Jackson: „Es ist nicht wichtig, dass Hamburg heute gewonnen hat“
Nationalspieler André Rankel war sich nach dem 2:4 gegen die Hamburg Freezers nicht sicher, inwieweit die zehntägige Spielpause Einfluss auf den aus Sicht der Eisbären unbefriedigenden Spielverlauf hatte. „Auf jeden Fall“, wusste der gebürtige Berliner jedoch danach, “dürfen wir in den nächsten Spielen nicht wieder das erste Drittel so verschlafen wie heute.“ Schon hier legten die Gäste von der Alster nämlich den Grundstein für ihren verdienten Sieg in Spiel 1 der Viertelfinalserie zwischen den beiden Anschutz-Klubs. „Hamburg hat hinten gut gestanden und vor allem im letzten Drittel clever verteidigt. Wir hatten aber auch Pech bei unseren Chancen. Fakt ist, dass wir dringend einiges verbessern müssen. Zum Beispiel Über- und Unterzahl. Dass Hamburg gut am Bullypunkt ist, wussten wir. Auch da heißt es nachzulegen“, zählte der junge Berliner, der noch zu den Besseren seiner Mannschaft gehörte, gleich ein paar durchaus zutreffende Gründe für die Niederlage seiner Eisbären auf.
Denis Pederson (Foto), der nach langer Verletzungspause sein erstes Spiel bestritt, sah es nicht anders: „Im ersten Drittel waren wir allgemein nicht gut, haben unsere Beine nicht gefunden. Ab dem zweiten Drittel lief es besser und im letzten haben wir unsere guten Chancen nicht verwertet. Unsere Special Teams müssen besser werden. Das ist in den Play-off einer der wichtigsten Faktoren.“ Dass er selbst noch nicht der Alte ist, räumte der kantige Stürmer ein: „Ich war vorher schon sehr nervös. Ein Spiel ist was anderes als Training. Vor allem an die Schnelligkeit muss ich mich erst wieder gewöhnen. Das Knie an sich bereitete mir aber keine Probleme, es fühlte sich gut an.“
Freezers-Coach Bill Stewart war zu Recht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. Entspannt resümierte er: „Eins ist klar, das wird eine lange und harte Serie. Es ist uns heute im ersten Drittel gelungen, den Vorteil auszunutzen, im Rhythmus geblieben zu sein. Da waren wir sehr gut. Danach kamen die Eisbären aber auf, da hatten wir auch Glück und in Philippe Sauvé einen sehr guten Torwart.“
Stewarts Berliner Kollege Don Jackson war freilich alles andere als entspannt. Was sein Team bot, konnte er über weite Strecken nicht gut finden. „Nicht alle Spieler haben heute hart und gut genug gespielt“, lauteten seine klaren Worte nach dem Spiel, „sie haben nicht den Preis bezahlt.“ Vom fehlenden Kapitän als Entschuldigung für das verlorene Spiel mochte der Coach nichts hören: „Es kommt nicht darauf an, wie viele Spieler man hat, sondern dass die, die da sind hart arbeiten und gut spielen.“ Eine recht unmissverständliche Botschaft an sein Personal, das nun hoffentlich mental in den Play-off angekommen ist.
Während Jacksons Schützlinge sich oftmals verzettelten, hielten die Freezers ihr Spiel einfach, suchten im Angriffsdrittel den direkten Weg zum Tor und waren sich unter Druck im eigenen nicht zu schade, den Puck einfach raus zu hauen. Die Hansestädter spielten ihr Spiel, die Eisbären hingegen fanden nur phasenweise zu dem ihren, das war der wesentliche Unterschied am Dienstagabend.
Ans Aufgeben denkt in Berlin wegen dieser Niederlage nun natürlich niemand. André Rankel meint selbstbewusst: „Es kann immer passieren, dass man ein erstes Spiel verliert. Je länger die Serie geht, desto mehr sehe ich aber die Vorteile auf unserer Seite.“ Denis Pederson schlug in dieselbe Kerbe: „Wir müssen uns auf Spiel 2 vorbereiten, dort all das besser machen, was heute noch nicht funktionierte und die Serie ausgleichen.“ Jeden Gedanken an eine Vorentscheidung wischte letztlich auch Trainer Don Jackson rigoros vom Tisch: „Es ist nicht wichtig, dass Hamburg heute gewonnen hat!“ – Dass all dies nicht schon das berühmte Pfeifen im Walde ist, dafür können, ja müssen die Eisbären schon am Donnerstag in Hamburg auf dem Eis der Color Line Arena den Beweis erbringen. (mac/ovk)
Foto by City-Press: Zurück im Eisbärenkader - Stürmer Denis Pederson