Ist Spiel 7 gegen Ingolstadt ein Endspiel für Hans Zach?
Die Play-offs sind endlich auch in Köln angekommen. Nachdem die ersten
drei Viertelfinal-Partien gegen Ingolstadt nicht mehr Zuschauer in die
Kölnarena lockten als durchschnittliche DEL-Spiele, wird Europas größte
Arena im siebten und entscheidenden Spiel endlich gut gefüllt sein,
bereits im Vorverkauf wurden mehr als 14.000 Karten abgesetzt. Man hat
begriffen, dass es nun um alles oder nichts geht, und das nicht nur für
die Mannschaft der Haie. In den Kölner Medien wird bereits offen
darüber spekuliert, ob mit dem heutigen Spiel auch das "Modell Zach"
auf dem Prüfstand stehe. Beim Kölner Sieg am Ostermontag in Ingolstadt
soll Zach ohne große Anteilnahme an der Bande gestanden haben, bei
einer Ingolstädter Auszeit gar nicht erst das Wort ergriffen haben.
Manche Verschwörungstheoretiker wittern gar eine Übernahme der Macht
durch die erfahrenen Kanadier aus dem Kölner Paradeblock. Eine bessere
PR für den Kartenverkauf können sich die Haie gar nicht wünschen.
Sollte Hans Zach ähnlich wie vor nicht einmal einem Jahr bei
seinem Abgang von der Nationalmannschaft auch in Köln von den Medien
derart kritisiert werden, dass er das Handtuch wirft? Ein Unterschied
zum Vorjahr besteht immerhin: Zach wurde als Nationaltrainer nicht
entlassen, er trat auch nicht zurück, sondern entschloss sich
lediglich, seinen abgelaufenen Vertrag nicht zu verlängern. In Köln ist
die Situation ganz anders, bei den Haien hat Zach bis 2006
unterschrieben, er müsste folglich entlassen werden oder zurücktreten.
Letzteres sähe dem Tölzer nicht ähnlich. Und eine Entlassung seitens
der Haie käme überraschend, schließlich erklärt man in Köln, man setze
auf Kontinuität. Als man Zachs Vertrag im vergangenen Jahr verlängerte,
wusste man schließlich, was man an ihm hat bzw. nicht hat.
Und doch bleibt ein gewisser Zweifel an der der Kölner
Vertragstreue zum Trainer, denn falls das Verhältnis zur Mannschaft
tatsächlich durch eine "Meuterei" beeinträchtigt sein sollte, bliebe
Kölns Clubchef Heinz-Hermann Göttsch gar nichts anderes übrig, als die
Reissleine zu ziehen, denn der Großteil der Mannschaft wird auch in der
kommenden Saison auf dem Eis stehen. Zudem wird man die Zahlen der
laufenden Saison im Kopf haben: 500 Dauerkarten weniger verkauft als im
Vorjahr, 700 Zuschauer weniger im Saison-Durchschnitt (letztere Zahlen
sind wegen diverser Freikarten-Aktionen allerdings schwer
einzuschätzen). Ein erneutes Aus im Viertelfinale könnte ähnliche
Folgen haben, denn wie soll man die kommende Saison erfolgreich
verkaufen, wenn man mit dem selben Trainer und derselben Mannschaft
antritt, die zweimal in Folge gescheitert sind? Das wäre immerhin eine
Art Kontinuität.
Man hat am Montag in Hamburg gesehen, wie eng Ausscheiden oder
Weiterkommen zusammenhängen, ein nicht abgepfiffener Schuss gegen die
Maske des Torhüters und ein Videobeweis können über Glück und Unglück
entscheiden. Sollte von einer vergleichbaren Szene tatsächlich der Weg
in die Zukunft eines ganzen Vereins abhängen?
Die Play-offs sind sehr langsam in Köln angekommen, nun aber gewaltig!
Alexander Brandt