Jackson: „Wegen mentaler Schwächen haben wir zuletzt Vorsprünge eingebüßt"
Jiri
Ehrenberger: „Es war ein leichtes Spiel heute. Denn für eine Mannschaft wie
uns, gibt es in Berlin eigentlich nichts zu gewinnen.“ Dass es am Freitagabend
dann aber doch die Ausnahme von der zuletzt meist gültigen Regel gab, nämlich
dass die Gastmannschaften vom Angriffswirbel der Eisbärencracks im
Wellblechpalast demoralisiert werden, dafür trugen die Mannen um
Eisbären-Chefcoach Don Jackson selbst die Schuld.
Sie öffneten
Mitte des zweiten Drittels nach ihrer 5:2-Führung den Pinguinen wieder die Tür,
die längst verriegelt und verrammelt
schien. Insbesondere im Defensivbereich wurde deutlich, dass man harte Arbeit
derzeit nicht willens ist zu verrichten. Ein Rückfall in längst überwunden
geglaubte Verhaltensmuster, inklusive des schmählichen im Stichlassens des
eigenen Torhüters, machte den verdienten 7:5-Erfolg der Rheinländer erst
möglich. „Obwohl wir wussten, dass Krefeld seine letzten vier Spiele gewonnen
hat“, so Jackson sichtlich angefressen, „hatten wir heute nicht den nötigen
Respekt vor dem Gegner. Gerade gegen Mannschaften, die einen Lauf haben muss
man härter arbeiten und konzentrierter spielen. Wir haben nicht genug auf die
Defensive geachtet. Heute und im Spiel in Hannover haben wir wegen mangelndem
Einsatz, also mentalen Fehlern Vorsprünge wieder abgegeben.“
Zweifelsohne
befinden sich die Eisbären im Moment in einer schwierigen personellen
Situation, da wichtige Spieler wie Denis Pederson, aber auch André Rankel und
Christoph Gawlik noch längerfristig ausfallen. Gawlik, wie sich nun heraus
stellte, gar für die komplette restliche Saison. Er muss sich einer weiteren
Schulteroperation unterziehen. Hinzu kommen die kurzfristigeren Ausfälle von
Florian Busch aufgrund eines grippalen Infektes, sowie des noch für das heutige
Spiel in Nürnberg gesperrten Alexander Weiß. Und auch Nachrücker Elia Ostwald
wird nun erst einmal von der Tribüne aus dem Treiben seiner Kollegen auf dem
Eis zuschauen müssen. Er zog sich beim Check eines Krefelders eine
Gehirnerschütterung zu. Auch wenn all diese Ausfälle schmerzlich und somit zwei
komplette Sturmreihen nicht ohne weiteres zu ersetzen sind, so können sie
dennoch nicht als glaubwürdige Begründung mangelnden Willens herhalten.
Die
Krefelder, die in Berlin vom per Sonderzug angereisten zahlreichen wie
lautstarken Anhang in beeindruckender Weise unterstützt wurden, sind indes die
DEL-Mannschaft der Stunde. Von Spiel zu Spiel hangelten sie sich inzwischen auf
den siebten Tabellenrang. Trainer Jiri Ehrenberger weiß auch warum: „Wir haben
nun endlich auch mal das Glück des Tüchtigen. Es gab eine Serie von Spielen,
die wir mit nur einem Tor Unterschied verloren haben. Jetzt gewinnen wir die
auch mal. Der Rückstand im zweiten Drittel heute war zwar auch ein Schlag für
meine Spieler, doch den haben sie weggesteckt und weiter an ihre Chance
geglaubt. Die Jungs haben eine wirklich tolle Moral gezeigt.“
Im
Gegensatz dazu ging für die Eisbären offensichtlich vieles lange Zeit zu
leicht. Nun hieße es für den bisherig so souveränen Tabellenführer eigentlich
die Ärmel aufzukrempeln und auch wieder die Drecksarbeit zu erledigen.
Eigentlich. Ob die erfolgsverwöhnten Eisbärencracks dazu bereit sind, muss sich
in den nächsten schweren Spielen heute in Nürnberg, am Dienstag und kommenden
Freitag auf eigenem Eis gegen Köln und Hamburg erweisen. (mac/ovk)