Jason Jaspers: "Die Adler sind einzigartig"

Lesedauer: ca. 7 Minuten

Auf den Mann ist Verlass. Er hat kein Training am Feiertag und der

Interview-Termin war eine Woche vorher zwischen Tür und Angel ausgemacht. Doch

pünktlich steht Jason Jaspers auf der Matte beim Restaurant Rosso in der SAP-Arena. Klar,

sagt er, wenn er etwas zusage, dann hielte er das auch ein. Disziplin, das ist

etwas was heutzutage einfach unabdingbar zum Profisport gehöre.

Früher, sagt er und erinnert sich an Gespräche mit alten Hasen, hätte man sich

schon mal eine gewisse Lockerheit erlauben können, das sei unwiederbringlich

dahin. Kein Wunder, wenn man im harten Geschäft ein gewichtig Wort mitreden

möchte, dann muss alles stimmen. "Früher", sagt er etwa, "da kam man nach dem

Sommer ins Trainingscamp, um fit zu werden, heute muss man schon topfit

ankommen".


Dass man am Tag vorher gegen Augsburg verloren habe, das sei schon bitter,

sagt er und auch, dass der Coach ziemlich sauer gewesen sei. Woran der Einbruch

gegen den Tabellenletzten lag, das weiß Jaspers nicht so genau, vielleicht wäre

man nicht konzentriert genug gewesen. Außerdem hätten die Augsburger gekämpft

wie die Wilden. In der Pause habe man denen angeblich gesagt, wenn sie jetzt

nicht mal gewinnen würden, blieben die Fans weg und wenn die wegblieben, dann

sähe es halt auch mit dem Geld mau aus. Wahrheit oder Dichtung - auf jeden Fall

fuhren die Panther zu Hochform auf, was Jaspers großen Respekt abnötigt. "Jeder

will doch den Ersten schlagen", fügt er an, "wir müssen bei jedem Spiel alles

geben, die Liga ist nun mal sehr eng, wie wir gestern gesehen haben".


Das sagt auch Coach Poss ihnen immer wieder. "Der ist ein großartiger

Trainer", freut sich Jaspers, Poss würde immer den richtigen Ton treffen,

aufmuntern, kritisieren, alles zur richtigen Zeit. Und Teal Fowler sei die

ideale Ergänzung, näher an den Spielern, aber doch mit der notwendigen

Distanz.


Der Center hat keine Sekunde bereut, nach Mannheim gekommen zu sein. Obwohl

ihm das nun wirklich nicht an der Wiege gesungen worden war. Die stand 1981 in

Ontario, dort, wo, wie er lachend sagt "Eishockey Religion ist".


Man stolpere

praktisch bei jedem Schritt über Hockey. Sein Idol war, wie sollte es anders

sein, Wayne Gretzki. Und das Beste daran: "Der ist als Mensch

einfach nur toll." Er habe das Glück gehabt, ihn kennenzulernen. Gretzky sei ein

Mann ohne jede Starallüren, einer, der ganz locker mit allen Leuten umginge, so

jemanden habe man gerne zum Vorbild. Vater Jaspers und die beiden Brüder von

Jason waren hin und weg, als der große Gretzky mal in einem Hotel aus dem Aufzug

trat, Jason herzlich begrüßte und dann noch mit der Familie plauderte.

Eigentlich, sinniert der Adler-Spieler, kenne er nur sehr wenige nicht

sympathische Hockeyspieler, mit den meisten käme man wirklich gut aus.


Das träfe jetzt auch auf die Teamkollegen in Mannheim zu. Greg Poss habe

bei der Zusammenstellung immer auch nach dem Charakter gefragt, nie nur nach dem

Talent. Denn das alleine garantiere nun wirklich keinen Erfolg, sagt Jaspers.

"Beides ist gleich wichtig, und muss gut ausbalanciert sein."


Drei Brüder hat Jaspers, alle drei spielen Eishockey. Der jüngste bei den

Juniors, "der macht das richtig gut, er hat Chancen weiterzukommen", lobt er

ihn. Die anderen sind in einem "Beerteam", das der Papa sponsort. Beerteam, weil

es hier nicht mehr bierernst zur Sache geht, weil die Cracks einfach Spaß am

Spielen haben und auch, weil man anschließend gerne mal ein Bierchen trinken

geht.


Von Kanada aus zog es Jaspers in die Staaten, dort, wo die Leute sogar

Baseball mögen, was ihn immer noch verwundert. Selten, gibt er zu, habe er sich

bei einer Sportart dermaßen gelangweilt wie beim Baseball. In Kanada, da seien

die Fernsehkanäle voll von Eishockey, man erführe jedes Detail über jeden

Spieler, welch Paradies verglichen mit dem Nachbarland, in dem selbst der beste

Baseball-Spieler auf dem Feld irgendwie noch der totale Langweiler sei. Nun gut,

meint Jaspers, wer den Sport möge, herzlich gerne, natürlich, für ihn sei er

nichts.


Er wurde gedraftete, landete in der NHL; wurde hin und her geschoben.

