Jake Virtanen: Eishockeyspieler oder Problemfall?Fischtown Pinguins Bremerhaven verpflichten Neuzugang

Sportlich begann die Karriere des 26-jährigen Kanadiers mit finnischen Wurzeln bei den Vancouver Canucks. Im Jahr 2014 wählten ihn die Canucks an sechster Stelle im NHL-Draft aus. Zwischen 2015 und 2021 standen 317 NHL Spiele und 100 Scorerpunkte auf dem Papier. Im Sommer 2021 wurde der Vertrag von den Canucks allerdings aufgelöst. Ein Gerichtsverfahren wegen sexueller Nötigung wurde gegen Virtanen eröffnet. Er wurde angeklagt, eine Frau vergewaltigt zu haben. Trotz seiner Aussage, dass die Frau dem Geschlechtsverkehr mit Worten nicht zugestimmt habe, wurde der Kanadier aufgrund mangelnder Beweise freigesprochen. Am Ende stand Aussage gegen Aussage.
Da Virtanen für den Eishockeymarkt in Nordamerika seit diesem Vorfall kein Thema mehr war, versuchte er sein Glück auf europäischem Eis. Im September 2021 wechselte er zum russischen Klub Spartak Moskau in die KHL. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs floh er aus dem Land und wurde wegen Vertragsbruchs entlassen.
Die nächste Station stellte der EHC Visp in der Schweiz dar. Doch aufgrund einer körperlichen Auseinandersetzung mit einem Mitspieler kündigte der Verein nach nur 21 Spielen das Arbeitsverhältnis am letzten Wochenende. In der Nordsee-Zeitung äußerte sich ein anonymer Mitarbeiter vom Schweizer Zweitligisten zum Vorfall: „Ich finde die Gerüchte, die kursieren, sehr schade. Aber ich kann sagen, dass der Verein diese Gerüchte selbst mit gestreut hat. Es hat Probleme gegeben bei der Vertragsauflösung, da hat man ein, zwei Dinge in die Welt gesetzt, um den Preis für die Auszahlung zu drücken. Denn er hatte noch einen Vertrag für nächstes Jahr.“ Der Insider bestätigte den Vorfall, aber nahm ein wenig die Schärfe aus der Situation: „Ja, es hat eine heftige Diskussion gegeben. Aber das passiert hundertmal, auch in Deutschland. Eine Schlägerei gab es definitiv nicht. Wie das geschildert wird, ist nicht korrekt gegenüber Virtanen.“
Seit Dienstag schnürt Virtanen seine Schlittschuhe für die Fischtown Pinguins Bremerhaven. Da aktuell elf Kontingentspieler im Kader stehen, wovon allerdings nur neun pro Spiel eingesetzt werden dürfen, müssen zwei Spieler auf der Tribüne Platz nehmen. Ob und wie oft er im Kader stehen wird, bleibt abzuwarten. Bremerhaven ist normalerweise bekannt dafür, Spieler mit einem guten Charakter zu verpflichten. Sicherlich ein Aspekt, der Konfliktpotential hat. Seine Mitspieler werden genauer hinschauen müssen.
Stimmen zur Verpflichtung:
Jake Virtanen: „ Ich bin mehr als glücklich, dass mir die Pinguins die Chance bieten, hier im Norden zeigen zu dürfen, dass ich ein ordentlicher Mensch und ein guter Eishockeyspieler bin. Ich werde alles daran setzen, dass das in mich gesetzte Vertrauen belohnt wird.“
Alfred Prey: „Wir haben mit Jake alles besprochen, haben unsere Vorstellungen und Wünsche artikuliert und sind uns sicher, dass auch Jake ein klares Ziel vor Augen hat. Wir sehen immer in die Zukunft die man versuchen kann zu bestimmen, die Vergangenheit ist passé.“
Am Mittwoch äußerte sich Teammanager Alfred Prey in der Nordsee-Zeitung aufgrund vieler negativer Kommentare auf Social Media erneut zu der Verpflichtung von Jake Virtanen: „Mir tut es leid, was Virtanen seit seiner Ankunft hier über sich ergehen lassen muss. Das ist schon sehr abwertend. Ich sehe, wie er unter diesen Dingen leidet. Das macht mich persönlich sehr betroffen. Der Junge ist total verunsichert, weil da so über ihn geschrieben wird. Da muss ich mich schützend vor ihn stellen."