Jan Benda - "Es wäre cool, in Deutschland zu spielen"
Herr Benda, das wäre ja wirklich ein Ding, wenn Sie am Ende ihrer langen Karriere noch einmal in Deutschland spielen würden...
Ja ich fände das auch ziemlich cool und würde es genießen noch einmal nach Deutschland zu kommen. Ehrlich gesagt war ich schon öfter kurz davor einen Vertrag in Deutschland zu unterschreiben. Alleine Marcus Kuhl von den Mannheimer Adlern hat jahrelang versucht mich zu holen, aber meistens kam im letzten Moment ein besseres Angebot dazwischen. Ich glaube, ich habe ihm insgesamt fünfmal absagen müssen. Auch die Eisbären zeigten damals Interesse.
Warum jetzt Nürnberg?
Ich will meine Karriere noch nicht beenden. Mein Ex-Verein Slavia Prag hat finanzielle Probleme und mir signalisiert, dass sie mich erst ab Dezember bezahlen können. Ich solle mir solange etwas anderes suchen. Ich habe mich dann selbst ein wenig umgehört und war mit Dresden in der 2. Bundesliga einig, aber sie konnten mir keine Ausstiegsklausel für eine erste Liga geben, weil sie mit mir als einem der Schlüsselspieler planten. Da macht es natürlich keinen Sinn, wenn der dann irgendwann wieder weg ist. Das kann ich gut verstehen. Danach war Lorenz Funk am schnellsten und hat mir konkret ein Angebot vorgelegt. Dann ging innerhalb von zwei Tagen alles ganz einfach.
Allerdings ist der Vertrag mit den Ice Tigers erstmal bis zum 21. August befristet....
Ja das stimmt, aber ich kann das gut verstehen. Schließlich bin ich schon 39 Jahre alt und man hat jahrelang in Deutschland nichts von mir gesehen. Man will sich erstmal absichern, was der Benda noch so drauf hat. Das ist ok. Ich bin bereit das ganze Jahr hier zu bleiben, wenn man mich will.
Was haben Sie für einen Eindruck nach den ersten Tagen im Trainingslager?
Die Mannschaft hat ein gutes Niveau und die Ice Tigers kümmern sich sehr gut um die Spieler.
Sie haben unter anderem auch neun Spiele mit drei Assists bei den Washington Capitals in der NHL absolviert. Warum konnten Sie sich nicht länger in der besten Liga der Welt etablieren?
Es ist sehr schwierig, sich dort durchzusetzen. Viele Umstände müssen zusammenkommen, um das zu schaffen. Ich hatte auch oft Trainer und Manager, die sich nicht besonders für europäische Spieler interessierten. Vielleicht war ich aber auch zu ungeduldig und habe nicht lange genug gewartet, um nach ein paar Jahren in den Minor Leagues endlich eine Chance zu bekommen.
Über die Stationen Tschechien und Finnland sind Sie schließlich in der russischen KHL gelandet. Wie sind Sie dort zurechtgekommen?
Ich habe absolut kein Problem mich anzupassen. Am Anfang sind die Russen sehr zurückhaltend, aber wenn man akzeptiert wird, sind Sie sehr freundlich. Wie sagt man so schön: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Finanziell ist die KHL das beste nach der NHL. Als ich in Kazan war, hatte man dort einen höheren Etat als die New York Rangers.
Sie haben wirklich schon fast alles erlebt in der Eishockeywelt. Wer waren die besten Spieler mit denen Sie zusammengespielt haben?
Als ich 2001 nach Kazan kam, war Pavel Datsyuk noch dort. In Nordamerika habe ich unter anderem mit Eric Lindros zusammen gespielt.
Und der beste Trainer?
Das war sicherlich Hans Zach. Ich kann das gar nicht genau erklären, aber irgendwie verstanden wir uns sehr gut.
Zurück nach Deutschland. Was war damals wirklich los in Turin, als Sie 2006 einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele ausgebootet wurden, obwohl Sie bei der Eröffnungsfeier noch dabei waren?
Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht! Uwe Krupp kam zu mir ins Hotelzimmer und sagte, ich solle meine Sachen packen und nach Hause fliegen. Entweder heute noch oder morgen. Ich habe gefragt warum, aber er konnte oder wollte mir das nicht sagen. Es kam mir vor als wäre das ganze geplant gewesen, obwohl ich eigentlich als Kapitän vorgesehen war.
Haben Sie seitdem mit Uwe Krupp noch einmal gesprochen?
Nein. Ich finde es schade, dass man mir damals nicht ins Gesicht gesagt hat, warum ich gehen muss. Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn man zu mir gekommen wäre und gesagt hätte, Jan, wir wollen jüngeren Spielern die Chance geben hier zu spielen.
Es heißt immer so schön, Sie seien ein Allrounder, der Stürmer und Verteidiger spielen kann. Wie muss man sich das vorstellen?
Ich habe damit keine Probleme und kann beide Positionen spielen. Es kam in den letzten Jahren sogar öfter vor, dass mitten im Spiel der Trainer zu mir kam und wollte, dass ich in der nächsten Eiszeit die Position wechsle. Dann habe ich das eben gemacht.
Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach ihrer aktiven Karriere?
Solange es geht möchte ich spielen. Ich habe mir da keine Grenzen gesetzt. Aber natürlich merkt man, dass nicht mehr alles so locker geht wie mit 25. Die Beine können manchmal nicht mehr so wie der Kopf will. Das wird sicherlich auch Jaromir Jagr, der jetzt mit 39 zurück in die NHL gewechselt ist, spüren. Was danach kommt wird sich zeigen, aber ich habe mir in Prag in den letzten Jahren ein bisschen was nebenher aufgebaut.
Vielen Dank für das Gespräch!