"Hier", sagt er, "macht man 52 Spiele und hat auch mal frei", drüben kämen pro

Saison schon mal hundert Matches zusammen, inklusive Freundschaftsspiele und

Play Offs. 17 Mal habe er in einer Saison drei Spiele in drei Tagen absolviert,

"das ist grausam". In der NHL zahle sich das in barer Münze aus, aber wenn man

weiter nach unten schaue, überwögen oftmals die Nachteile. Etwa für Familien. Da

erführe einer morgens, dass er abends am anderen Ende des Staates auflaufen

müsse. Die Familie gucke in die Röhre und eigentlich sei dieser Job nur etwas

für Singles.


Jason Jaspers musste sich mit 17 entscheiden, ob er eine College-Ausbildung

wollte, oder ganz aufs Eishockey setzen. Wobei er einen entscheidenden Vorteil

hatte: Man bot ihm an, sollte es mit dem Hockey nicht so laufen, seine

Ausbildung an einer kanadischen Universität zu zahlen. Dieses Privileg hätten

nicht viele, sagt er. Doch dann ging er hundertprozentig Richtung Hockey. Und

denkt im Moment nur sehr vage daran, was später einmal sein wird. Vielleicht

möchte er ins Geschäftsleben einsteigen, "ich habe durch den Sport ja viele

Beziehungen knüpfen können".


Doch erstmal will er Leistung zeigen. Will alle überzeugen von seinem

Können. Er habe, sagt er, eigentlich nie die richtige Chance in der NHL

erhalten, sei dauernd hin und hergeschoben worden, das habe ihm nicht

gefallen. Er hörte, dass die DEL inzwischen international ernst genommen wird

und heuerte in Mannheim an. Ein wenig mit dem Hintergedanken, sich hier zu

beweisen und dann vielleicht in Übersee nochmal eine Chance zu bekommen, "aber",

lächelt er, "mir würde es auch nichts ausmachen, hier noch lange

weiterzuspielen".


Die größere Eisfläche käme ihm zupass. Er sei ein guter Schlittschuhläufer,

das könnte er hier viel besser zeigen als zu Hause. Sicherlich, vieles sei auch

gewöhnungsbedürftig hierzulande, die Regeln etwa. Und das Verwunderlichste:

"Jeder Schiedsrichter hat so seine Eigenheiten." Und lege die Regeln nach seiner

Meinung  aus. Da stehe man manchmal schon ein klein wenig frustriert auf dem

Eis. Wobei Jaspers die Schiris sogar verstehen kann: "Die haben oftmals einen

anderen Beruf und stehen dauernd unter Druck, das wäre bei Profis vielleicht

anders." Man müsse sich halt dran gewöhnen, dass der eine Unabhängige etwas

ahnde, was der andere durchgehen ließe.


Ganz anders sind auch die Fans. "Im Trainingscamp waren 30 mit, die waren

so laut, dass ich mich schon gewundert habe." Aber dann hätten die Spieler, die

schon länger in Mannheim sind, nur gesagt, er solle erstmal abwarten. "Sowas

kann man überhaupt niemandem erklären", sagt Jaspers fast ein wenig erstaunt,

solche Fans habe er noch nie erlebt. In der NHL wäre beim entscheidenden Play

Off Spiel nichtmal ein Zehntel der Stimmung, die die Adler-Fans bei fast jeder

Begegnung ins Stadion brächten, "gigantisch".


Mit seiner Leistung ist er bisher zufrieden, und überhaupt, es sei in einem

Team wie in Mannheim nicht wichtig, wie sich der einzelne heraustelle, das

Zusammenspiel müsse klappen. Und hier läge ein entscheidender Vorteil bei den

Adlern: "Wir können die Reihen immer wieder umstellen."


Gab es mal eine Situation, in der er Eishockey nicht mochte. Nein, sagt der

Crack, eigentlich nicht. Obwohl er barfuß durch die Hölle gehen musste in einem

Fall. Da hatte ein Puck ihn an der Wange getroffen und das halbe Gesicht

zerfetzt. Kein Zahn saß mehr, wo er sitzen sollte, die Knochen waren gebrochen,

der Kiefer total entstellt. Die Zahnärztin, die er sonst hatte, konnte ihn noch

nichtmal anschaun, so grauenhaft habe er ausgesehen. Es dauerte lange, bis alles

wieder hergestellt war, heute, drei Jahre später, sieht man nichts mehr, "aber

an den Schmerz werde ich mich immer erinnern". Doch selbst da, als er nachts

wachlag, weil alles höllisch weh tat, da habe er nie wirklich ans Aufhören

gedacht. Eishockey sei sein Leben und zudem der wunderbarste Sport

überhaupt.


Privat ist er fest gebunden, an Morgan, mit der er seit sieben Jahren

zusammen ist. Sie möchte gerne heiraten, seine Familie unterstützt sie darin,

lächelt er. Und Kinder, ja, die will er auch eines Tages haben. 25 Knirpse

halten derzeit das Team auf Trab, lacht er, "das ist der reinste Babyboom".

Wunderbar  an Mannheim sei auch, dass viele Spieler ganz in der Nähe wohnten,

eine kleine Gemeinde bildeten und sich gegenseitig hälfen. Er schätzt diese

Bodenhaftung, diese Bindung. Wie er Mannheim inzwischen von Herzen mag: "Die

Adler sind einzigartig." Und am Sonntag beim Heimspiel gegen Berlin, das kündigt

er noch an, wolle man den Fans zeigen, dass man weitersiegen wird. 


(Angelika von

Bülow - Foto by City-Press)


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