürtige Lampertheimer und
ehemalige Jungadler Constantin Braun das Thema NHL im Interview mit Hockeyweb
von sich: „Ich warte einfach ab, was passiert und mache mir darum überhaupt
keine Gedanken“. Am vergangenen
Wochenende aber war die NHL seltsam gegenwärtig – die beste Liga der Welt
sicherte sich beim diesjährigen Entry Draft in Vancouver die Rechte an den
besten Eishockeytalenten.
Ausgerechnet hatte sich Constantin Braun dafür im Frühjahr
wie gesagt noch wenig, da er im Ranking ziemlich weit hinten zu finden war.
Andere, wie etwa sein neuer Teamkamerad Elia Ostwald oder auch sein
Sturmkollege bei den Eisbären Juniors Marcel Müller, standen weit vor ihm.
Dennoch „erwischte“ es den 18-jährigen Wahl-Berliner im sechsten Durchgang an
Position 164 als vorletzten von vier Deutschen dann doch noch (Hockeyweb
berichtete). Jeff Tomlinson, Brauns Coach bei den Eisbären Juniors, reagierte begeistert
auf die Wahl der Kings: „Ich denke,
Constantin wurde gedraftet, weil er eine sehr gute Saison hatte. Er arbeitet
bei jedem Wechsel hart und im Training ist er bei jeder Übung voll dabei. Viele
NHL-Teams sehen in ihm, was wir in ihm sehen: er ist jung, talentiert,
aggressiv, stark. NHL-Teams halten Ausschau nach starken, jungen, gut
schlittschuhlaufenden Spielern, die besser werden. Wir alle können sehr stolz
darauf sein, dass er gedraftet wurde. Er hat hart dafür gearbeitet und verdient
die Anerkennung.“ Auch auf
internationaler Bühne, beim Viking Cup zum Beispiel, konnten sich die Späher
ein Bild von Brauns Fähigkeiten machen, als er sich mit fünf Treffern als
sicherster Torschütze des DEB-Teams erwies. Nicht weniger auffällig
präsentierte sich der 1,90 Meter messende Stürmer bei der U18-WM im April den
Beobachtern, half er doch durch vier Torvorlagen und zwei „Buden“ wesentlich,
den Verbleib im A-Pool zu sichern.
Es war sicher kein Zufall, dass ausgerechnet die Los Angeles
Kings bei Braun zugriffen, sind sie doch das sportliche Flaggschiff der
Anschutz Gruppe, zu der bekanntlich auch die Berliner Eisbären gehören;
Scoutingreports gibt es da quasi auf dem kleinen Dienstweg. Coach Tomlinson
beschreibt das Ganze so: „Wir stehen im
ständigen telefonischen Kontakt mit den Scouts. Sie rufen an, um zu
erfahren, ob gewisse Spieler bei diesem oder jenem Spiel eingesetzt werden,
wollen wissen wo wir spielen und ob wir ihnen Tickets besorgen können. Sie
stellen uns viele Fragen über die Spieler. Ein Team bat einige unserer Spieler
sogar, eine Art Fragebogen auszufüllen. In der letzten Saison wurden viele
unserer Spiele von Scouts der verschiedensten Teams besucht.“
Sollte eines Tages tatsächlich ein Angebot der Kings ins
Haus flattern, ginge jedenfalls ein weiterer Wunsch des talentierten
Eisbären-Stürmers in Erfüllung. Im März nämlich antwortete Constantin Braun mit
einem frechen Augenzwinkern auf die Frage, welcher NHL-Klub ihm denn am
liebsten sei: „Mir eigentlich egal, aber irgendwohin, wo es warm ist“. Los
Angeles würde da also bestens passen!
Von einem NHL-Team ausgewählt worden zu sein, das weiß auch
Jeff Tomlinson, bedeutet nicht automatisch, den Sprung über den großen Teich
schlußendlich auch zu schaffen: „Um
gedrafted zu werden, ist eine Menge harter Arbeit nötig. Aber dahin zu kommen
auch einen Vertrag unterschreiben zu können, ist noch härter. Und letztlich im
Kader eines NHL-Teams zu stehen, ist der schwierigste der drei Schritte. Ich
denke, Constantin wird irgendwann einen Vertrag in der NHL unterschreiben, wenn
er sich immer weiterentwickelt. Dazu muss er allerdings noch zehn Mal härter
arbeiten, als er es bisher schon getan hat. Nicht nur auf dem Eis, auch
außerhalb!“
Matthias Eckart
Foto: City-Press